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Musik-Zelt in Wittenberg Musik-Zelt in Wittenberg: Feiern mit Popcorn-Regen

Von Ilka Hillger 29.07.2017, 14:00
Hier steppt der Bär - an den Wochenenden der kommenden drei Monate. Gleich neben dem Holzkraftwerk steht seit kurzem das Musik-Zelt der Familie Schmidt aus Potsdam. „Themen-Partys“ sind im Angebot.
Hier steppt der Bär - an den Wochenenden der kommenden drei Monate. Gleich neben dem Holzkraftwerk steht seit kurzem das Musik-Zelt der Familie Schmidt aus Potsdam. „Themen-Partys“ sind im Angebot. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Verlassene Partyorte können trostlos und traurig wirken. So ganz ohne Lichteffekte und Diskokugeln kommt ihnen jegliche Magie einer schönen Nacht abhanden. Wenn aber der Ort selbst schon etwas Besonderes ist, dann mag man sich auch ohne hunderte Gäste vorstellen, wie hier eine durchtanzte Nacht aussieht. Party im Zelt, und das meint nicht die kleinen Versionen, die man von Dorf- und Volksfesten kennt.

Das Reich von Rosita Schmidt ist etwas größer, es herrscht Zwielicht und das liegt nicht nur am Regenwetter. „Das ist spezielle Folie, die das Licht draußen hält“, sagt sie und führt ins Musik-Zelt, das an der Coswiger Landstraße aufgebaut ist. In vier Wochen ist es auf der Wiese neben dem Biomasseheizkraftwerk gewachsen. Am vergangenen Wochenende fand in der Großraumdisko die Eröffnungsparty statt. „Die Leute waren erst überrascht und dann begeistert“, sagt die Frau aus Herzberg, die mit Ehemann Wolfgang in Potsdam Veranstaltungsservice und Zeltvermietung betreibt.

Drei Monate wird Rosita Schmidt nun mit Kindern und einer ziemlich großen Familie an jedem Freitag und Samstag in Wittenberg sein und für das Partyvolk der Lutherstadt und aus der Region Motto-Veranstaltungen ausrichten. „Wir wurden ein wenig vor Wittenberg gewarnt, dass es ein schwieriges Pflaster sei“, erzählt sie. Das erste Wochenende hat das Gegenteil bewiesen. Schmidt schnappt sich das Handy von Sohn Johnny und streicht durch die Fotos auf der Facebook-Seite. Lauter glücklich feiernde Menschen jeden Alters.

„Es war sogar eine ziemlich große Zahl von Besuchern zwischen 50 und 70 Jahren da“, staunt sie und sieht sich gestärkt in der Annahme, dass es neben der diesjährigen Lutherrummelei auch noch etwas anderes geben kann. „Dass hier so etwas fehlt, haben wir in einer kleinen Umfrage vorab festgestellt“, sagt die 48-Jährige. „Und außerdem bleiben wir nah an unserer Heimatregion Potsdam.“

Das war schon von Vorteil beim vierwöchigen Aufbau des großen Musik-Zeltes, für das vier Lkw insgesamt 18 Touren in die Lutherstadt fuhren, bis alles Material auf der Wiese ankam. „Beim Aufbau haben dann alle mit angepackt“, so Schmidt. Um die 20 Leute waren damit beschäftigt, Familie vor allem, denn so hält es das Unternehmen seit Jahrzehnten.

Schon 1926 betrieben die Großeltern ihres Ehemannes Musikzelte in Potsdam, damals noch mit Blasmusik und Kapellen. In den Jahren der DDR tourten sie als Schausteller durchs Land, immer spezialisiert auf die musikalische Seite der Unterhaltung. Das Musikzelt, wie es jetzt in der Lutherstadt steht, wurde in den 1990er Jahren angeschafft und ist das einzige in Deutschland, das unterwegs sein kann. Schmidt weiß nur noch von einem fest installierten Zelt in Duisburg.

Dort, wie auch in Wittenberg sind es vor allem die thematischen Partys, die den Gästen gefallen. In den Containern, die rund ums große Zelt gleich einer Wagenburg und auch als Schallschutz aufgebaut sind, werden all die Utensilien verwahrt, die es für Schaum- oder Popcorn-Partys braucht. Dann verwandelt sich die Tanzfläche in einen Pool oder auf die Tänzer regnet das Knabberzeug aus Mais herab.

„Natürlich ungesüßt“, bemerkt Rosita Schmidt. Irgendjemand muss das ja auch wieder sauber machen, möglichst schnell zudem. Denn obwohl bis Samstagfrüh um 5 Uhr gefeiert wird, öffnen sich 22 Uhr schon wieder die Tore für das nächste Event. Die schmutzintensiveren Partys gibt es deshalb nur samstags, denn „dann brauchen wir zwei Tage, um alles zu reinigen“.

Die Veranstaltungen im Musik-Zelt finden immer freitags und samstags ab 22 Uhr statt. An diesem Samstag wartet die Flirt-Party mit Heiratsmarkt, Postamt und Urkunde auf. Auf eine Schaumparty kann man sich am 5. August freuen, Sand und die entsprechende Optik werden für eine Beach-Party am 12. August ins Zelt gebracht. Ein Popcorn-Regen steht am 19. August an.

Je nach Show beträgt der Eintritt zwei bis vier Euro. Parkplätze sind auf der Wiese vor dem Zelt ausreichend vorhanden. Wer Interesse als Aushilfe im Service hat, kann sich bei den Betreibern melden. 

Die Technik im Zelt und im Vorbau, der gewissermaßen der entspanntere Teil für die reiferen Gäste mit kleiner Tanzfläche ist, halten vor allem die Männer des Unternehmens in Schuss. Sohn Johnny Schmidt weiß trotzdem nicht zu sagen, wie viele Scheinwerfer wohl in den Traversen hängen. „Ein paar Hundert“, schätzt der 26-Jährige, der mit seinem Schwager Marvin Richter die Eröffnungsparty ins beste Licht setzte. Johnny ist froh über den reibungslosen Ablauf des Eröffnungswochenendes. „Entspannt“, beschreibt er die Atmosphäre. Das läge wohl auch an der Musik, die gängigen Hits aus dem Radio, kaum Techno oder Hip-Hop mit wummernden Bässen.

An Krach mit den Nachbarn ist den Schmidts ohnehin nicht gelegen. Nicht umsonst gibt es keine Anwohner, die Boxen seien so aufgestellt, dass der Sound nur auf die Tanzfläche geht. „Das wurde hier alles geprüft und von den entsprechenden Ämtern abgenommen“, erklärt Rosita Schmidt. Die Unternehmerin kennt schließlich die Routine, die mit einem neuen Standort verbunden ist. Wo das Musik-Zelt im nächsten Jahr aufgebaut wird, lässt sie offen. „Vielleicht sind die Wittenberger so ein gutes Publikum, dass wir wieder kommen“, meint Schmidt. Spätestens im Oktober wird dies die Bilanz des dreimonatigen Gastspiels zeigen.

(mz)

Rosita Schmidt, hier mit Sohn Johnny, hat das Musikzelt in die Stadt gebracht.
Rosita Schmidt, hier mit Sohn Johnny, hat das Musikzelt in die Stadt gebracht.
Thomas Klitzsch