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Tödliche Attacke Polizei zeigt nach tödlicher Messerattacke mehr Präsenz auf dem Arsenalplatz in Wittenberg

Der Messerstecher vom Arsenalplatz in Wittenberg soll als Skater aktiv sein. Ob er in der Szene bekannt ist und wie die Polizei den Platz im Auge behält.

Von Paul Damm 16.02.2022, 09:23
Am Montagnachmittag ist die Polizei mehrfach zum Arsenalplatz ausgerückt.
Am Montagnachmittag ist die Polizei mehrfach zum Arsenalplatz ausgerückt. Foto: Thomas Klitzsch

Wittenberg/MZ - Anderthalb Wochen sind seit dem tödlichen Messerangriff am Wittenberger Arsenalplatz vergangen - und noch immer sitzt der Schock tief. Der Tatverdächtige, ein junger Mann aus Wittenberg, wird derzeit vernommen. Ob sich der 20-Jährige zu der Tat äußert, lässt die Dessauer Staatsanwaltschaft auf MZ-Nachfrage offen. Nur soviel ist bekannt: „Die Ermittlungen dauern an. Im Moment werden noch Spuren gesichert und viele Zeugen verhört“, sagt eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft am Montag.

Am Freitagabend vor einer Woche gerieten zwei junge Männer am Arsenalplatz in Streit. Zu dieser Zeit sollen sich um die 20 Personen auf dem Platz hinter dem Einkaufszentrum aufgehalten haben. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft war Alkohol im Spiel. Zuerst gab es eine verbale Auseinandersetzung, dann zückte der 20-Jährige ein Messer und stach dem Opfer, einem 19-Jährigen aus Dessau, ins Bein. Dieser verlor danach viel Blut und erlag im örtlichen Krankenhaus seinen Verletzungen. Wie bekannt wurde, soll vermutlich ein Mädchen der Anstoß für den Streit gewesen sein, der zur tödlichen Attacke führte.

Bekannt in der Skater-Szene?

Blumenkränze, Kerzen und Bilder des Getöteten zeugen am Arsenalplatz, der bei Jugendlichen, aber auch bei Hobbyskatern beliebt ist, von der grausamen Tat. Medienberichten zufolge soll der Tatverdächtige aus Wittenberg als Skater aktiv sein. Des Öfteren üben Skater dort neue Kunststücke und vertreiben sich die Zeit. Womöglich ist der 20-Jährige in der Szene bekannt. „Ich kenne ihn nicht und er ist auch kein Mitglied unseres Vereins“, erklärt Max Lochmann, Projektleiter vom Wittenberger Skaterverein „Rask“. Immer wieder sehe er Jugendliche, die mit BMX-Fahrrädern oder mit dem Skateboard über den Arsenalplatz fahren. Es könne gut sein, dass der Wittenberger zu diesen Gelegenheitsfahrern zähle.

Lochmann distanziert sich von dem Messerstecher; das was dort passiert sei, „ist einfach schrecklich“. Keinem seiner etwa 50 Vereinsmitglieder würde er diese Tat zutrauen. „Wir halten uns dort auf, um unserem Sport nachzugehen. Wir belästigen niemanden und ich gehe nicht davon aus, dass sich Skater von anderen Jugendlichen bedroht fühlen“, sagt Lochmann. Zum Zeitpunkt der Tat seien sowieso keine Skater mehr auf dem Platz gewesen - sie würden sich nur am Tag dort aufhalten, nicht etwa im Dunkeln.

Wie gehen die Skater mit der Tat um? Werden sie den Arsenalplatz künftig meiden? Max Lochmann berichtet: „Davon gehe ich nicht aus. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass nun einige Eltern ihren Kindern sagen, sie sollen vorsichtig sein und nach Hause kommen, sobald es dunkel wird.“

Wie der Projektleiter berichtet, gebe es für Jugendliche nicht so wirklich eine Alternative zum Arsenalplatz, um sich zu treffen und „abzuhängen“. An diesem Montagnachmittag haben sich mehrere Dutzend Jugendliche bei bestem Wetter laut grölend auf dem Arsenalplatz aufgehalten. Die Stimmung war aufgeheizt. Mal wieder wurde viel Alkohol konsumiert. „Ich würde mir wünschen, dass die Polizei mehr Präsenz zeigt“, berichtet Max Lochmann.

Blumen, Kerzen und Bilder des Verstorbenen vor dem Eingang des Arsenals zeugen von der grausamen Messerattacke.
Blumen, Kerzen und Bilder des Verstorbenen vor dem Eingang des Arsenals zeugen von der grausamen Messerattacke.
Foto: Thomas Klitzsch

Polizei zeigt mehr Präsenz

Diesem Wunsch wird die Polizei nachkommen, denn sie will dem Arsenalplatz künftig mehr Aufmerksamkeit widmen. „Wir zeigen schon Präsenz, wollen die Jugendlichen aber auch nicht erdrücken oder vertreiben“, sagt Polizeisprecher Guido Böttcher vom Wittenberger Revier auf Nachfrage. Es sei immer noch ein Platz zum Aufhalten - schwarze Schafe gebe es so gut wie überall.

Am Montag habe die Polizei mehrfach zum Arsenalplatz ausrücken müssen - unter anderem gab es Anrufe, dass Jugendliche den Ausgang des Einkaufszentrums „Arsenal“ versperren, Alkohol trinken und rauchen, obwohl sie offensichtlich minderjährig waren. Vielleicht zeigt die Polizei-Präsenz vor Ort Wirkung.