Paare können künftig auf dem Schiff in den Hafen der Ehe einlaufen
WITTENBERG/MZ/MAC. - Gestern übergab Bürgermeister Volkmar Kunze(FDP) Jan Harnisch von der Wittenberger Passagierschifffahrteine entsprechende Urkunde. Der vordere Salondes Schiffes wird "zum Trauzimmer des Standesamtesder Lutherstadt Wittenberg".
Den Antrag hatte Harnisch vor eineinhalb Jahrengestellt. Er war zunächst abgelehnt worden- im Gegensatz zu Coswig, wo in diesem Jahrein Hochzeitspaar die Gelegenheit bereitsgenutzt hat. Dass es in der Lutherstadt Vorbehaltegibt, ist auch gestern deutlich geworden.Die Leiterin des Standesamtes, Regina Schmidt-Maiwald,macht keinen Hehl daraus, nicht sonderlichbegeistert zu sein über die nun gefalleneEntscheidung: "Das könnte Tür und Tor öffnenauch für andere. Wir sind sehr zufrieden mitdem Trauzimmer im Alten Rathaus. Das Ambientedort stimmt." Sie fürchtet Wettbewerbsverzerrung.Der Bürgermeister beruhigt: "Das ist eineErmessensentscheidung. Zudem muss eine unverwechselbareBesonderheit vorliegen." In Gaststätten etwasei das nicht der Fall. Kunze kann sich inWittenberg als dritten Ort, in dem Trauungenvollzogen werden könnten, maximal noch denHörsaal im Lutherhaus vorstellen. Der Besucherbetriebin dem Museum stehe dem allerdings entgegen.
Dass auf dem Schiff kein Massenandrang vonPaaren zu erwarten ist, die dort in den Hafender Ehe einzulaufen gewillt sind, glaubt Harnisch.Er rechnet mit vielleicht fünf Hochzeitenpro Jahr. Für Coswig liegen gegenwärtig zweiAnfragen vor. Nach den Worten von Frau Schmidt-Maiwaldgeben sich in Wittenberg im Schnitt 250 Paaredas Ja-Wort. Im Vorjahr waren es deutlichweniger, 202 nämlich, in diesem Jahr bislang220. Übrigens: Rund die Hälfte derer, diesich in der Lutherstadt trauen lassen, sindkeine Wittenberger. Hochzeitswillige kommenaus allen Teilen der Republik - oft sind esfreilich Männer und Frauen, die hier ihreWurzeln haben.
Wer nun tatsächlich aufs Schiff möchte, dermuss damit rechnen, dass die Zeremonie nurvollzogen wird, wenn die "Lutherstadt Wittenberg"am Anleger festgemacht ist. Kunze: "Der Flussist Bundeswasserstraße und nicht Hoheitsgebietder Stadt. Wir wollen doch nicht, dass dieEhe angefochten werden kann." Letzteres sagter auch bezüglich des Grundes, warum aus dereinstigen Ablehnung eine Zusage geworden ist:Die Novellierung des Personenstandsrechteshabe die Lage geändert: "Wir können das jetztguten Gewissens machen." Der Bürgermeisterverweist allerdings auch auf die Hartnäckigkeitdes Schiffseigners: "Ich habe ihn als unerbittlichdrängenden Partner kennen gelernt."