Royaler Staatsbesuch in Wittenberg Royaler Staatsbesuch in Wittenberg: Belgiens Königspaar schaut sich um

Wittenberg - Das belgische Königspaar besucht am 10. Juli die Lutherstadt. Das teilte die Staatskanzlei am Freitag mit. König Philippe und seine Frau Mathilde beginnen ihren Besuch in Sachsen-Anhalt in Wittenberg - und werden hier mit den entsprechenden Ehren von Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) empfangen.
Empfang erstmals am Rathaus
Los soll der Kurztrip in die Lutherstadt am Rathaus gehen, wo sich das Königspaar in das goldene Buch der Stadt und in das Gästebuch der Landesregierung eintragen wird. Hier gibt sich die Stadt alle Mühe, das altehrwürdige Haus im besten Licht erscheinen zu lassen.
„Unter anderem wird der Blumenstrauß, der neben dem Goldenen Buch der Stadt liegt, in den belgischen Nationalfarben gehalten sein“, sagt Stadtsprecherin Karina Austermann. Also in Schwarz-Gelb-Rot. Der vorgeschriebene Text wird - wie immer bei hochrangigen Besuchen - von einer professionellen Kalligraphin verfasst.
„Wir werden dem belgischen Königspaar den Aufenthalt bei uns so angenehm wie möglich bereiten“, sagt Austermann weiter. Das bedeute nicht nur eine ausgiebige Reinigung und Dekoration des alten Rathauses, sondern auch ein freundliches Personal, das stets hilfsbereit zur Seite stehe, auch wenn nur eine halbe Stunde dort geplant ist. In royalen Besuchen sei man schließlich geübt, sagt die Sprecherin.
Neu ist für die Stadt allerdings, dass zuerst das Rathaus und nicht die Schlosskirche besucht wird. „Den Roten Teppich hatten wir zu Staatsbesuchen noch nicht vor der Tür“, sagt Austermann. Denn der liegt bekanntlich nur am ersten Ankunftsort eines hochrangigen Staatsgastes in einem Bundesland aus - zuletzt beim Chinesischen Vizepräsidenten vor der Schlosskirche.
Die ist bei diesem Besuch nun zweiter Punkt auf der Liste der Städtetour. Die Leiterin des Predigerseminars, Sabine Kramer, wird das Königspaar in Empfang nehmen und durch die Thesentür zu den Gräbern der Reformatoren führen.
Anschließend gibt sie einen Überblick über die Geschichte des Gotteshauses. Ob Kramer ihre Führung auf Englisch abhalten oder gedolmetscht wird oder gar direkt auf Deutsch mit den Royals sprechen werde, sei noch unklar, heißt es vom Kustos des Schlosskirchenensembles, Jörg Bielig.
König Philippe spricht auch Deutsch - wie gut, das ist in Medienberichten umstritten. Außerdem kann der „König der Belgier“ - so der offizielle Titel - Französisch und Niederländisch sowie Englisch.
Nach dem Besuch in der Schlosskirche fährt „ihre Majestät“, wie Philippe dem Protokoll zufolge korrekt angesprochen wird, noch das Lutherhaus an, um dort ebenfalls durch die Räumlichkeiten geführt zu werden. Wie genau sich der Besuch dort ausgestalten wird, sei derzeit noch in der Abstimmung, heißt es. Sicher ist zumindest, dass an diesem Tag für Besucher erst ab 14 Uhr geöffnet wird.
Direkt danach reist die belgische Delegation weiter nach Dessau-Roßlau. Anders als beim Besuch des englischen Prinzen Charles im Mai dieses Jahres, wird es dieses Mal aber keinen Besuch im Wörlitzer Gartenreich geben, heißt es aus der Staatskanzlei.
Das 100-jährige Bauhausjubiläum führe die royalen Gäste vielmehr ins Bauhaus und zu den Meisterhäusern. Als letzten Punkt auf der Besuchsliste des Tages steht dann ein Besuch in Leuna (Saalekreis) an. Dort gibt es noch einen Gang durch das belgische Unternehmen Domo Caproleuna im dortigen Chemiepark.
Zwischenstopp in Thüringen
Am 9. Juli - einen Tag vor dem Besuch - seien König und Königin in Thüringen unterwegs, sagte ein Sprecher der Staatskanzlei. Hintergrund dürfte unter anderem sein, dass Philippe dem Adelsgeschlecht von Sachsen-Coburg und Gotha angehört.
Königlicher Besuch in Wittenberg in der Vergangenheit
Die Wittenberger haben schon einige gekrönte Häupter kommen und gehen sehen. Im Zusammenhang mit dem Reformationsjubiläum gaben sich Vertreter dreier europäischer Königshäuser hier die Klinke in die Hand - oder ließen sie geben. Den Auftakt machte die dänische Königin Margrethe II., die im Oktober 2016 zur Wiedereröffnung der sanierten Schlosskirche gekommen war.
Dort, im Schloss, erinnert nun an die Monarchin ein Antependium, das sie selbst für die Wittenberger Kirche hergestellt hat. Nur wenige Tage nach der Dänenkönigin wurden Königin Silvia und König Carl XVI. Gustav von Schweden in Wittenberg empfangen. Sie kamen im Rahmen eines offiziellen Staatsbesuchs, das Protokoll sah unter anderem eine symbolische Baumpflanzung im Luthergarten vor.
Die Geschichte Schwedens ist auch mit Wittenberg verknüpft, denn Gustav II. Adolf (1594 bis 1632) war einst auf dem Schlachtfeld bei Lützen zu Tode gekommen - der Leichenzug gen Norden führte auch durch Wittenberg, dort war der Schwedenkönig an einem Tag in der Stadtkirche aufgebahrt worden.
Blieben noch König Willem Alexander und Königin Maxima der Niederlande - sie kehrten im Februar 2017 in Wittenberg im Rahmen eines Arbeitsbesuches ein.
An nur vier Tagen waren sie in insgesamt drei Bundesländern unterwegs. Über die nun bevorstehende Visite der belgischen Royals sagte am Freitag Stadtsprecherin Karina Austermann zur MZ: „Wir freuen uns auf den königlichen Besuch. Das vervollständigt unsere Liste.“
Nun ja, dann fehlt jetzt nur noch die Queen. Immerhin ihr Sohn und Thronfolger Prinz Charles war kürzlich schon mal in der Gegend - doch kam er nur bis Wörlitz. Der Garten dort nach englischem Vorbild mag ihn mehr interessiert haben als Lutherstätten in Wittenberg. Zumal das Reformationsjubiläum längst Geschichte ist. (mz)