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Sportstätte Sportstätte: Geschenk vor der Rückgabe

Von MICHAEL HÜBNER 23.10.2008, 16:30

GRÄFENHAINICHEN/MZ. - Die Sportler nahmen das Präsent Mitte der 90er Jahre dankbar an. Das war offensichtlich ein Fehler. "Absolut", ist davon der VfL-Vorsitzende Falko Szuppa inzwischen überzeugt. "Aber es war eine demokratische Entscheidung auf einer Mitgliederversammlung", erinnert sich der Chef an das Votum von einst. Der Jubel über das Präsent ist längst verklungen.

Heute ist die Zukunft des angeblichen Schnäppchens mehr als ungewiss. Dringend muss das Dach saniert und das Objekt gedämmt werden. Das Sportforum - auf Feierlichkeiten aus Anlass des 40. Jahrestages der spektakulären Einweihung wurde im August offensichtlich bewusst verzichtet - ist eben in die Jahre gekommen, energetisch ist es ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten. Und für diese Immobilie müssen die Sportler einen monatlichen Kapitaldienst von 900 Euro schultern. Für den VfL ein Brocken, für die Stadt nicht unbedingt existenzbedrohend. Und so denkt Bürgermeister Harry Rußbült (Linke) schon mal öffentlich über die Rücknahme des Geschenkes seines Vorgängers Lothar Hensel (CDU) nach. "Es gibt Gedankenspiele in diese Richtung. Aber nicht mehr. Alles andere ist Spekulation", so Szuppa, der aber schon sagt, dass dieser Weg dem Gesamtverein helfen kann. Eigentlich sieht er nicht wirklich eine Alternative. Doch die gibt es. "Der VfL meldet Konkurs an. Das ist der sauberste Weg", so CDU-Fraktionschef Joachim Hohmann. Da helfe, so seine Kritik in Richtung der Kicker, auch keine Umbenennung in VfB. "Der VfL hat die Misere selbst verschuldet", betont der Politiker und erinnert daran, dass die Vereinsspitze einst "den Stadtrat zum Verkauf der Immobilie" gedrängt habe. Trotz der klaren Worte sagt Hohmann: "Die Stadt ist nicht der Totengräber des Vereins. Wir stehen nun in der Verantwortung."

Doch dazu kann sie sogar unfreiwillig gezwungen werden. Folgen die Abteilungen dem Beispiel der Handballerinnen - auch die Fußballer sind schon auf diesem Weg - und werden selbständig, dann hat sich der VfL praktisch aufgelöst. "In einem solchen Fall fallen laut Satzung die Vermögenswerte der Stadt zu", sagt Szuppa. Am Freitagabend ist Mitgliederversammlung. Der Vorsitzende ist davon überzeugt, dass auch danach der VfL Gräfenhainichen noch zur Sportlandschaft - möglicherweise dann aber ohne die Kicker - gehört.

Aber egal, ob es nun einen VfL gibt oder nicht, "wir haben das sowieso an der Backe", sagt Stadtrat Hans-Lothar Schröder (SPD) zum Thema Sportforum. "Es trifft uns nicht plötzlich", so der Volksvertreter. Der Sozialdemokrat verweist darauf, dass Möglichkeiten der Hilfe geprüft werden. Allerdings sind die städtischen Kassen leer. "Das ist das Problem", sagt Schröder.

"Die Stadt muss sich eben Partner suchen", so Christel Lück. Die Fraktionschefin der Linken nennt aber keine möglichen Kandidaten für diese Rettungsaktion. Da wird Hohmann deutlicher: "Die Gräfenhainichener Wohnungsgesellschaft könnte die Immobilie im Auftrag der Stadt verwalten."