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«Phönix» bittet Bürger um Unterstützung

03.07.2006, 16:57

Wittenberg/MZ/mac. - Es geht um die erheblichen Betriebskosten, die Monat für Monat anfallen. "Mit preußischer Regelmäßigkeit regnen dem Trägerverein die Rechnungen für Strom, Wasser, Licht, Heizung, Tüv oder Versicherungen auf den Tisch. Auch dann, wenn das Haus - wie in der Branche üblich - von Mitte Juni bis Anfang September seine Tore für die Sommerspielpause schließt und keinen einzigen Cent an Einnahmen verbuchen kann", wirbt die Vorstandsvorsitzende des Trägervereins, Andrea Mehrländer um Verständnis. Was für subventionierte Häuser kein Problem sei, ist für die "Phönix Theaterwelt" ein Dilemma - auch deshalb, weil ein Theater betrieben wird, dessen Größe und Substanz aus einer Zeit stammen, in der man wenig darauf achtete, wie viel Energie nötig ist, um das Innere warm zu bekommen. Das Theater braucht monatlich 3 500 Euro, allein um die Betriebskosten zu bestreiten.

Frau Mehrländer erinnert daran, dass Wittenberg sein Theater dem Idealismus und Mut einer Privatinitiative zu verdanken habe. Mancher mag diesen Weg als "naiv", "unüberlegt" oder "verrückt" bezeichnet haben. Aber sei nicht eher verrückt, wenn eine Stadt wie Wittenberg ohne Theater ist? Mehrländer: "Bei der Ersteigerung des Theaters ging es um viel mehr: Es ging und geht um ein traditionsreiches Haus, um die Kultur in dieser Stadt und um ihre Menschen. Es geht um Lebensqualität und Quelle von regionaler Identität."

Seit Wiedereröffnung des Hauses im September 2004 fanden mehr als 120 Theater-, Operetten-, Opern-, Konzert-, Gesangs- und Tanzveranstaltungen statt, die über 15 000 Zuschauer anzogen. Ein Erfolg, so Andrea Mehrländer, auf den seinerzeit niemand zu hoffen gewagt habe. Künstler wie Peter Sodann, Reinhard Lakomy, Aurora Lacasa, Wolfgang Lippert, Gisela Oechelhäuser, Hilmar Eichhorn, Annerose Schmidt, Scott Lawton, Gisela May, Gerhard Schöne, Barbara Thalheim oder Herbert Köfer gaben sich ein Stelldichein. Mehrländer: "Die Phönix Theaterwelt ist - im Gegensatz zu den 13 geförderten Theatern Sachsen-Anhalts - ein ehrenamtlich betriebenes Theaterprojekt, das jeden Schutz staatlicher Subventionierung entbehrt - das Haus finanziert sich ausschließlich durch den Kartenverkauf." Es sei dem Fingerspitzengefühl und dem Verhandlungsgeschick der Geschäftsführung zu verdanken, wenn große Künstler in das Wittenberger Haus kommen, obwohl sie manchmal nur ein Viertel dessen verdienen, was in subventionierten Bühnenhäusern gezahlt werde.

Ihr Appell an die Wittenberger: "Jeder einzelne Euro hilft - und es ist uns durchaus bewusst, wie viel ein Euro für jemanden bedeutet, der gezwungen ist, sein Auskommen durch Hartz IV zu bestreiten - aber vielleicht kommen doch so viele Spenden zusammen, dass das Theater über die Sommerspielpause 2006 hinweg finanziert werden kann, bis im September der Spielbetrieb wieder aufgenommen wird. Der Dynamo ist, bildlich gesprochen, seit zwei Jahren installiert, aber wir brauchen die Wittenberger, um das Rad kraftvoll zu treten und die Lichtmaschine zum Leuchten zu bringen."