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Museums-Feeling in der «Schlossfreiheit»

Von Sabine Wesner 09.05.2006, 16:55

Wittenberg/MZ. - "Der hier seit 1683 bestehende Gasthof, damals von Johan Staufer vom Fläming in den Schutz des Schlosses und seiner Mauern hierher verlegt, gehört zu den authentischsten Restaurants der Stadt. Und wir wollen den altertümlichen Charme des Hauses erhalten", nennt Gordon Hegner, der mit seiner Frau Beatrice 2002 das Lokal von seinem Vater Dietmar übernahm, die Hintergründe für das Projekt. Ein direkter Umbau des Gasthauses, das sich seit 1980 im Besitz der Familie Hegner befindet, zum Museumsrestaurant war allerdings nicht nötig. Büfett und Tresen, die aus der vorigen Jahrhundertewende stammen, haben ebenso musealen Charakter wie die über 100 Jahre alten Stühle und Steinbruch-Marmortische. "Seit der Wende haben mein Vater und ich Stück für Stück begonnen, das Haus in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen und die recht bescheidene DDR-Dekoration auszutauschen", erzählt Hegner von einem über viele Jahre andauernden Prozess.

Vor allem die originalen Stahlstiche aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die sein Vater begann Mitte der 90er Jahre zu sammeln, zieren nun das Restaurant und spiegeln als, laut Hegner, zweitgrößte derartige Sammlung in Wittenberg die Geschichte der Lutherstadt und das Wirken Luthers wider.

"Alles das wollen wir unseren Gästen im Museumsrestaurant, zu dem auch die historische Weinstube mit 20, das Dokumentenzimmer mit 14 und der rustikale Biergarten im Hof mit 150 Plätzen gehören, deutlich machen", erklärt der 27-Jährige, der für das Projekt zahlreichen Fachzeitschriften gewälzt und sich beim Institut für deutsche Museen in Berlin erkundigt hat. Hegner, der mit der Gastronomie seiner Vaters aufwuchs, hat eigentlich Gesang, Tanz und Schauspiel gelernt und studiert, was die Gäste bei vielen Veranstaltungen, bei denen der Inhaber selbst gesanglich in Aktion tritt, zu schätzen wissen. Und auch die traditionelle deutsche Küche mit mediterranen und asiatischen Einflüssen, mit der er, seine Frau, eine fest angestellte Köchin und zwei Auszubildende die Gäste verwöhnen, komme gut an.

Ganz besonders stolz ist Hegner auf eine Widmung samt Selbstporträt von Sir Peter Ustinov, die im Restaurant zu sehen ist. Der weltbekannte Künstler hatte bei seinem Besuch am 23. März 1993 drei Gründe genannt, für die sich eine Reise nach Wittenberg lohne: Luther, Cranach und den historischen Gasthof "Zur Schlossfreiheit".