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Landkreis Wittenberg Landkreis Wittenberg: Glück im Unglück nach Kollision am Bahnübergang

Von DIRK SKRZYPCZAK 18.02.2009, 19:23

RACKITH/MZ. - Als Zugführer steuert der 25-jährige Akener den Triebwagen der Elbe-Heidebahn. Drei Fahrgäste und ein Schaffner sitzen mit ihm im Zug, als sich das 40 Tonnen schwere Schienenfahrzeug am Mittwochnachmittag gegen 15.40 Uhr aus Richtung Trebitz kommend dem unbeschrankten Übergang bei Rackith nähert. Dass just an dieser Stelle das Tempo des Zuges aus Sicherheitsgründen auf 20 Stundenkilometer reduziert werden muss, wird sich nur Augenblicke später als richtig erweisen. Ein mit Getreide beladener Lkw sieht und hört (trotz Doppelsignal des Zuges) die Bahn zu spät. "Die genauen Hintergründe werden ermittelt", sagt Doreen Wendland, Sprecherin in der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Ost. Vor dem Übergang steht an der Straße ein Stoppschild.

Nach der Kollision schrammt der Brummi an der rechten Flanke des Zuges entlang. Fensterscheiben bersten. Ein 16-jähriger Fahrgast aus Oranienbaum wird leicht verletzt und muss sich in ärztliche Behandlung begeben. Auch der Zugführer habe leichte Blessuren erlitten, teilt die Polizeisprecherin mit. Die anderen Beteiligten kommen mit dem Schrecken davon. Ein Krankenwagen muss ebenso wenig alarmiert werden wie die Feuerwehr. Zwar tritt aus dem ramponierten Fahrerhaus des Lkw Flüssigkeit aus, dabei handelt es sich aber nur um Wasser aus der Scheibenwaschanlage.

Vom "Neuen Wittenberger Busverkehr", der die Strecke zwischen der Lutherstadt und Bad Schmiedeberg fünf Mal täglich bedient, eilen Geschäftsführer Thomas Vetter und Betriebsleiter Wolfgang Vorpahl zur Unfallstelle. "Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert. Einen Blechschaden kann man ersetzen, ein Menschenleben nicht", sagt Vorpahl erleichtert.

Unterdessen machen erste Schätzungen über den Sachschaden die Runde. Sollte sich der Rahmen des Triebwagens, Baujahr 2000, verzogen haben, "dann wird es richtig teuer", weiß Vorpahl. Von bis zu 1,4 Millionen Euro ist die Rede, der Schaden wird am Abend aber zunächst auf 500 000 Euro am Zug und 20 000 Euro am Lkw taxiert. Ob das Gleisbett in Mitleidenschaft gezogen wurde, konnte mit Einbruch der Dunkelheit nicht mehr festgestellt werden, berichtet Doreen Wendland. Ein Gutachter nimmt später seine Arbeit auf. Als er fertig ist, kann die Beräumung der Unfallstelle beginnen. "Bis geklärt ist, wie es weitergeht, bieten wir Schienenersatzverkehr an", erklärt unterdessen Thomas Vetter. Die drei Fahrgäste, auch der Verletzte, werden mit einem Rufbus nach Wittenberg gebracht. Der für ein Jahr gemietete Triebwagen ist erst seit Dezember 2008 im Einsatz gewesen und sollte als Lockvogel neue Kunden für das Bahnfahren gewinnen "und die Strecke lukrativ machen", wie Vetter sagt. Seine vorerst letzte Tour tritt er am Abend nach Pretzsch an. Dort soll er ausharren, bis über seine Zukunft entschieden ist.