Reformationsjubiläum 2017 Reformationsjubiläum 2017: So beteiligt sich Kirchspiel Zahna am Luther-Jubiläum

Zahna - Abseits von Großveranstaltungen wie etwa der Weltausstellung „Tore der Freiheit“, die in Wittenberg zum Reformationsjubiläum 2017 stattfinden werden, gedeihen in kleinen Gemeinden im weitläufigen evangelischen Kirchenkreis Wittenberg eigene Ideen und Projekte.
Eines ist die Neuübertragung der Heiligen Schrift, zu der im Kirchspiel Zahna eingeladen wird. Wer mag, kann seine biblische Lieblingsgeschichte bei Matthias Schollmeyer einreichen. Der Pfarrer wird sie in Terzinen übertragen, eine Versform, in der einst Dante Alighieri (1265 bis 1321) sein bekanntestes Werk, die „Göttliche Komödie“, verfasst hat.
Pfarrer Schollmeyer schafft kunstvolle Reime
Die ersten Geschichten sind bereits eingetroffen und von Schollmeyer in die kunstvollen Reime gegossen worden. Der Sound zu Josephs Träumen (Genesis 37) klingt nun so: „Doch einen seiner Söhne hat er lieber / und machte ihm aus buntem Stoff ein Kleid. / Der schöne Knabe zog es täglich über, / auch nachts hüllt es ihn ein – zum Traum bereit. / Kein Wunder, dass der Brüder Zorn sich regte, / kein größer Leid ist als Geschwisterneid...“
Zusammen mit seiner Kirchengemeinde hat Matthias Schollmeyer, Pfarrer im Kirchspiel Zahna, ein neues Projekt begonnen: Man überträgt die Bibel in Terzinen, eine von Dante (u. a. „Göttliche Komödie“) entwickelte Strophenform. Interessierte können ihre Lieblingsgeschichten aus der Bibel einreichen, die in diese lyrische Form gegossen werden. Die Neuübertragung soll nicht nach Altem und Neuem Testament geordnet werden, sondern eingebunden sein in eine eigene Rahmenhandlung - angelehnt an die Geschichte des Turmbaus zu Babel, die als Sinnbild „der gestörten Kommunikation zwischen den Menschen und Gott“ gilt. „Wer sich eine Bibelstelle in Terzinen ersehnt“, so heißt es auf der Website des evangelischen Kirchenkreises Wittenberg, sende an [email protected]eine „Wunsch-Mail“. Und wer schreibend an diesem Projekt 2017 mitwirken möchte, wende sich ebenfalls dorthin - gegebenenfalls mit bereits verfassten neuen Bibel-Terzinen. Wie Schollmeyer gegenüber der MZ weiter mitteilt, ist das Schriftprojekt nicht das einzige Vorhaben im Kirchspiel Zahna im Zusammenhang mit den Reformationsjubiläumsfeierlichkeiten in diesem Jahr. Etwa wird zu Besuchen in den „kleinen Paradiesgarten“ eingeladen, der unter der Bezeichnung Skulpturenpark in Bülzig schon lange bekannt ist. Eine weitere „Spielwiese“ (Schollmeyer) werde Woltersdorf sein.
Bei sonntagt.wordpress.com/reformation-2017-bibeluebertragung-in-terzinen stehen erste Bibel-Terzinen zum Nachlesen im Netz. Und auf 2017.kirchenkreis-wittenberg.de informiert dessen Reformationsbeauftragte Katharina Körting über weitere Projekte. (mz/cni)
Schollmeyer, der ein versierter Schreiber ist, findet es „interessant“, die alten Texte in eine andere Form zu bringen, eine, in der Sprache den Gesetzen der Metrik unterworfen ist. Dabei hätten die Terzinen etwas „Schwebendes“, bei der Lektüre empfehle sich ein ähnlich maßvoller Umgang wie, sagen wir, mit Konfekt - man könnte auch von Genießen sprechen. Es sei besser, einen Gesang zu lesen „und dann in Klausur zu gehen“.
Nachgelesen werden können die ersten Übertragungen schon jetzt online. Später ist geplant, einige Geschichten in Papierform in die Traumbibliothek in der Zahnaer Kreuzkirche zu legen. Diese Bibliothek, die in ihrer äußeren Form an einen Kokon erinnert, wurde 1996 eröffnet, sie galt damals als eines der ungewöhnlichsten Projekte im Landkreis Wittenberg. „Wir wollen uns unsere geträumten Hoffnungen und Befürchtungen gegenseitig zur Verfügung stellen“, beschrieb Schollmeyer ehedem die Idee.
Träume nannte er eine unerschöpfliche Datenbank, und in gewisser Weise, das sei hier einmal behauptet, trifft das ebenso auf das neue Projekt respektive das Buch der Bücher zu. Während dieses jedoch einem inhaltlichen Sinnbogen folgt, bei dessen Anordnung „die Anmutung einer Zeitlichkeit entsteht“, soll in der Neuübertragung jede Geschichte auch für sich allein stehen können.
Ministerpräsident Reiner Haseloff beteiligt sich
Zu den Einsendern gehöre übrigens Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). Welche Geschichte der gebürtige Bülziger und praktizierende Katholik abgeliefert hat, ist hier nicht bekannt. Ohnehin plant Schollmeyer, die Beiträge anonymisiert zu veröffentlichen. Dass sich jede Geschichte für eine Übertragung eignet, egal ob kurz oder lang, betont er ausdrücklich. Entscheidend ist, dass Menschen mitmachen. Indem sie ihre Lieblingsgeschichten preisgeben, sind sie zugleich aktiv Beteiligte. (mz)