Planung in Wittenberg Planung in Wittenberg: Neustraße wird nach Norden neu

Wittenberg - Kaum zu glauben, aber es gibt auch abseits der winzigen - und unbefestigten - Feuerstraße weiterhin Straßen in der Wittenberger Altstadt, die noch hergerichtet werden sollen. Fachbereichsleiter Jörg Jordan überraschte in dieser Woche im Bauausschuss mit der Ankündigung, dass noch in diesem Jahr die Neustraße an der Reihe sei. Deren nördlicher Teil, um den es bei der geplanten Maßnahme geht, sieht zwar ganz passabel aus, was den Fahrbahnbelag angeht, rechts und links davon freilich, wo die anderen Verkehrsteilnehmer ihren Raum haben, ist der Sanierungsbedarf augenfällig.
Erst kommen die Archäologen
Rund 800.000 Euro sind Jordan zufolge veranschlagt für Bau und Planung des Straßenabschnitts, der vom Kreisel am Luther-Hotel bis zur Ampelkreuzung mit der Lutherstraße reicht; hinzu kommen noch die Kosten für die in der Altstadt obligatorische Archäologie. Gebaut werden soll ab Oktober bis hinein ins Frühjahr 2021. Die Gestaltung der Oberflächen wird der der angrenzenden Straßen folgen, wie in Fleischer- und Mauerstraße wird die Fahrbahn demnach asphaltiert, während die Gehwege, links und rechts jeweils 1,80 Meter breit, gepflastert werden.
Als Beleuchtung sind, wie überall in der Altstadt, historisierende Laternen vorgesehen, die energiesparend mittels LED-Technik leuchten werden. Als Straßenbäume würden rechts und links Hopfenbuchen gepflanzt, weil diese angesichts der Klimaveränderungen „gut geeignet“ seien. Zudem soll eine „attraktive Querungsmöglichkeit“ in die Wallanlagen (Schwanenteich, Amselgrund) geschaffen werden.
Die Bauverwaltung verbindet die Sanierung der Straße auch mit einer Neuordnung der verschiedenen Bereiche. Dies betrifft die Pkw-Stellplätze - deren Zahl mit künftig 16 nicht verringert wird - und auch die Bushaltestellen. Diese werden auf beide Straßenseiten verteilt, wobei drei barrierefreie Haltestellen für den ÖPNV/Schülerverkehr angelegt werden (Haus Melanchthon des Luther-Melanchthon-Gymnasiums), außerdem - und das gab es bisher nicht - eine speziell für Reisebusse.
Letzteres hat, natürlich, vor allem mit dem Luther-Hotel zu tun, das sich direkt am südlichen Ende dieses Abschnitts der Neustraße befindet. Bisher halten Busse vielfach direkt vor dem Hotel, was im Verkehr in der auch nach ihrer bereits erfolgten Erneuerung sehr schmalen Neustraße regelmäßig für unangenehme Situationen sorgt. Sollte die Reisebus-Haltestelle in der nördlichen Neustraße wider Erwarten nicht angenommen werden, würden dort stattdessen weitere Stellplätze angelegt, sagte Jordan.
Wie in den angrenzenden Straßen werden Radfahrer auch in der Neustraße keinen eigenen Bereich bekommen. Dies sorgte für Nachfragen und Kritik in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses. In der Mauerstraße etwa wären Radler vielfach auf dem Fußweg unterwegs, berichtete Stefan Kretschmar (Freie Wähler), ähnlich äußerte sich Volker Scheurell (AfD). „Es fahren wirklich alle auf dem Fußweg“, sagte er und verwies darauf, dass Radfahrer auf der Straße zur Verkehrsberuhigung beitragen können. Johannes Ehrig (SPD) regte Tempo 30 für den jetzt zur Erneuerung vorgesehenen Teil der Neustraße an. Der Südteil ist ohnehin geschwindigkeitsbegrenzt.
Fachbereichsleiter Jordan verteidigte das Fehlen von Radwegen entlang der genannten Straßen. Erklärtes Anliegen sei eine „Vermischung“ des Verkehrs in der Altstadt, mit Radwegen an den (Hauptverkehrs-)Straßen drumherum und andererseits der Fußgängerzone im innersten Bereich.
Kreisel statt Kreuzung
Über die aktuell vorgesehene Baumaßnahme an der Neustraße hinaus blickte Jordan im Ausschuss auch noch ein Stück in die Zukunft: Die Arbeiten würden so ausgeführt, dass dereinst womöglich auch die Ampelkreuzung zur Lutherstraße verschwinden könnte, sie würde dann durch einen Kreisel ersetzt - dies freilich erst, wenn einmal die Lutherstraße an die Reihe kommt. (mz)