Rando Gießmann tritt in Fußstapfen seines Mentors
WITTENBERG/MZ. - Bis zum 30. Juni wird er neben dem bisherigen Geschäftsführer Fritz-Peter Schade alleinvertretungsberechtigt sein, dann geht Schade in den Ruhestand.
Gießmann arbeitet seit zwölfeinhalb Jahren bei der Wiwog - nach einer Ausbildung in Bochum. "Ich hatte mich bei der Wiwog beworben", erzählt der heute 35-Jährige. Bekannte aus der Immobilienwirtschaft hatten ihm die Branche schmackhaft gemacht. Weil Schade 1992 keine Lehrlinge ausbilden konnte, vermittelte er Gießmann und einem weiteren Wittenberger einen Ausbildungsplatz beim Großkonzern Veba in Bochum.
Missen will Gießmann das nicht. "Die Erfahrung hat mich maßgeblich geprägt", sagt er. Der Wittenberger war einer von rund 800 Menschen im Veba-Büro in Bochum. "Allein acht Mitarbeiter haben sich um die Müllabrechnung gekümmert", erinnert er sich. Der Nachteil: "Man ist in so einem Konzern auf ein sehr enges Fachgebiet begrenzt." Deshalb rate er jedem, der sich zum Wohnungswirtschafter ausbilden lassen will, dies in einer kleinen Gesellschaft zu tun. "Da bekommt man einen Überblick über das Fachgebiet."
So wie Gießmann bei der Wiwog. Nach seiner Ausbildung begann er als Kundenbetreuer in der Sternstraße. "Herr Schade und ich hatten die mündliche Absprache, dass ich nach meiner Ausbildung wieder zurückkomme", erzählt Gießmann. Also kümmerte er sich um das Wohngebiet Trajuhnscher Bach. "Das hat mir viel Spaß gemacht", sagt er im Nachhinein. Einfach sei das Wohngebiet nicht gewesen, "aber da habe ich zum ersten Mal gespürt, wie wohl sich die Leute dort fühlen".
Das gilt offensichtlich auch für Gießmann. Im Jahr 2000 wird er Leiter der Wohnraum- und Gewerbevermietung. Zuvor hatte er nebenher die Prüfung als Fachwirt für Wohnungswirtschaft abgeschlossen, anschließend begann er ein Fernstudium. Bei der Wiwog wurden die Aufgaben auch nicht weniger. Dass sich das Unternehmen von den Heizkostenabrechnern trennt und die Kosten selbst abrechnet, ist auf seine Idee zurückzuführen. "Das habe ich aus dem Studium", sagt er. Damals war das Thema heiß diskutiert worden - nicht nur bei der Wiwog, heute hat sich gezeigt, dass es funktioniert - und Geld sparen kann.
Da hat Schade durchaus seinen Anteil. "Er hat das unterstützt", sagt Gießmann. Man müsse seine Ideen plausibel begründen, sie müssten betriebswirtschaftlich sinnvoll sein, "dann lässt er einen auch machen", lobt Gießmann seinen Mentor. "Herr Schade hat mir viel Vertrauen entgegengebracht." Auch bei der Gründung der Witra 2006. Die Gesellschaft, an der die Wiwog beteiligt ist, übernimmt die Hausmeisterdienste für das Unternehmen. Der Vorteil: steuerlich sind die Dienste nun günstiger abzurechnen. "Das war ein Studienthema" sagt Gießmann, der seinen eigenen Vorschlag dann gleich umsetzten durfte - wie bei der Heizkostenabrechnung. "Das lief alles so nebenher", sagt er - und rollt ein bisschen mit den Augen, wenn er in dem Zusammenhang auf seine Frau und seine gut anderthalb Jahre alte Tochter angesprochen wird. Viel Zeit ist für die beiden nicht immer geblieben. Auch bei den Hobbys hält sich Gießmann zurück. Offiziell spielt er zwar in einer Hobbymannschaft noch Fußball, "aber die würden sowieso sagen, dass ich nie Zeit habe". Und dann ist da noch das Stadtfest, bei dem er im "Freundeskreis Wittenberg" aktiv ist.
Das wird Gießmann sicher auch noch als Geschäftsführer sein. In Sachsen-Anhalt ist er ab dem 1. Januar der jüngste in der Branche. "Ich bin froh, dass Herr Schade den Übergang so geregelt hat", sagt er. Denn auch, wenn er viele Teilaufgaben bei der Wiwog kennen gelernt habe, "vollständig ist das noch lange nicht". Beispiel: Gespräche mit den Gläubigerbanken. "Das ist für mich ein völlig neues Gebiet." Und so sieht Gießmann das halbe Jahr auch als Einarbeitungszeit. "Eine klare Aufgabenteilung unter den Geschäftsführern wird es nicht geben", weiß er.