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Sicherheit Sicherheit: Pokern um den Zebrastreifen in Jüdenberg geht weiter

24.02.2016, 09:24
Seit fast 18 Jahren fordert man in Jüdenberg einen Zebrastreifen.
Seit fast 18 Jahren fordert man in Jüdenberg einen Zebrastreifen. Archiv/Klitzsch

Jüdenberg - Eigentlich, stellt gestern Nachmittag der Präsident persönlich klar, dürfe er mit der Presse überhaupt nicht reden. „Es geht um ein laufendes Verfahren“, sagt Uwe Langkammer. Und darüber hinaus, so der Chef der Landesstraßenbaubehörde weiter, sei dies „eine verfahrende Kiste“. Es geht um den von den Jüdenbergern seit Jahren geforderten Fußgängerüberweg. Der soll den Kindern auf dem Weg zur Haltestelle für den Schulbus oder zur Kindertagesstätte mehr Sicherheit bieten. Der Fahrzeugverkehr rechtfertigt eine solche Verkehrsberuhigung. Was fehlt, sind die Fußgänger. Das haben mehrere Zählungen ergeben. Doch das sei nicht das große Problem. „Ausnahmegenehmigungen sind möglich. Sie müssen aber ordentlich begründet werden. Luther und 2017 reichen da nicht aus“, betont Langkammer. Darüber hinaus seien „die Örtlichkeiten fragwürdig“. Der Experte meint damit die Sichtverhältnisse der Autofahrer. „Wir befinden uns hier im Grenzbereich“, sagt der Magdeburger.

Anlass für diese Erklärung ist eine - O-Ton Langkammer - „kryptische Mail“, die am Freitag aus Wittenberg an den Präsidenten geschickt wird. Darin kündigt der Wittenberger Landratsvize Jörg Hartmann (CDU) an, dass er „die verkehrsrechtliche Anordnung“ für den Fußgängerübergang in Jüdenberg jetzt unterschreiben werde und damit den jahrelangen Streit beenden wolle.

Die Macht hat der Mann und würde sich damit über die Bedenkenträger in seinem Fachdienst hinwegsetzen. Nur die Sache hat einen kleinen Haken: Der Christdemokrat möchte zuvor ein „positives Signal“, dass die Landesstraßenbehörde gegen seine Entscheidung nicht in Widerspruch gehe. Denn dann müsste das Landesverwaltungsamt für die Rechtslage und gegen die Anordnung für den Zebrastreifen entscheiden, befürchtet Hartmann. Und diese Niederlage wolle er vermeiden.

Die Reaktion aus der Landeshauptstadt, sei nicht die erhoffte, so Hartmann gestern auf MZ-Anfrage. Das Formular der verkehrsrechtlichen Anordnung sehe überhaupt keine Begründung vor. Sehr wohl halte er das Reformationsjubiläum, das auch in der Region Gräfenhainichen nachhaltig wirken werde, für einen Grund für den Überweg. „Aber das ist einer von vielen“, so der Verwaltungsexperte, der auch von der Zunahme der Schwerlasttransporte, derzeit nutzt die Ambau GmbH die B 107 auf den Weg zur Autobahn für die Transporte ihrer Produkte, spricht.

Bereits im Vorjahr schien eine Lösung in Sicht. In einer Demo forderten 150 Einwohner von den Behörden Sicherheit für ihre Kinder und erzwangen einen neuen Vor-Ort-Termin. Das Ergebnis war ernüchternd: Einen Fußgängerüberweg oder ein Tempolimit von 30 Stundenkilometern wird es so schnell in Jüdenberg nicht geben. Darin waren sich die Landkreismitarbeiter und Vertreter der Landesstraßenbaubehörde einig. Die Fronten sind verhärtet. Befürworter wie Jüdenbergs Ortsbürgermeister Wolfgang Zemelka (Linke) und Gräfenhainichens Bürgermeister Enrico Schilling (CDU) werfen als Argumente pro Überweg in die Waagschale. „Muss hier erst was passieren, bevor gehandelt wird?“, so Zemelka. Auf einen Kompromiss hofft Schilling. „Warum sonst lädt man zum Vor-Ort-Termin?“ Vor-Ort-Termin zur Aufklärung? Im Selbstverständnis der Landesstraßenbehörde scheint der Termin in Jüdenberg vor allen Dingen der Aufklärung zu dienen. „Der Überweg ist hier nicht machbar“, stellt Mitarbeiter Uwe Heise klar. Ausgaben müssten gerechtfertigt sein, so Heise. In Jüdenberg wäre das nicht der Fall. (mz)