1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Reudener machen sich mit Fest das schönste Geschenk

Reudener machen sich mit Fest das schönste Geschenk

Von KARINA BLÜTHGEN 30.05.2010, 16:02

REUDEN/MZ. - Die Häuser waren fast alle geschmückt, der Festplatz gut gefüllt. "Ich glaube, viele Reudener können nicht mehr zu Hause sein", meinte Bettina Menzel beim Blick über das Gewusel auf dem Gelände. Ein T-Shirt hat sie sich machen lassen: Reuden - Wohnen, wo andere Leute Urlaub machen. "Na, ich habe doch alles vor der Tür. Im Sommer den See, im Winter eine Schlittschuhbahn", lachte sie.

Es war am Wochenende eine gehörige Portion Stolz der Reudener auf ihren Ort zu spüren. Dessen Ersterwähnung liegt 625 Jahre zurück, und so fiel das Dorffest in diesem Jahr etwas größer aus. Selbst der Regen am Freitagabend konnte kaum jemanden abhalten, den Festgottesdienst in der Rottaer Kirche zu besuchen. Und siehe da, kaum war der Auftakt vorüber, lugte die Sonne hervor.

Nach dem Umzug durch den Ort, angeführt vom Wittenberger Fanfarenzug, lobte am Sonnabend Ortsbürgermeister Günter Adamczyk (parteilos): "Ich bin so stolz auf die Bürger, dass sie alles geschmückt haben und so mitmachen." Auch Kembergs Bürgermeister Torsten Seelig (CDU) als Schirmherr des Festes war begeistert. "Sie haben bewiesen, dass sie hinter ihrem Ort stehen", hob er hervor. Der Salut der Kemberger Schützengilde ließ am Nachmittag akustisch auch den Letzten wissen, dass es Zeit wird, zum Festplatz an und neben der Kita aufzubrechen.

Kurze Zeit später hatte sich eine schier endlose Schlange am Kuchenbüfett gebildet, und wer von der faszinierenden Leichtigkeit von Andys Piratenparty mit Luftballons und verknoteten Seilen nicht loskam, hatte anderswo das Nachsehen. Die Reudener Gastwirtin Gerlinde Winter, die ihr viel gelobtes Schaschlik zubereitete, ahnte da noch nichts von den Plänen der Feuerwehr, sie zu ehren. "Sie hat uns immer unterstützt, bei der 80-Jahr-Feier der Feuerwehr und nach Einsätzen. Sogar nachts hat sie uns nach einem Anruf noch Essen gemacht", brauchte Wehrleiter Ingo Bartsch nicht lange nach Gründen zu suchen, der uneigennützigen Gönnerin öffentlich Hochachtung zu zollen. Der stellvertretende Wehrleiter Bernd Kunze überreichte ihr am Sonntag eine Urkunde und Blumen.

"Es ist ein schönes Fest, gut gelungen", stellte Ursula Göldner aus Rotta fest. Mittag sei sie schon hergekommen, erzählte sie zur Kaffee-Zeit. "Hier stand früher eine Turnhalle, und es gab Dorffestspiele", erinnerte sie sich. Mehr aus der 625-jährigen Geschichte war in der Ausstellung anschaulich gemacht. Fast immer herrschte dichtes Gedränge in dem kleinen Zelt. Die Ortschronisten Gerda Töpfer und Bernd Kunze hatten viele Bilder zusammengetragen, von Feuerwehr und Wettkämpfen, von Handwerk und Kindergarten, der Braunkohlengewinnung und anderem.

Und dann war ja noch die Sache mit dem Elefanten, dessen Bild mitten in der Reudener Dorfgeschichte prangte. Solch einen "schwergewichtigen Auftritt" hat der Ort in seiner 625-jährigen Geschichte wohl nur einmal erlebt. Die Auflösung gab es am Sonntag beim Frühschoppen, zu dem Alteingesessene zu einer Gesprächsrunde eingeladen waren. Ein Zirkus war im Ort, und Elefant, Bären und anderes Getier waren in mehreren Gehöften untergebracht.

Nach drei Tagen waren die Reudener und ihre Gäste am Sonntag beim Frühschoppen sichtlich geschafft vom Feiern. Wer meint, etwas verpasst zu haben, der kann sich den Film zum Fest später noch einmal ansehen. Der Wittenberger Filmemacher Jens Fasbender hat viele Programmpunkte aufgenommen, und die Vorbestell-Liste am Bierwagen hatte sich rasch gefüllt.