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Schleppjagd im Gartenreich Schleppjagd im Gartenreich: Durch die Elbaue

Von Henrik Klemm 10.10.2016, 15:13
Gabriel Rodenberg, Master der Mecklenburger Meute, wird mit den Foxhounds des Schleppjagdvereins „Freiherr von Esebeck“ in Wörlitz erwartet.
Gabriel Rodenberg, Master der Mecklenburger Meute, wird mit den Foxhounds des Schleppjagdvereins „Freiherr von Esebeck“ in Wörlitz erwartet. Klemm

Wörlitz - „Ich habe noch nie gefehlt“, sagt Thomas Weickardt. Und wirklich: Der erfahrene Kurfürstliche Botenreiter aus Bad Schmiedeberg hat an jeder der Fürst-Franz-Gedächtnis-Schleppjagden in Wörlitz teilgenommen. Am 15. Oktober steht nun die 14. in seinem Kalender. Um 10.30 Uhr heißt es für ihn und die höchstwahrscheinlich etwa 50 anderen Reiter aus ganz Deutschland am Pferdehof „Zur Elbaue“ Satteln und Aufsitzen.

Stelldichein an der Luisenklippe

Die Foxhounds der Mecklenburger Meute setzen sich, geführt von Master Gabriel Rodenberg und seinen Mitstreitern vom Schleppjagdverein „Freiherr von Esebeck“ ebenso in Bewegung. Es geht zur Luisenklippe, zum Stelldichein. Dort sind Zaungäste gern gesehen, wenn Pfarrer Ronald Höpner aus Quellendorf (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) eine kurze Andacht hält. „Ich segne die Jagdteilnehmer, es geht um die Achtung vor dem Geschöpf“, sagt Höpner gegenüber der MZ. Er vertritt in diesem Jahr Pfarrer Thomas Pfennigsdorf. Der Wörlitzer besucht gegenwärtig Partnerkirchen der Evangelischen Landeskirche Anhalt in den USA. „Das erste Mal so eine Jagd, das ist schon etwas Besonderes“, findet Höpner und ist voller Vorfreude.

Dem Anhaltischen Reit- und Fahrverein Wörlitzer Winkel steht als Präsidentin Edda Darboven vor. Die gebürtige Prinzessin von Anhalt ist zugleich Schirmherrin der Fürst-Franz-Gedächtnis-Schleppjagd. Holger Johannes ist der erste Vorsitzende des Vereins, er legt gemeinsam mit einem Reiter aus der Equipage der Mecklenburger Meute die Schleppen, deren Verlauf die Hunde dann folgen. Zweiter Vereinsvorsitzender ist Heiko Albrecht, Schatzmeisterin Janett Lübbe. Diana Torger arbeitet als Schriftführerin und Karina Nickel kümmert sich um den Nachwuchs. Zum Vorstand gehören als Beisitzer noch: Jörg Brandl, Roland Pannicke, Editha Weiss und Uwe Kettmann. Nach der Neuwahl des Vorstandes im Sommer sind Ina Grünberg und Ramona Mücke nicht mehr in dem Gremium.

Vielleicht können in diesem Jahr auch die Jagdbeobachter in den Kutschen und Kremsern - 15 Gespanne sind bereits angemeldet, erfahrungsgemäß kommen aber noch weitere hinzu - der Andacht an der Luisenklippe im Wörlitzer Landschaftspark lauschen. „Wenn es die Bodenverhältnisse zulassen, dann sicher“, sagt Diana Torger vom veranstaltenden Reit- und Fahrverein Wörlitzer Winkel, die auf eine weitere Neuigkeit verweist: Die Usedomer Jagdhornbläser, inzwischen schon fester Bestandteil der Wörlitzer Schleppjagden, können in diesem Jahr nicht anreisen. Doch es wurde gleichwertiger Ersatz gefunden: die Anhaltischen Jagdhornbläser Dessau kommen und sind bereit für ihr Debüt in der Elbaue.

„Wir haben französische und deutsche Jagdmusik, Volkslieder, also nicht nur Jagdsignale, in unserem Repertoire“, erzählt Lothar Schmidt, der sich im losen Zusammenschluss der Hobby-Musiker um organisatorische Belange kümmert. Zehn Bläser werden mit ihren Es-Parforcehörnern die Gedächtnisschleppjagd begleiten. „Wir haben viel geübt, damit zur Premiere alles bestens klappt“, fügt Schmidt hinzu.

Dann kann es also so richtig losgehen, können die Reiter den Foxhounds folgen, die der von Holger Johannes gelegten Fährte nachspüren. Tiere brauchen wie gehabt nicht um ihr Leben zu fürchten. Die Zeiten, als im Anhaltischen insbesondere Hirsche mit den Hunden gejagt wurden, die sind längst vorbei. Doch eines ist geblieben und macht den besonderen Reiz dieser Jagd aus - die Landschaft. „Die Reiter sind immer wieder begeistert insbesondere über die hervorragenden Bodenverhältnisse und die Weite, die sie hier vorfinden“, sagt Diana Torger. Klar werde es auch wieder Hindernisse im Verlauf der frisch gemähten Jagdstrecke geben. „Wir bauen welche, nutzen aber auch natürliche, beispielsweise eine umgefallene Eiche an der Rosenwiesche“, ergänzt sie.

Das schaffe der Verein indes nur mit der Unterstützung durch die Agrargenossenschaft Wörlitz, die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz und weiterer Förderer. An erster Stelle dürfte da die langjährige Schirmherrin der Fürst-Franz-Gedächtnisschleppjagd Edda Darboven, eine geborene Prinzessin von Anhalt, genannt werden.

Tolle Atmosphäre im Feld

Doch warum lässt Thomas Weickardt sich keine Wörlitzer Jagd entgehen? „Es ist die schönste Schleppjagd, die es in den neuen Bundesländern gibt.“ So ein Gelände gebe es nirgendwo sonst, sagt er. Und das Starterfeld hat es ihm angetan. Eine tolle Atmosphäre herrsche da und „das sind Leute, die auch reiten können“, solch ein Niveau, das mache einfach nur Spaß. Zumal es in der Wörlitzer Elbaue auch mal über lange Strecken im Galopp gehen kann. Zudem, ergänzt Diana Torger, die ebenfalls mitreitet, sei die Mecklenburger Meute die beste, die es in Deutschland gibt.

Gegen 13 Uhr wird es dann am Sonnabend nahe dem Jagdhaus Rosenwiesche einen Imbiss geben. Das Ringhotel „Zum Stein“, ebenfalls ein langjähriger Partner des Vereins, ist dafür verantwortlich. Und gegen 15 Uhr können alle Interessierten das Ende der Jagd, die Hunde erhalten ihre Belohnung, an der Luisenklippe erleben. Ein Spektakel, das immer wieder Gäst aus nah und fern anlockt.

Weitere Infos zur Schleppjagd und zum Verein finden sich unter www.anhaltischer-reit-und-fahrverein.de.

(mz)