Konzert Konzert: Fläminger Musiksommer findet krönenden Abschluss

Zahna - Geprobt haben sie bis zur letzten Minute. Der Großteil des Publikums sitzt schon längst in der Zahnaer Kirche St. Marien, da eilen die Musiker der Capella Wittenbergensis schnell noch einmal hinaus, um Luft zu schnappen. Es mag das letzte Konzert des Fläminger Musiksommers für 2017 sein, der Anspruch an sich selbst ist bei den Akteuren aber nicht kleiner geworden.
Für das letzte und, wie die Organisatoren finden, schönste Konzert der diesjährigen Reihe hat Rolf Kober, Leiter der Capella Wittenbergensis, nicht nur wunderbare Stücke ausgesucht. Mit Brunhild Fischer (Querflöte) und Myra van Campen Bálint (Violine) sind auch zwei ausgezeichnete Solistinnen bei dem Konzert anwesend, die dem Programm einen einzigartigen Ausdruck verleihen. „Das letzte Konzert ist immer das größte“, so Kober. „In so großer Besetzung kann man das nur selten machen.“
Biblische Lieder von Anton Dvořák, in denen der tschechische Komponist Psalmentexte vertonte, bildeten den Auftakt des etwa eineinhalbstündigen Konzertes unter Leitung von Kantor Michael Weigert. Für Bariton Rolf Kober keine leichte Aufgabe, er testet bereits bei den Proben verschiedene Orte im Chorraum aus.
Die Akustik der Kirche sei tückisch, so Weigert. Die Lieder sind meist in eher getragener Weise, das fünfte jedoch („Gott, ich will dir ein neues Lied singen“) kommt fast volkstümlich daher und erinnert etwas an Dvořáks Sinfonie Nr. 9.
Es bildet einen gelungenen Übergang zur Suite Antique für Querflöte, Streicher und Spinett von John Rutter. Die Prelude, der erste von sechs Teilen der Suite, kommt auch dank der Interpretation von Brunhild Fischer so leicht und beschwingt daher, dass sie gut und gern als Filmmusik durchgehen könnte. Anleihen bei Jazz und spätmittelalterlichen Melodien machen Rutters modernes Werk sehr abwechslungsreich, zumal der Einsatz eines Spinetts eher unüblich für moderne Stücke ist.
Nach einem zweiten Teil der biblischen Lieder begeistern sich die fast 50 Zuhörer für Karl Jenkins’ Sarikiz, einem Konzert für Violine Solo, Streicher und Schlagwerk. Myra van Campen Bálint, seit 1994 erste Konzertmeisterin der Anhaltischen Philharmonie Dessau, bietet auf der Violine eine furiose Leistung dar, die das Publikum in Zahna mit langem Beifall anerkennend honoriert.
„Wir haben es schon einmal auf der Empore der Wittenberger Christuskirche gespielt“, sagt Kober. Auch er weiß um die außergewöhnliche Leistung der Solistin, die das Ensemble verstärkt. „Das kann auch keiner von uns spielen“, erklärt er.
Für die Capella und Kantor Weigert ist der Fläminger Musiksommer, der zum Schluss fühlbar in den Herbst übergegangen ist, nun zu Ende. Seit Mai haben sie jeden Monat in einem anderen Gotteshaus des Kirchspiels Zahna gastiert und immer ein zahlreiches, interessiertes Publikum gefunden.
Dass der Musiksommer, den es seit 2004 gibt, auch im nächsten Jahr fortgesetzt wird, gilt als sicher. „Die Planung ist durch, ab Mai geht es wieder los“, verspricht Kantor Michael Weigert. Rolf Kober ist noch „am Sammeln von schönen Stücken. Das meiste ist wieder Barock, dazu ein bisschen Renaissance und Modernes“.
Mit ihrem Beifall erheischen die Zuhörer zum Abschluss noch eine Zugabe. Es wird, wie könnte es anders sein, noch einmal die Prelude von Rutter. Diese schöne eingängige Melodie wird die Freunde des Fläminger Musiksommers durch die kommenden Monate begleiten.
Sie passt zum lauen Frühherbstwind, zum Fallen der Schneeflocken im Januar und dem zarten Sprießen der Blumen im Frühling. Dann ist es bis zum Mai und dem nächsten Musiksommer nicht mehr weit. (mz)