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Schlag mit tödlichen Folgen Lutherstadt Wittenberg: Schlag mit tödlichen Folgen: Was wir wissen - und was wir nicht wissen

Von Anne Nicolay-Guckland 03.10.2017, 12:45
Blick auf das Einkaufszentrum Arsenal in Wittenberg.
Blick auf das Einkaufszentrum Arsenal in Wittenberg. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Eine Notwehrhandlung mit „tragischen Folgen“: So beurteilt die Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau am Montag die tödliche Auseinandersetzung vom Freitag am Einkaufszentrum „Arsenal“ in Wittenberg.

Einige Tage nach der Tat gibt es neue Details und Erkenntnisse, aber auch eine weitere Tat, bei der ein 63-Jähriger nach einer körperlichen und verbalen Auseinandersetzung mit syrischen Asylbewerbern in einem Krankenhaus behandelt werden muss.

Welche neuen Erkenntnisse gibt es über den Vorfall am „Arsenal“?

Fest steht: Der Vorfall ereignete sich vergangenen Freitag gegen 15 Uhr in der Bürgermeisterstraße, an einem der Zugänge zu Wittenbergs größtem Einkaufszentrum in der Innenstadt. Wichtig: Der Ablauf kann anhand von Material einer Überwachungskamera rekonstruiert werden. Dass die Kamera überhaupt etwas aufzeichnete, ist Zufall: Die Tat ereignete sich nur wenige Meter neben dem Anlieferungsbereich eines Supermarktes. Dieser wird per Video überwacht.

Was gibt es für neue Erkenntnisse durch das Überwachungsvideo?

Die Staatsanwaltschaft konnte dadurch den Ablauf der Tat rekonstruieren und hat festgestellt, dass „aufgrund der bisherigen Ermittlungen derzeit von einer Notwehrhandlung (mit tragischen Folgen) auszugehen“ sei.

Gibt es auch neue Details zum Tathergang?

Der 30-Jährige, der später verstarb, war mit einer 24-Jährigen auf dem Weg in das Einkaufszentrum Arsenal. In der Bürgermeisterstraße, kurz vor dem Zugang, trafen sie auf eine Gruppe von vier syrischen Asylbewerbern. Nach verbalen Auseinandersetzungen kam es zunächst zu einer Rangelei, die die 24-Jährige beenden konnte. Dann allerdings soll der 30-jährige Wittenberger laut Staatsanwaltschaft einen 17-jährigen Syrer plötzlich mit der Faust geschlagen haben. Der Syrer wehrte sich und schubste den Wittenberger weg. Dieser „versetzte dem Syrer erneut einen Faustschlag, woraufhin Letzterer unmittelbar reagierte und den 30-Jährigen mit einem Faustschlag am Kopf traf“, erklärt die zuständige Staatsanwältin.

Worum ging es bei der mündlichen Auseinandersetzung? Wer hat wen angesprochen?

Dies konnte noch nicht genau rekonstruiert werden. Laut Zeugen und aufgrund der Videoaufnahmen wird davon ausgegangen, dass die beiden Deutschen sich ausländerfeindlich gegenüber den vier Syrern äußerten. Die Gruppe soll laut Zeugen aber auch etwas erwidert haben. Wie geht es jetzt die kommenden Tage weiter?

In den nächsten Tagen soll es eine Obduktion der Leiche geben, außerdem werden weiterhin Zeugen befragt. Wann mit den Ergebnissen aus der Obduktion zu rechnen ist, kann noch nicht gesagt werden.

Gab es noch einen weiteren Vorfall am gleichen Tag?

Nur kurze Zeit später, gegen 18 Uhr und etwa 300 Meter vom ersten Tatort entfernt, gab es an dem Freitag eine weitere Auseinandersetzung. Ein 63-Jähriger und zwei Syrer im Alter von 21 und 28 Jahren sind in der Mauerstraße zunächst verbal und später körperlich aneinander geraten. Der 63-Jährige erlitt durch die Auseinandersetzung eine Platzwunde am Kopf, musste im Krankenhaus versorgt werden, wurde aber nicht lebensgefährlich verletzt. Die Polizei informierte die Öffentlichkeit erst am Montagnachmittag darüber.

Hängen die beiden Taten miteinander zusammen?

Dies wird gerade von der Polizei geprüft, weder bestätigen noch dementieren können das die Beamten momentan. Laut MZ-Informationen wird auch geprüft, ob es zuvor ähnliche Straftaten gegeben hat. Vor gut zwei Wochen gab es eine Schlägerei an der Berufsschule Wittenberg. An dieser waren syrische, äthiopische und somalische Schüler beteiligt. (mz)