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Renaissancemusik in Wittenberg Renaissancemusik in Wittenberg: Festival beginnt am 23. Oktober

Von Corinna Nitz 22.09.2020, 12:03
Das Praetorius Consort Wittenberg gehört zu den Ausführenden des 15. Wittenberger Renaissance Musikfestivals. Dessen Macher wollen diesmal die Musikkultur am Hof von Friedrich dem Weisen in den Blick nehmen.
Das Praetorius Consort Wittenberg gehört zu den Ausführenden des 15. Wittenberger Renaissance Musikfestivals. Dessen Macher wollen diesmal die Musikkultur am Hof von Friedrich dem Weisen in den Blick nehmen. Corinna Kroll

Wittenberg - Als „fettes Murmeltier“ soll ein Papstgesandter im 16. Jahrhundert Friedrich III. verhöhnt haben. Charmant ist etwas anderes. Doch es gab auch Zeitgenossen, die sahen hinter der äußeren Erscheinung und unter der Oberfläche die „wahren Qualitäten“ jenes Mannes, der als Friedrich der Weise in die Geschichte eingehen sollte. Jetzt haben sich die Macher des Wittenberger Renaissance Musikfestivals (RMF) diese Anekdote angeeignet und die diesjährige Jubiläumsausgabe der Veranstaltung unter das effektvolle Motto „Aus den Schatzkammern eines Murmeltiers“ gestellt.

Reise nach Venedig

Gemeint sind die musikalischen Schatzkammern des Kurfürsten, der sich eine von Adam Rener geleitete Hofkapelle gönnte, an die heute in Wittenberg ein liturgischer Kammerchor der Schlosskirche erinnert. Und auch das Erbe des Ensembles von einst wird von der Wittenberger Hofkapelle im Hier und Jetzt gepflegt. 2002 wurde sie von dem Lautenisten Thomas Höhne und der Gambistin Gesine Friedrich gegründet und ohne diese beiden Künstler gäbe es auch das Musikfestival nicht, das mit dem Verein „WittenbergKultur“ veranstaltet und von etlichen Partnern und Unterstützern mitgetragen wird.

Eröffnet wird das Festival am 23. Oktober von dem Ensemble 1684 und Gregor Meyer. Meyer leitet den Gewandhauschor Leipzig. Das von ihm und Markus Berger gegründete Ensemble 1684 widmet sich vorrangig der Pflege der Barockmusik vor Bach. Es ist erstmalig beim RMF zu Gast und nimmt das Publikum in der Schlosskirche mit auf eine musikalische Reise nach Venedig.

Nach dem Eröffnungskonzert gibt es bis zum 1. November jeden Abend Programm. Erwartet werden bekannte Ensembles wie The Playfords, das Susato Consort, das Renaissance Ensemble Süßato, Rolf Lislevand und Freunde, das Ensemble 33zwo sowie die gastgebende Wittenberger Hofkapelle und deren Nachwuchsensemble, das Praetorius Consort Wittenberg. Und nach ihrem gefeierten Einstand beim Festival im vergangenen Jahr ist auch die Grande Dame der Alten Musik, Emma Kirkby, wieder mit von der Partie. Begleitet wird die Britin am 25. Oktober im Alten Rathaus von Jakob Lindberg.

Dort, im Alten Rathaus, findet auch in diesem Jahrgang begleitend eine Ausstellung historischer Instrumente und Noten statt. Und in der Leucorea werden Kurse von renommierten Künstlern ausgerichtet. Wie Thomas Höhne, künstlerischer Leiter des RMF, jetzt zur Vorstellung der 15. Auflage vor Medienvertretern erklärte, sind die Workshops bereits gut reserviert. Höhne zeigte sich froh darüber, dass bis auf den historischen Tanzball alle Veranstaltungen auch unter Pandemiebedingungen stattfinden können. Und für den Fall, dass Hygienebestimmungen verschärft werden sollten, könnten sie „mit allen Konzerten in größere Räume“ ausweichen, exemplarisch nannte er die Schlosskirche.

Von eins auf zehn

Ansonsten erinnerte Höhne kurz an die Genese des Festivals, das unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) steht: „Mit einem Tag haben wir angefangen, jetzt sind wir stabil bei zehn Tagen.“ Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) erklärte: „Wir sind froh, dass das Renaissance Musikfestival auch in diesem Jahr stattfindet.“ Ja, es sei klein. Und, ja, „es ist eine Nische“. Aber die, das darf hier behauptet werden, füllt es mit Strahlkraft nun schon im 15. Jahr. „Das muss man erst mal machen und schaffen“, so Zugehör, der in diesem Zusammenhang Stadt und Stadtrat dankte, die sich „klar zu diesem Festival bekennen“. 2019 hatte die Stadt das Format wie berichtet als „landesbedeutsam“ eingestuft.

(mz)

Die Festivalmacher: Thomas Höhne und Gesine Friedrich
Die Festivalmacher: Thomas Höhne und Gesine Friedrich
Corinna Nitz