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Prinzessin als gutes Omen für die wachsende Stadt?

Von DIRK SKRZYPCZAK 24.10.2008, 16:18

COSWIG/MZ. - Alle Gebietsänderungsverträge zwischen der Stadt und den Gemeinden wurden innerhalb der letzten Monate vor den Augen der Fürstenwitwe geschlossen, die 35 Jahre das Leben in Coswig mitgeprägt hat und vor 500 Jahren gestorben war. Am Donnerstagabend kamen die Kontrakte mit Cobbelsdorf, Düben und Möllensdorf hinzu. Damit haben elf von 14 Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft ihren Willen vertraglich bekräftigt, innerhalb des nächsten Jahres die politische Eigenständigkeit aufzugeben und im Schoße Coswigs gemeinsam in die Zukunft zu gehen (siehe "Reform"). Dübens Bürgermeister Hartmut David (parteilos) wählte einen bildlichen Vergleich: "Die Einheitsgemeinde liegt an der Elbe. Wir sitzen zusammen in einem Boot und müssen alle Kräfte einsetzen, um dieses Boot auf Kurs zu halten. Denn die Strömung kann mitunter unberechenbar sein."

Gemeinschaft muss wachsen

In Davids Worten schwang ein Schuss Skepsis mit. Er führe "keine Freudentänze" auf, jetzt, da er den Gebietsänderungsvertrag unterzeichnet habe. Coswigs Stadtrat Manfred Ertelt (SPD) kann die Sorgen nachempfinden, bemühte sich aber, Vertrauen zu erwecken. "Ich kenne die Diskussionen, dass die Dörfer mit der Eingemeindung ihre Identität verlieren würden. Das ist Unsinn. In den Gemeinden geht das Leben wie bisher weiter. Da spielt es keine Rolle, was als Zusatz auf dem Ortseingangsschild steht." Bürgermeisterin Doris Berlin (parteilos) sieht es nicht anders. "Wichtig sind funktionierende Ortschaftsräte. Auf ihre Arbeit können wir nicht verzichten. Schließlich wissen die Leute in den Gemeinden am besten, was bei ihnen zu tun ist." Angesichts der Fülle an Ortschaften - ab 1. Juli 2009 sind es 13 - schließt die Bürgermeisterin Anfangsprobleme nicht aus. "Die Solidargemeinschaft muss wachsen", lautet ihre Botschaft.

Aus Möllensdorf, Düben und Cobbelsdorf bekommt das neue Gebilde einen Vertrauensvorschuss. Man sei bislang mit der Zusammenarbeit sehr zufrieden gewesen, erklärten die drei Bürgermeister unisono. Diese Gewissheit sei ein wichtiger Punkt bei den Vertragsverhandlungen gewesen. In Möllensdorf dürfte der eine oder andere zudem ein Stück weit Genugtuung angesichts einer späten Gerechtigkeit verspüren. So hatte die Gemeinde bereits 1993 die Fusion mit Coswig beschlossen, scheiterte aber an der fehlenden gemeinsamen Gebietsgrenze. "Ich habe ein gutes Gefühl", sagte jedenfalls ein sichtlich zufriedener Bürgermeister Lothar Kruschel. Seine Cobbelsdorfer Amtskollegin Gisela Gebauer (SPD) verwies ebenfalls auf die vielen Gemeinsamkeiten mit Coswig. "Wir haben schon 1994 Hilfe aus dem Rathaus erhalten", erzählte sie. Man könne mittlerweile auf beeindruckende Erfolge in Cobbelsdorf schauen. "Diese Entwicklung war kein Selbstläufer sondern das Ergebnis harter Arbeit des Gemeinderates und der Verwaltung." Sie habe bei dem demokratischen Diskussionsprozess rund um das Thema Einheitsgemeinde stets "ein Ohr für die Menschen" gehabt und den Mehrheitswillen verspürt, Coswig statt Wittenberg den Vorzug zu geben. Zur umstrittenen Änderung der Entschädigungssatzung in Cobbelsdorf, die die Bürgermeisterin ab Mitte 2009 im Vergleich mit den anderen Ortschaften schlechter stellt, und mögliche rechtliche Schritte gegen den Gemeinderatsbeschluss äußerte sie sich nicht.

Platzproblem durch Zuwachs

Unterdessen kommt auf den neuen Coswiger Stadtrat ab Sommer 2009 ein echtes Platzproblem zu. Durch die Eingemeindungen wächst die Zahl der Ratsmitglieder von 20 auf 28. Nur dürfte dann der Ratssaal für Sitzungen zu klein sein. Gut möglich, dass Prinzessin Cordula künftig nicht mehr über die Mandatsträger wachen kann.