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Lost Places in den Wallanlagen Lost Places in den Wallanlagen: Erinnerungen blühen in Wittenberg

Von Irina Steinmann 08.10.2018, 16:41
Auf dieser Postkarte ist noch der Botanische Garten in Lutherstadt Wittenberg ausdrücklich benannt.
Auf dieser Postkarte ist noch der Botanische Garten in Lutherstadt Wittenberg ausdrücklich benannt. Klitzsch

Wittenberg - Der Strom an Zuschriften nach der Veröffentlichung zweier historischer Postkarten zum „Botanischen Garten“ der Lutherstadt aus den Beständen von Dieter Pioch und Günter Haberland reißt nicht ab. Viele andere Wittenberger haben daraufhin in ihren eigenen Erinnerungen gekramt oder Informationen beigesteuert.

Zu Wort meldete sich etwa Landschaftsplanerin Anett Paul, die in der Stadtverwaltung mit der Gestaltung der Wallanlagen nach historischen Vorbildern befasst ist. Sie schrieb der MZ Folgendes: „Um 1908 wurde auf der Böschung unterhalb des 1892 errichteten Eunike-Denkmals zunächst ein Alpinum angelegt. Daraus ging dann später ein Botanischer Garten hervor.“

Und weiter schreibt Paul: „1952-1955 wurde innerhalb des Botanischen Gartens dann eine Freilichtbühne errichtet. Die Theater- und Konzertaufführungen funktionierten aufgrund von Vernässungsproblemen leider nicht so gut und bereits 1958 kam es zu Beeinträchtigungen und dann (zum) Einstellen der Vorführungen.“ 1969/70 sei dann ein Staudengarten auf dem Gelände angelegt worden.

„Während der Botanische Garten im Wesentlichen nur die westliche Böschung nutzte, erweiterte sich der Staudengarten weiter in Richtung Osten. Aus dem ehemaligen Bühnenbereich wurde dann ein Sitzbereich mit Pergola gestaltet.“ Sie bedauere, so die Planerin, dass „vom ehemaligen Staudengarten nicht mehr viel übrig und er sehr verwildert“ sei.

„Ziel sollte sein, zumindest einen Staudengarten wiederherzustellen. Bei der momentanen Haushaltslage“, räumt Paul ein, „ist das ziemlich schwierig.“ Abschließend erinnert Paul an eine Nutzung neueren Datums: „2017 befand sich übrigens der Schweizer Pavillon auf dem Gelände des Staudengartens.“

Interessiert an dem Thema zeigte sich auch der Wittenberger Martin Ebert, von Beruf Chef der kommunalen Datenverarbeitung KDG. Er vermutet, dass das Areal in den frühen 1970ern nochmals umgestaltet wurde. Jedenfalls wurde „der Schuljunge Martin (...) mit Schulklasse genau dort hin geschickt“, Anlass sei möglicherweise die Einweihung des Parks gewesen. Und: „Dieser Abschnitt hieß meines Wissens damals Leninpark.“

Einer älteren Dame ist die Anlage unterdessen „als Rosengarten bekannt“. In dem Stadtführer von 1917, den Anneliese Herbst, nach der MZ-Berichterstattung zum „Botanischen Garten“ zu Rate gezogen hat, finde sich ein entsprechender Hinweis, berichtete sie. Warum es mit der Freilichtbühne dort irgendwann vorüber war, auch dazu hat die Wittenbergerin eine Begründung - es waren die vielen Mücken. An diese Plage erinnern sich übrigens auch jüngere Zeitgenossen - nicht gern. (mz)