Stadtfest in Wittenberg Kleine Darsteller beteiligen sich am Kinderfestumzug zu „Luthers Hochzeit“ - Was sie erzählen
Kleine Darsteller ganz groß: Rund 350 Heranwachsende beteiligen sich am Sonntag am Kinderfestumzug in Wittenberg. Hauptattraktion ist das kleine Lutherpaar. Sie ernten reichlich Jubel von den Zuschauern.

Wittenberg/MZ. - „Juuubel!“ Es ist die Attraktion des Kinderfestumzuges in der Lutherstadt: das kleine Lutherpaar.
Kurz vor Beginn tauchen plötzlich am Lutherhaus Martin Luther mit Gattin Katharina von Bora inmitten des mittelalterlichen Markttreibens auf – zumindest scheinen sie es tatsächlich zu sein. Er trägt die typische Mönchskutte, neben ihm ein Mädchen in einem einfachen, aber dennoch eleganten Kleid.
„Luthers Hochzeit“ zum 28. Mal ausgetragen
In diesem Jahr, zur mittlerweile 28. Auflage von „Luthers Hochzeit“, sind es Karl Mattner und Luise Böhmert aus Pratau, die in die Rollen des Reformators und seiner Ehefrau schlüpfen. Vor allem eines gilt es in dieser Funktion zwingend zu beachten: Viel lächeln, winken und – natürlich jubeln.
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Für den neunjährigen Karl Mattner ist es ein „schönes“ und auch etwas erhabenes Gefühl, wie er sagt, am Sonntag Martin Luther zu verkörpern. Als nach Kinderdarstellern gesucht wurde, hat er sich ohne zu zögern bereiterklärt, in die Kutte des Reformators zu schlüpfen. In seiner Nachbarin und langjährigen Spielkameradin Luise Böhmert hat der kleine „Luther“ schließlich seine Katharina gefunden.

Und auch ein besonders passender Zufall bereichert die Szenerie: Die junge Darstellerin, die die Rolle für die geflohene Nonne Katharina übernommen hat, besucht tatsächlich die Pratauer Grundschule „Katharina von Bora“. Zumindest an diesem Wochenende ist die Achtjährige die „Chefin ihrer Schule“, betont ihre Mutter Carolin Böhmert stolz.
„Luthers Hochzeit“: Kinderfestumzug zum Stadtfest Wittenberg
Im Vorfeld hat sich das junge Lutherpaar gut auf seine Rolle vorbereitet. Wer sie sind, wann sie geboren sind und mit welchen geschichtlichen Ereignissen sie vor rund 500 Jahren nahezu die Welt veränderten, kamen von Karl und Luise wie aus der Pistole geschossen. Auch Oberbürgermeister Torsten Zugehör beglückwünschte die beiden Grundschüler. Er sagt: „Vielleicht sehen wir uns in einigen Jahren wieder – dann als großes Lutherpaar.“ Ein kräftiges Jubeln entbrannte auf dem Markt. Das liege jedoch an den beiden selbst. Ihren Job wiederum hätten sie hervorragend gemeistert.
Punkt 11 Uhr setzte sich am Sonntag der traditionelle Kinderfestumzug, angeführt vom Fanfarenzug der Lutherstadt, am Lutherhaus in Bewegung. Für die circa 350 kostümierten Darsteller ging es die Collegienstraße entlang in die Innenstadt bis zum Marktplatz. Insgesamt waren in diesem Jahr zum Umzug 20 Bilder zu erleben, dargestellt von Kindern und Erwachsenen verschiedener Einrichtungen sowie Vereinen aus Wittenberg und Umgebung.

Mit dabei waren die „Gänselieschen und Schweinehirte“ des Hortes „Abenteuerland“ vom lutherstädtischen Eigenbetrieb „KommBi“. Dessen Leiterin Constance Bräunlich hatte noch weitere Kostüme nähen müssen, denn die Beteiligung der Kinder am Umzug sei enorm gewesen. Sie erzählt: „Wir hatten in diesem Jahr Rekordanmeldungen.“ 19 junge Gänselieschen und Schweinehirten haben sich letztendlich am halbstündigen Umzug beteiligt. Stolz präsentierten sie den jubelnden Schaulustigen ihre Stoffgänse und -schweine – mit reichlich Liebe zum Detail selbst genäht und ausgestopft, informiert Bräunlich.
Darüber hinaus beteiligten sich beim Kinderumzug auch die „Waschweiber“ der Grundschule Käthe-Kollwitz, die Alchemisten und Kräuterfrauen des Fröbel-Betriebskindergartens und die kleinen Botenläufer. Im Anschluss fand ein nettes Kinder-Mitmachprogramm statt.