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Michael "Melanchthon" Schicketanz Michael "Melanchthon" Schicketanz: Vollzeit-Reformator ist 2018 gut beschäftigt

Von Corinna Nitz 14.02.2018, 16:18
Michael „Melanchthon“ Schicketanz aus Zahna hat etliche Führungen im Programm - hier spazierte er im November 201 7 im Zusammenhang mit Philipp Melanchthons Hochzeitstag zu dessen Denkmal auf dem Wittenberger Marktplatz.
Michael „Melanchthon“ Schicketanz aus Zahna hat etliche Führungen im Programm - hier spazierte er im November 201 7 im Zusammenhang mit Philipp Melanchthons Hochzeitstag zu dessen Denkmal auf dem Wittenberger Marktplatz. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Michael Schicketanz hat Humor: Die typische Melanchthon-Führung mit ihm dauert eine Stunde. Doch mit jedem Monat wird das Programm jetzt um eine Stunde verlängert. Wäre es nach dem Umweltexperten und Geschichtsenthusiasten aus Zahna gegangen, so hätte er nach Ablauf des Reformationsjubiläums eine ganze „kleine Melanchthon-Dekade“ (umgelegt auf die Monate November 2017 bis August 2018) ausgerufen.

Dann würde die letzte Führung im besonderen Reigen des Jahres 2018 satte zehn Stunden dauern. So lange hat nicht mal das Melanchthon-Haus, eine wesentliche Station der Rundgänge, geöffnet!

Nun sind auch acht Stunden ambitioniert. Ob man dafür Melanchthon-Liebhaber sein muss? Nö, lacht Vollzeit-Melanchthon Schicketanz, und garantiert: „Man wird aber danach ein Melanchthon-Liebhaber sein.“ Die Mammutführung findet auch erst im August statt, dazu (und schon früher) gereicht werden soll etwas zu essen und zu trinken - vielleicht um der Gefahr einer Unterzuckerung und Dehydrierung beim Publikum vorzubeugen.

Während sich die Teilnehmergebühr von fünf Euro pro Person nicht erhöhen soll, werde jedoch ein Obolus für Speis und Trank fällig. Was die Inhalte solcher Tagesführung angeht, so wirkt Schicketanz recht entspannt. „Die entwickeln sich mit.“

Michael Schicketanz ist ein ein vielseitiger Zeitgenosse. Eine Farbenküche betreibt er und eine Einkaufsgemeinschaft. Er macht sich Gedanken über „Urlaub mit Inhalt“ (Grasbootfahren oder Reisen nach „Ökotopia“). Vielen bekannt ist der Zahnaer Umweltexperte, der einmal am Kirchlichen Forschungsheim in Wittenberg tätig war, als Darsteller von Philipp Melanchthon. In diesem Jahr jährt sich die Ankunft des Gelehrten in Wittenberg zum 500. Mal. Schicketanz nimmt das zum Anlass u. a. für Führungen zu besonderen Anlässen. Anmeldungen seien in der Regel nicht notwendig, höchstens bei Gruppen.

Bei www.schicketanz.com sind ausführliche Infos im Internet abrufbar.

Was gesetzt ist, sind etwa im Melanchthon-Haus unter anderem die Betrachtung baulicher Aspekte sowie das Eintauchen in Leben und Wirken jenes Mannes, den Luther sein „kleines Griechlein“ nannte und der als Außenminister der Reformation und Lehrer Deutschlands (Praeceptor Germaniae) in die Geschichte einging.

Zu den weiteren Angeboten, die Schicketanz für 2018 vorbereitet, da sich die Ankunft Melanchthons in Wittenberg samt Antrittsvorlesung zum 500. Mal jährt, gehören weitere geführte Rundgänge. Der nächste ist bereits am morgigen Freitag, dem 16. Februar, also Melanchthons Geburtstag. Los geht’s um 16 Uhr an der Schlosskirche/Touristinfo.

Die Führung endet in der Alten Lateinschule mit dem Programm „Melanchthon gemeinsam lesen“, dazu können auch Teilnehmer Texte lesen (nebenbei: Solche Geburtstagsführungen bietet Schicketanz schon viele Jahre an). Dass auch der Antrittsvorlesung(28. August) eine Führung gewidmet ist, versteht sich von selbst.

Für viele war diese Vorlesung für den Erfolg der Reformation ebenso wichtig wie der Thesenanschlag Luthers, denn zur Kirchenreformation kam die der Bildung: Der junge Griechischprofessor entwarf bei seinem Einstand in Wittenberg die Grundzüge für die Reform des Schulwesens und der Universitäten.

Bei den Recherchen für seine Führungen kann Schicketanz, wie er sagt, mittlerweile auf eine „große Melanchthon-Bücherei“ zurückgreifen. Sollte etwas unklar sein, sei Stefan Rhein „die erste Adresse“ - der Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten gilt als ausgewiesener Experte. Und Schicketanz? Ihm sei Melanchthon näher als Luther. Davon überzeugen können sich übrigens auch Schicketanz’ Kollegen, die sich am 21. Februar zum Weltgästeführertag in Wittenberg treffen sollen. (mz)