Luthers Wort Luthers Wort: Schulleiterin Ines Petermann
Wittenberg - Eine Dohle brütet keine Tauben aus, und ein Narr zeugt keinen Klugen.
Die Dohle (Coloes monedula – wörtlich übersetzt „gestutztes Mönchlein“) soll, sagen die Verhaltensforscher, ein Vogel mit Köpfchen sein. Dies wird, so bleibt zu vermuten, auch Martin Luther nicht entgangen sein, als er anno 1530 einen Schwarm dieser Tiere während eines Aufenthaltes auf der Feste Coburg beobachtete.
Ich glaube, dass es ihm diese Tiere sofort besonders angetan hatten. Und dies nicht nur wegen ihrer grauen Kapuze, sondern auch aufgrund der ihnen eigenen großen Stimme und ihres miteinander Redens. Man nannte sie auch „des Pastors schwarze Tauben“.
In den Augen Martin Luthers waren diese schwarzen, eleganten Dohlen das komplette Gegenstück zur in sich gekehrten, friedvollen Taube. Genau so verhält es sich mit den Narren und den Klugen, wobei es sich erheblich schwieriger gestaltet, bei den Letzteren eine saubere Trennlinie zu ziehen.
Mein Versuch, den Ausspruch in die heutige Zeit zu übertragen sieht demnach so aus: Ein Schreihals, wenn er auch noch so pfiffig und lautstark ist, brütet nichts Fried- und Respektvolles aus. Klugheit prallt an ihm ab, wie an allen Narren auch wenn sie noch so schlau sein wollen. (mz)