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Denkmalschutz in Sachsen-Anhalt Leichenhalle in Wörlitz wird saniert - Was den Eigentümer überrascht

Die Historische Leichenhalle in Wörlitz wird saniert. Was die Eigentümer vorhaben und wie diese die Verbindung zur Domäne sehen.

Von Andreas Behling 27.02.2023, 10:35
Die historische Leichenhalle am Wörlitzer Friedhof ist eingehaust.
Die historische Leichenhalle am Wörlitzer Friedhof ist eingehaust. (Foto: Behling)

Wörlitz/MZ - Das Gerüst und die schützenden Planen sind ein untrügliches Zeichen. An der historischen Leichenhalle am Wörlitzer Friedhof tut sich was. „Der erste Bauabschnitt hat begonnen“, vermeldet Sven Kielgas, einer der neuen Eigentümer des Denkmals.

Es geht um die Sanierung und Restaurierung der Gebäudehülle der Alten Wagenremise – alias Leichenhalle – in den bauzeitlichen Zustand. Kielgas berichtet von ersten, für ihn unerwartet erfreulichen Erkenntnissen aus der begleitenden Bauforschung.

Schädlicher Putz kommt weg

Beim Rückbau der Dachdeckung trat zu Tage, dass das Dach „so gut wie keine Feuchteschäden“ aufweist. Der Dachstuhl sei zu 80 bis 90 Prozent intakt und könne „in weiten Teilen … bauzeitlich erhalten bleiben. In seinen Fehlstellen werde er „in historischer Handwerkstechnik saniert“. Parallel hierzu beginne dieser Tage „der Rückbau des schädlichen, weil zementhaltigen Außenputzes sowie der ebenfalls zementhaltigen Ergänzungen an den Stuckprofilen aus späterer Zeit“.

Sven Kielgas kündigt weiter an, dass in Kürze die Wiederherstellung des Außenputzes als bauzeitlicher Stippputz folgen solle. Dies sei bereits „auch beim Haus der Fürstin gelungen“. Auf diese Weise, das streicht der Bauherr zufrieden heraus, werden „wertvolle, historische Handwerkstechniken vor dem Vergessen bewahrt“. Die an der östlichen Flanke des Wörlitzer Friedhofs stehende Leichenhalle - das identische Aufseherhaus liegt spiegelbildlich gegenüber - ist im Jahr 1798 nach Plänen von Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff errichtet worden.

Nach der Zustimmung durch den Stadtrat Oranienbaum-Wörlitz erwarben Sven Kielgas und Falk Morten von Oeynhausen – beide sind bereits Eigentümer des Herrenhauses der Fürstlichen Domäne Wörlitz, das sich vis-à-vis dem Friedhof befindet – das Gebäude. Zu seinem historischen Hintergrund hatten sie recherchiert, dass im Inneren die Toten nicht verabschiedet worden seien. Dazu wurden die Trauerfeierlichkeiten in der Kirche St. Petri genutzt. Bis zu diesen geladen wurde, sei die Leichenhalle aber tatsächlich ein Aufbewahrungsraum für die Verstorbenen gewesen.

Platz für Tod und Leben

In dem Erdmannsdorff-Bau, von dem sich eine Linie zur Domäne und weiter zur Villa Hamilton ziehen lässt, sehen die Eigentümer einen „ganz zentralen Punkt“ im Wörlitzer Stadtbild. „Es ist uns wichtig, diesen wieder in voller Pracht herzustellen. Gemeinsam mit dem Areal der Domäne bildet er absolut den offiziellen Eingang zum Gartenreich“, erklärt Kielgas. Es sei ein schöner Gedanke, dass an der Stelle der Platz für den Tod und der Platz, an dem man sich um neues Leben kümmerte, eine Einheit bilden.

Eine Interpretation, die wohl nicht ganz von der Hand zu weisen ist. Immerhin hatte Fürst Franz – eine verwitterte Steinplatte mit seinem Namen ist in die Fassade der Leichenhalle integriert worden – die Domäne als einen Musterhof gefördert, der große wirtschaftliche Erfolge erzielte.