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Sprengung Sprengung: 50 Meter hoher Schornstein in Kemberg soll fallen

Von Sabine Wesner 23.06.2015, 12:44
Die ersten Arbeiten haben bereits begonnen.
Die ersten Arbeiten haben bereits begonnen. Kuhn Lizenz

Kemberg - Heute wird es laut in Kemberg. Zwischen 13.30 und 14 Uhr wird ein heftiger Knall die kleinstädtische Stille zerreißen und Kembergs „Skyline“ für immer verändern. Der 50 Meter hohe Schornstein des alten Betonwerkes wird gesprengt. „Das wird schon ordentlich rumsen“, ist Sprengmeister Karl-Heinz Bühring überzeugt. „Schon weil der Turm unmittelbar neben dem alten Heizhaus wie in einer Art Kessel steht.“

Für Bühring, der seit Montag mit zwei Mitarbeitern vor Ort ist und die Sprengung vorbereitet, ist der Kemberger Betonriese nur Routine. „Das ist mein 549. Schornstein“, sagt der 63-Jährige. Seit 1979 arbeitet der Mann aus Pretzien bei Schönebeck als Sprengmeister und hat seither Tausende Gebäude und Objekte in Schutt und Asche gelegt.

Geht es nach Bühring, wird der Turm, der 1972/73 samt Heizhaus für das damals noch junge Betonwerk errichtet wurde, in südlicher Richtung in eine ungenutzte, stark zugewachsene Brachfläche fallen. 60 Bohrlöcher - 46 davon außen, die anderen 14 innen - wurden seit Montag in den Fuß des Schornsteines gebohrt. Dort hinein kommen die Patronen mit Riodin HE, das zur neuesten Generation der gelatinösen Ammonsalpetersprengstoffe gehört. „Insgesamt fünf Kilogramm Sprengstoff werden wir dafür brauchen“, erklärt der Fachmann und verweist auf die ungewöhnliche Bauart des Schornsteins, von denen es in dieser Region nicht so viele gibt.

„Das sind mit Eisen verstrebte Betonsteine, die nur 22 Zentimeter dick sind. Wäre der Turm aus Ziegelsteinen, dann wären die Wände bis zu 80 Zentimeter dick“, sagt Bühring, der seit Montag auch die Lage rund um das zu sprengende Bauwerk genau unter die Lupe genommen hat. „Nur auf einen Plan kann man sich da nicht verlassen“, erklärt Fachmann Bühring.

Das laute Bohren und der Betrieb auf dem sonst stillen Gelände haben natürlich auch die Neugier der Anwohner geweckt. „Viele sind aufgeregt, haben Fragen. Und besonders ältere Menschen, die vielleicht noch den Zweiten Weltkrieg miterlebt haben, haben auch Angst um ihre Häuser“, weiß der Sprengmeister aus Erfahrung. „Das kann man auch verstehen. Wir führen Gespräche mit allen und können die meisten Bedenken ausräumen“, so Bühring.

„Eigentlich kann nichts schiefgehen. Doch wer behauptet, immer nur Bilderbuchsprengungen hinzulegen, der lügt. Es gibt auch mal ein faules Ei und da kann auch mal eine Scheibe kaputtgehen. Aber das ist eher selten“, räumt der Mann ein, der auch schon einen 230 Meter hohen Schornstein und einen 335 Meter hohen Funkturm problemlos weggesprengt hat.

Bevor der Schornstein heute in Kemberg gesprengt werden kann, gibt es allerhand Sicherheitsmaßnahmen. Die Polizei wird den Feldweg, an dem sich Heizhaus und Schornstein befinden, absperren. Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Kemberg werden das Wald- und Brachgelände hinter dem Objekt sichern und dafür sorgen, dass sich auch niemand auf dem kleinen unbefestigte Weg aufhält, der hier durch die Büsche führt.

Die eigentliche Sprengung wird mit einem Hornsignal angekündigt: Ein langer Ton heißt, die Gefahrenzone ist zu räumen. Zwei kurze Töne kündigen an, dass die Sprengung unmittelbar bevorsteht und drei kurze Töne geben kund, dass die Sprengung beendet ist. Das betreten der Gefahrenzone ist auch nach der Sprengung verboten. Fenster, Türen und Tore in Richtung Sprengung sind geschlossen zu halten und Autos außerhalb der Gefahrenzone abzustellen.

Für Fragen und Auskünfte, auch bei möglichen Schäden, steht Sprengmeister Karl-Heinz Bühring unter der Rufnummer 0171/4 15 62 89 jederzeit zur Verfügung.  

„In der Stadt herrscht ein bisschen Aufregung wegen der Aktion. Aber ich wüsste auch nicht, dass es in der jüngeren Vergangenheit schon mal eine Sprengung in Kemberg gegeben hat“, sagt Bürgermeister Torsten Seelig (CDU) als Vertreter der Stadt. Die hatte, weil Steine und Putz vom desolat gewordenen Schornstein abbröckelten und eine Gefährdung darstellten, die Firma Fenger als Eigentümer mit der Sicherung bzw. den Abbruch des Schornsteines beauflagt. (mz)

60 Bohrlöcher wurden für die Sprengung in den Schornstein gebohrt.
60 Bohrlöcher wurden für die Sprengung in den Schornstein gebohrt.
Kuhn Lizenz
Am Mittwoch wird der Schornstein am Betonwerk Kemberg gesprengt.
Am Mittwoch wird der Schornstein am Betonwerk Kemberg gesprengt.
Kuhn Lizenz
Der Schornstein am Betonwerk soll am Mittwochnachmittag gesprengt werden.
Der Schornstein am Betonwerk soll am Mittwochnachmittag gesprengt werden.
Kuhn Lizenz