Máxima und Willem-Alexander Königin Máxima und König Willem-Alexander der Niederlande: Luther-Konfekt für den königlichen Besuch in Wittenberg

Wittenberg - Wittenbergs Stadtbäcker Frank Jäger hat schon für etliche große Anlässe gearbeitet. Etwa lieferte er im Auftrag der Landesregierung Backwerk in Form der Himmelsscheibe von Nebra „mit echtem Blattgold“ nach Brüssel. In Wittenberg kreierte er im Cranach-Jahr 2015 u. a. eine Riesentorte in Form einer Maler-Palette. Nun ist Jäger (neben Michael Pirls Wörlitzer Ringhotel-Küche) an der kulinarischen Versorgung zweier Majestäten beteiligt.
Als am Donnerstag aus den Niederlanden König Willem-Alexander und Königin Máxima im Rahmen eines Arbeitsbesuchs in der Region sind, wird ihnen im Alten Rathaus von Wittenberg zum Nachtisch auch eine Kreation aus dem Hause Jäger serviert: „Luthers Stolpersteine“ sind eine eigene Pralinenkreation, ihr Name beziehe sich auf Martin Luthers Thesen, respektive auf ihre historische Wirkung, wie Jäger findet.
Dort, am Ort des legendären Hammerschlags, beginnt am Donnerstag mit kleiner Verspätung offiziell die Stippvisite, zu der das niederländische Königspaar nach Wittenberg gekommen ist. An der Thesentür der Schlosskirche werden die Royals von Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und Wittenbergs Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) begrüßt.
Die Wartezeit auf die Gäste überbrückt Haseloff mit Smalltalk: Hier plaudert er mit einigen der Holland-Fähnchen schwenkenden Schaulustigen, dort gibt’s für niederländische Medienvertreter auf der Pressetribüne einen kleinen Exkurs in die Geschichte flämischer Siedler in der Region. Gegenüber der MZ spricht er von der „Ehre“, dass (nach der Dänenkönigin Margrethe II. und dem schwedischen Königspaar 2016) nun auch die Niederländer kommen.
Insoweit verweist Haseloff besonders auf die „wirtschaftlichen Aktivitäten in Sachsen-Anhalt, die überall zu verspüren sind“ (siehe dazu auch „Volles Programm“). Im Übrigen habe man inzwischen sogar einen Bundestagsabgeordneten, der ursprünglich aus den Niederlanden kommt.
Um 16.40 Uhr fährt endlich der Konvoi vor, die wartende Menge freut sich hörbar, als aus einer schwarzen Limousine mit der Nummer 5 König Willem-Alexander und Königin Máxima aussteigen.
Sie ist eine ausgesucht elegante Erscheinung, über einem mintgrünen Kostüm trägt sie eine cremefarbene Stola, auf dem langen blonden Haar eine schlichte beige Kappe. Strapazen, die so ein Arbeitsbesuch in drei Bundesländern an nur vier Tagen gewiss mit sich bringt, sind dem Paar nicht anzusehen.
Etliche Zuschauer rufen und winken mit Blumen. Unter ihnen ist auch die Wittenbergerin Renate Nandzig, die über royale Besucher sagt, „ohne Luther würden die nie herkommen“. Oder Jan Geldof, der extra aus den Niederlanden angereist ist. Und eine Konfirmandengruppe aus Hessen, die völlig enthusiasmiert scheint. Doch sieht das Protokoll als erstes die Besichtigung der Schlosskirche vor, bei der die Direktorin des Evangelischen Predigerseminars in Wittenberg, Hanna Kasparick, das Kunststück vollbringen muss, sehr viel Historie in sehr wenig Zeit zu vermitteln.
Zum kurzen, aber schönen Orgelspiel von Kantor Thomas Herzer geht’s also hinein ins Unesco-Weltkulturerbe, dort zum Grab des Kurfürsten und zur neu geschaffenen Bronzetür des Künstlers Marco Flierl. Es folgt noch der Weg durch den Mittelgang zu den Gräbern Martin Luthers und Philipp Melanchthons, die in der Schlosskirche Seit’ an Seit’ liegen, ein Schwenk in den Altarraum und - zack - das war’s. Länger als eine Viertelstunde hat Kasparick nicht, dann begibt sich das Königspaar durch die Thesentür schon wieder ins Freie.
Dort findet nun statt, was man vielleicht gleich nach der Ankunft der gekrönten Häupter hätte machen können, von den Protokollchefs aber anders geplant war: ein Bad in der Menge, zumindest ein Hauch davon. In der Kälte steifgefrorene Finger strecken sich den Royals entgegen, manche überreichen Tulpen in leuchtendem Orange, der Farbe des Hauses Oranien.
Viel Zeit bleibt auch dafür nicht, die Gasse zum Eingang zur „Alten Canzley“ ist bereits gebildet für das Königspaar, das in dem Hotel-Restaurant eine Pause vor dem nächsten Auftritt hat, der führt ins Alte Rathaus. Dort trägt man sich in die Gästebücher des Landes und der Stadt ein, bevor es zum Dinner mit geladenen Gästen geht.
Prinzessin Henriette Catharina von Oranien-Nassau (1637-1708) hatte nach ihrer Hochzeit mit Johann Georg II. von Anhalt Dessau im Jahre 1659 den Ort Nischwitz von ihremEhemann geschenkt bekommen. Henriette zu Ehren wurde der Flecken Erde in Oranienbaum umbenannt- da sie aus dem Geschlecht der Oranier stammte, so wie es bei der früheren Königin Beatrix und ihrem Sohn König Willem-Alexander auch der Fall ist. Der Architekt Cornelis Ryckwaert schuf ab 1683 für die Prinzessin ein Ensemble aus Schloss, Park und Stadt nach niederländischem Vorbild, 1708 wurde zudem eine Stadtkirche in Oranienbaum gebaut. Das historische Stadtbild ist bis heute erhalten geblieben. Im Jahr 2012 hatte die damalige Königin Beatrix das Schloss besucht. (dpa/mz)
Und hier kommt wieder das Konfekt, das unter dem Namen „Luther-Trüffel“ auch käuflich ist, ins Spiel: Sein Schöpfer Frank Jäger sagt, er habe dafür nur feinste Zutaten verwendet. Gefüllt seien die Schokotrüffel mit Luther-Likör, ummantelt mit Edelmarzipan und Schokolade. Den Begriff Hüftgold will der Bäcker- und Konditormeister nicht gelten lassen, schließlich diene die Praline dem Genuss.
Ein Genuss dürfte auch das vorausgegangene Mahl aus dem Hause Pirl gewesen sein. Wie es im Vorfeld aus dem Umfeld der Staatskanzlei hieß, sollte u. a. Fläminger Hirschschinken kredenzt werden. Zu den Weinen, an denen sich die Gäste der Tafelrunde delektieren konnten, gehörte dem Vernehmen nach ein Grauburgunder aus Naumburg. (mz)



