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Volksbank in Wittenberg Obdachloser übernachtet in Bank: Volksbank Wittenberg schließt

Von Irina Steinmann 03.11.2018, 09:17
Nachts ist hier jetzt zu.
Nachts ist hier jetzt zu. Klitzsch

Wittenberg - Der Schritt selbst ist nicht ungewöhnlich, viele Geldinstitute im Land sind ihn in letzter Zeit schon gegangen.

Ungewöhnlich ist allerdings die sehr offene Begründung: Wegen „missbräuchlicher Verwendung“ als „,Schlafplatz“ hat die Volksbank Wittenberg den SB-Bereich in ihrer Hauptstelle im Wittenberger Hamlethaus „bis auf Weiteres“ zwischen 20 und 7 Uhr geschlossen. Der Grund: Ein Mensch, mutmaßlich ohne festen Wohnsitz, verbringt dort die Nacht.

„Seit Wochen haben wir ,diesen Herrn’ hier“, erklärte am Donnerstag auf MZ-Anfrage Bank-Vorstand Gerlinde Gonszczyk. Allabendlich zieht der Radfahrer ein. Zog, muss man jetzt sagen, denn die Tür ist ja nun zu. „Es stinkt“, so Gonszczyk, zudem hätten sich bereits die Wände verfärbt. Das könne und wolle man den Kunden nicht mehr zumuten. „Wir müssen renovieren.“

Versuche, mit dem Mann ins Gespräch zu kommen, seien gescheitert, so Gonszczyk, mangels Name könne man ihm auch nicht einfach Hausverbot erteilen. Er sei immer wiedergekommen. Es sei nicht das erste Mal, dass man ungebetene Gäste habe, ein ähnlicher Vorfall liege allerdings schon ein, zwei Jahre zurück.

Leicht lösen, möchte man meinen, ließe sich das Problem für die Bank mit einem Kartenlesegerät. Aus verschiedenen Gründen, die mit der Tür des denkmalgeschützten Gebäudes, aber auch damit zusammenhängen, dass, wer hinein möchte, sich ja auch einfach einem Kunden anschließen kann, habe man diese Option verworfen.

14 Tage, kündigte Gonszczyk an, werde die Schließzeit einschließlich Renovierung mindestens dauern. Wer nur Geld ziehen möchte, könne dies gleich nebenan am Automaten in der Mittelstraße tun. „Nachttresor“-Kunden seien individuell informiert und gebeten worden, Einzahlungen, Überweisungen etc. vorübergehend in der Filiale Lerchenberg zu erledigen.

Vor verschlossener Tür steht jetzt der ungebetene Nutzer. „Wir hoffen, dass er woanders unterkommt“, sagte die Bankerin. Bei Nachttemperaturen knapp über dem Gefrierpunkt ist das dem Mann in der Tat sehr zu wünschen. (mz)