Schlosskirche Wittenberg Schlosskirche Wittenberg: Deshalb verzögert sich die Sanierung der Orgel

Wittenberg - Der bis 10. Juni geplante Abschluss der Komplettreinigung der Ladegast-Orgel in der Wittenberger Schlosskirche sowie die Intonation des Instrumentes verzögern sich um etwa eine Woche. Dies erklären auf Nachfrage der MZ Fabian Zocher und Gregor Hieke von der Firma Eule Orgelbau aus Bautzen. Ein Grund sei, dass bei der am 11. April begonnenen Reinigung mehr Schimmelbefall entdeckt wurde, als ursprünglich vermutet worden war.
Letzte Reinigung vor 22 Jahren
Hinzu kommen seit Anfang Mai die ständigen Unterbrechungen der Arbeit werktags bei den öffentlichen Führungen in der Schlosskirche. Man muss insoweit kein Experte sein, um sich vorstellen zu können, dass gerade bei der Intonation der Orgel - von einem „sensiblen Prozess“ spricht Zocher - Publikumsverkehr ungünstig ist.
Bei zwei Führungen täglich von Montag bis Freitag kommen schnell mehrere Stunden in der Woche zusammen, wobei Zocher sagt: „Wenn die Gruppen unten in der Kirche sind, sitzen wir hier nicht rum. Wir bauen dann zum Beispiel die nächsten Register ein.“ 57 gibt es davon insgesamt und 3500 Orgelpfeifen.
Auch um deren klangliche Gestaltung durch Chefintonateur Hieke nicht ständig unterbrechen zu müssen, finden seit Mittwoch und bis auf weiteres an den Werktagen nur die öffentlichen Führungen um 10.30 Uhr statt.
Die letzte umfassende Reinigung der aus dem Jahr 1863 stammenden Ladegast-Orgel liegt bereits 22 Jahre zurück. Ausgeführt wurde sie ebenfalls von Eule Orgelbau. Damals, weiß Hieke zu berichten, wurde das Instrument auch um eine vierte Klaviatur erweitert. Insofern, meint er, der 1994 noch nicht bei den Bautzenern beschäftigt war, könne man durchaus von einer „Ladegast-Eule-Orgel“ sprechen. Auch wenn natürlich sehr vieles im Original ist in dem von Friedrich Ladegast erbauten guten Stück. Das gehört in der Region zu den größten Orgelwerken.
Auftrag aus dem Reich der Mitte
Eine größere Orgel hat das seit 1872 bestehende Traditionsunternehmen Hermann Eule gerade für China entwickelt. Das Instrument sei für einen neuen Konzertsaal der Musikhochschule in Xi’an bestimmt. Gebaut und getestet wurde es in Bautzen und anschließend Hieke zufolge auf sechs Seecontainern ins Reich der Mitte verschifft. In der Hauptstadt der chinesischen Provinz Shaanxi wird es nun von Kollegen aufgebaut.
Bekannt ist Xi’an vor allem für seine stummen Terrakotta-Krieger. Mit der Königin der Instrumente aus Bautzen kommt eine klingende Sehenswürdigkeit dazu. (mz)