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Pferdezucht Pferdezucht: Der sanfte Riese

Von Ilka Hillger 27.09.2013, 20:57
Janine Haubenreißer mit Shire Horse Graceland Shire la Belle
Janine Haubenreißer mit Shire Horse Graceland Shire la Belle Achim Kuhn Lizenz

Wittenberg/MZ - Janine Haubenreißer sagt zu ihrem Pferd Pony. Dabei ist es nicht mal eine Frage der Perspektive, den Kaltblüter, der hinter ihr auf dem Feldweg läuft, so zu nennen. Über die Schulter kann die 26-Jährige ihrer Bella nicht mehr schauen. Klein ist das Pferd also wirklich nur an Jahren.

Bella ist mit ihren drei Lenzen gewissermaßen noch ein Kind, wenngleich ein 1,69 Meter großes. Und sie wird noch wachsen. „In drei, vier Jahren wird man sie nicht mehr wieder erkennen“, ist Haubenreißer sicher. Dann ist Graceland Shire la Belle - so der komplette Name der Stute - ein ausgewachsenes Shire Horse. Eines der größten Pferde der Welt.

Beginn in Sackwitz

Solch ein Tier steht nun Tag für Tag auf der Weide vor den Toren Wittenbergs. Am Reitplatz und im Stall in der Nordendstraße hat Bella schon bei ihrer Ankunft im Februar ihre Artgenossen überragt. Mitten im Winter war Bella gewissermaßen heimgekommen. „Sie wurde hier geboren“, sagt Janine Haubenreißer und meint den Graceland Shire Hof, den ihre Familie in Sackwitz über Jahre betrieb.

Die Liebe zum Pferd vererbt sich bei den Haubenreißers. Der Großvater war Hufschmied, die Mutter Pferdesportlerin. Der Opa war es auch, der noch zu DDR-Zeiten in seiner Tochter Kerstin die Liebe zum Shire Horse weckte. „Da sah er im Erfurter Zoo solch ein Pferd“, berichtet Enkelin Janine, „und fortan schwärmte er davon.“ Erwerben aber konnte er solch ein Tier nicht, denn die Rasse befand sich damals nicht in Privatbesitz. Erst mit der Wende war das möglich, und Hengst Coverslane Active Lad aus dem Erfurter Zoo war schließlich auch das erste Shire Horse von Kerstin Haubenreißer. „Wir hatten bis zu zwölf Tiere“, erzählt Janine Haubenreißer von den Jahren in Sackwitz, als sie mit drei Geschwistern und den Pferden aufwuchs und Mutter Kerstin neben ihrem Job als Lieferantin im Nebenerwerb Kremserfahrten, Showprogramme und Reitunterricht anbot.

„Ich bin da reingewachsen“, so die junge Frau. Zwar ist der Sackwitzer Hof nach der Scheidung der Eltern Geschichte, aber die Pferde aus dieser Zucht sind es längst nicht. Bella ist da das beste Beispiel, einer ihrer Brüder steht in Magdeburg. Die Stute soll, das ist Haubenreißers erklärtes Ziel, in der Wittenberger Region wieder den Grundstock einer neuen Zucht von Shire Horses legen. „Es kommt ein Hengst dazu, und ein Fohlen kann sie ja auch schon vorher haben“, sagt die Pferdebegeisterte. Für Bella und ihren künftigen Nachwuchs braucht es natürlich einen Hof nebst Grundstück, und danach halten Janine Haubenreißer und ihr Freund nun Ausschau. Die Steuerfachangestellte macht gerade eine Fortbildung zum Bilanzbuchhalter, er hat ein Faible für motorisierte PS und baut sich eine Oldtimerrestaurierung auf.

Immer eine Attraktion

Sollte der Plan des jungen Paares gelingen, die Shire Horses wieder in größerer Zahl nach Wittenberg zu holen, dann wird man den sanften Riesen - so nennt man die Tiere in ihrer ursprünglichen Heimat England - öfter begegnen. Bella erregt schon jetzt Aufsehen, wenn Janine Haubenreißer an jedem Tag nach der Arbeit mit dem Pferd Spazieren geht.

„Die Leute bleiben stehen und Kinder können sich auch mal drauf setzen“, so Bellas Besitzerin. Sie selbst wird damit noch warten, denn für einen Reiter ist Bella noch zu jung. Die Ausbildung zum Reitpferd wird erst in zwei, drei Jahren beginnen. Bis Bella mit eigenem Sattel unterwegs ist, wird sie also ausgeführt und das bei Wind und Wetter, denn ein Shire Horse ist nicht nur groß, sondern auch robust. Zudem hat es einen ziemlich großen Appetit.