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Protestaktion Protestaktion: Kritik an Finanzierung des Kirchentags auf dem Marktplatz

Von Theresa Liebig und Johanna Kleibl 31.05.2017, 19:56
Proteste auf dem Wittenberger Marktplatz
Proteste auf dem Wittenberger Marktplatz Kleibl

Wittenberg - Des einen Held ist des anderen Feind. Nicht alle feiern an diesem Wochenende Martin Luther und sein Wirken. Seit dem Mittag protestieren Aktivisten der Giordano Bruno Stiftung mit zwei Umzugswagen auf dem Wittenberger Marktplatz.

Eine Skulptur stellt Luther als Exhibitionisten dar. Auf dem offenen Mantel steht ein Zitat des Theologen Karl Jaspers aus dem Jahr 1962: „Luthers Ratschläge gegen die Juden hat Hitler genau ausgeführt.“ Auf dem Rücken der Figur werden sieben Maßnahmen gegen Juden aufgezählt, die Luther 1543 in seiner antisemitischen Schrift „Von den Juden und ihren Lügen“ forderte.

Die Demonstranten kritisieren eine mangelnde Auseinandersetzung der Kirche mit Luthers Antisemitismus und die Tatsache, dass die Kirchen im Allgemeinen und der Kirchentag im Besonderen auch durch Steuergelder finanziert werden.

„Hier wird  eine Viertelmilliarde Euro für einen großen Frauen- und Judenhasser ausgegeben“, sagt David Farago, Koordinator der Protestaktion und Leiter der Augsburger Regionalgruppe der Giordano Bruno Stiftung. Da sich die Kirche nicht genug mit dem Antisemitismus Luthers auseinandersetze, trage er das Thema mit Kunst an die Öffentlichkeit. Vor seiner Aktion in Wittenberg hat er auch schon in Leipzig und Berlin mit den Umzugswagen demonstriert.

"Wir haben nichts dagegen, wenn die Kirchen sich feiern. Wir haben nur was dagegen, wenn sie staatlich subventioniert werden", sagt Holger, ein weiterer Teilnehmer des Protests, der Infomaterialien an Passanten auf dem Wittenberger Marktplatz verteilt.

Viele von ihnen teilen die Luther-kritische Haltung nicht und beginnen mit den Protestierenden zu diskutieren: "Die Kirche setzt sich differenziert mit Luther und seinen antisemitischen Äußerungen auseinander", merkt eine ältere Dame an. Ein anderer Passant argumentiert mit antisemitischen Klischees, um zu belegen, dass die Protestaktion übertrieben sei.

Die Protestaktion sei der Polizei bekannt und als Kunstaktion „11tes Gebot“ angemeldet, sagt Andreas von Koss,  Polizeisprecher für den Einsatz beim Kirchentag. „ Wir haben polizeilich geprüft, ob die Aufschriften strafrechtlich relevant sind und sind genau wie die Kollegen in anderen Bundesländern zu dem Schluss gekommen, dass das nicht gegeben ist“, sagt von Koss.

Die Protestaktion sei durch die Meinungsfreiheit gedeckt und es bestehe kein weiterer polizeilicher Handlungsbedarf. „Wir behalten das im Auge, da das provozierend wirken kann, aber es gibt keine Gründe, das zu verbieten“.

Mehr Informationen zu der Aktion gibt es Online.