Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Alba-Annahmestelle steht in Zschornewitz vor dem Aus
ZSCHORNEWITZ/MZ. - Der Zschornewitzer Bürgermeister Günter Gröbner (Linke) kommt richtig ins Schwärmen. Die Annahmestelle sei in der Region doch etwas Einzigartiges. Grünschnitt, Eletronikschrott und alte Möbel - alles werde unbürokratisch angenommen.
Tatsächlich herrscht vor Ort reger Betrieb. Es ist ein Kommen und Gehen. Das Geschäft scheint sich richtig zu lohnen. Zu sehen ist auf dem Gelände nur ein einziger Mitarbeiter und der hat alle Hände voll zu tun. "Es ist noch nichts entschieden", sagt der Mann über seine Zukunft. Und das liegt nicht an seinem Arbeitgeber, dem Entsorger Alba. Auch Gröbner kann über das bedeutende Berliner Dienstleistungsunternehmen eigentlich nur Positives berichten. In der Hauptstadt werde selbst das Ehrenamt gewürdigt. Es gibt schon mal Tickets für die Begegnungen der Alba-Basketballstars.
Doch das Spiel im Landkreis Wittenberg ist abgepfiffen. Der Kreistag - konkret der Bauausschuss - hat nach einer europaweiten Ausschreibung das Team der Müllentsorgung komplett ausgewechselt. Oder zumindest versuchen das die Wittenberger Kommunalpolitiker mit ihrer Entscheidung hinter verschlossenen Türen. Und so steht zum "Tipp-Off" nicht nur Alba, sondern auch der Konkurrent bereit. Wer an den Ball kommt, bleibt vorerst unklar.
"Kein Kommentar", lässt Volker Senftleben, Geschäftsführer der hiesigen Alba-Tochter, auf die Frage nach der Zukunft des Zschornewitzer Standortes ausrichten.
"Einen Grund zum Aufschrei", hält dagegen Harald Sänze den Ball flach, "gibt es nicht." Die Anzahl der Annahmestellen müsse laut Ausschreibungskriterien beibehalten werden, betont der Fachdienstleiter Abfallwirtschaft in der Kreisverwaltung. Der Experte vermutet, dass "Platzhirsch Alba Mitarbeitern vorsorglich gekündigt hat". Da sich der Entsorger mit juristischen Mitteln gegen die politische Entscheidung wehre, handele es sich derzeit um "ein schwebendes Verfahren" mit noch offenem Ausgang. Jetzt habe die Vergabekammer der Landesverwaltung das Wort. Wann eine Entscheidung falle, stehe noch nicht fest. Sänze geht davon aus, dass es auch "im Bereich Gräfenhainichen" keinen Annahmestopp geben werde. Es sollen aber noch Verhandlungen für entsprechende Zwischenlösungen geführt werden.
Der mutmaßliche Ausschreibungssieger Remondis - in der Region Gräfenhainichen schon bestens bekannt als Verwerter von "Bio, Hausmüll und Pappe" - steht trotzdem schon in den Startlöchern. "Unser Konzept hat offensichtlich überzeugt", sagt Reinhard Haupt. Der Niederlassungsleiter des Unternehmens in Sondershausen - auch zuständig für die Außenstelle in Klieken - favorisiert aber als künftigen Standort für die Annahmestelle Gräfenhainichen. "Da haben wir Verfügungsgewalt auf ein Grundstück", erklärt der Chef.
Sollten sich die Remondis-Pläne tatsächlich verwirklichen lassen, endet in Zschornewitz eine lange Firmen-Geschichte, die eng mit dem Namen von Wolfgang Huth verbunden ist. Fast zeitgleich mit Franz-Josef Schweitzer, der Alba 1968 in Berlin gründete, leitete der einstige Busunternehmer Firmen. Der Zschornewitzer Ehrenbürger - Huth gehörte zu den ersten sechs im Ort - privatisierte die Stadtentsorgung nach der Wende und übergab sie später an Alba. Jetzt wird offensichtlich am letzten Kapitel geschrieben.