Protest-Tafel in Vockerode Protest-Tafel in Vockerode: Ein Herz für Flüchtlinge

Vockerode - Michael Meißner ist sauer. Unbekannte sind in der Nacht zum Donnerstag auf sein Grundstück in Vockerode gekommen und haben dort eine Tafel besprüht. Auf dem Schild, das eine Hauptthese der Bürgerinitiative des Dorfes zeigt, wird die Unterbringungspolitik für Flüchtlinge im Landkreis Wittenberg kritisiert.
„Irgendjemand hat mein Gartentor aufgebrochen. Ich habe die Polizei geholt und Anzeige erstattet. Lustig finde ich das nicht - und auch die Kinder machen sich jetzt ihre Gedanken, dass hier nachts einer aufs Grundstück kommt“, erklärt er gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung.
Wer für die Tat verantwortlich ist, kann er sich nicht erklären. „Ein Asylant war das sicher nicht. Aber wer es war, da habe ich keinen Verdacht“, sagt Meißner.
Die Kritik, beeilt er sich zu versichern, richte sich auch nicht gegen die Menschen aus fremden Ländern, die jetzt in dem ehemaligen Fischerdorf leben, sondern gegen die Unterbringung so vieler in einem Dorf, das kaum noch Lebenswertes biete. In Spitzenzeiten leben mehr als 700 Asylsuchende neben 1 300 angestammten Dorfbewohnern. Verkehrsanbindung? Infrastruktur? Fehlanzeige.
„Wir haben das kritisiert und wollen allen fair gegenüber treten. Das, was jetzt hier passiert ist, geht unter die Gürtellinie und ist nicht die feine englische Art“, sagt er zu dem herzlichen Farbanschlag auf den Aufsteller in seinem Vorgarten. „So radikal finde ich das Plakat auch gar nicht“, ergänzt er. Als Fotomotiv in einer großen Nachrichtenagentur hatte die Tafel im Herbst bundesweit Schlagzeilen - auch über Fremdenhass in Ostdeutschland - illustriert. Michael Müller von der Bürgerinitiative kritisiert die Sachbeschädigung: „Das ist ein Schritt zu viel und nicht auf unserem Niveau.“ Und auch Martina Tröger kann dem Herzen wenig abgewinnen. „Wenn jemand nicht der Meinung ist, kann er doch selbst ein Plakat machen und aufstellen. Fremdes Eigentum beschädigen geht gar nicht“, findet sie.
Kurz vor den Landtagswahlen hatte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) ein Machtwort in Richtung Landrat Jürgen Dannenberg (Linke) gesprochen - der ist für die dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen im Kreis verantwortlich. Dannenberg wurde einbestellt ins Innenministerium, um eine Strategie zu entwickeln, die Zahl in Vockerode zu senken. Bis Ende März soll sie halbiert sein. „Viel ändern wird sich nicht“, gibt sich Meißner skeptisch. (mz)