Kirche Kemberg Kirche Kemberg: Statt Orgel ertönen E-Gitarre und Schlagzeug

Kemberg - „Na los, spielen wir ein paar Stücke,“ sagt Katrin Hille. Eigentlich ist keine Probe angesetzt, doch für die Zeitung sollte es schon eine „Kostprobe“ sein. Was dann in der Kemberger Kirche erklingt, ist nicht gerade das, was ältere Gottesdienstbesucher gewohnt sein mögen. Statt Orgel sorgen Schlagzeug, Bass und E-Gitarre für Stimmung und Gedanken an Gott.
„Straight up“ nennt sich die Jugendband der evangelischen Kirchengemeinde, die bis zu zehn Musiker, Sänger und Techniker vereint. Es gibt sie seit etwa eineinhalb Jahren, dieses Jahr haben sie schon etwa 20-mal gespielt. Gottesdienste, Jugendtreffen, Kirchenfeste sind ihre Bühne. „Die Idee ist, Menschen jeden Alters Kirchenlieder in modernem Deutsch näher zu bringen“, erklärt Katrin Hille, die am E-Klavier steht und die sie liebevoll „Band-Mama“ nennen. Die jungen Leute seien alle „gut drauf“, findet sie. Viele hätten bereits eine Ausbildung an einer Musikschule hinter sich.
Am Sonnabend ist „Straight up“ in der Kemberger Stadtkirche zu hören. Dort sorgt sie ab 19 Uhr beim regionalen Jugendgottesdienst für die musikalische Umrahmung. Der Gottesdienst findet in Zusammenarbeit mit der EC-Jugend Wittenberg (EC steht für Entschieden für Christus), dem christlichen Jugendkreis der Landeskirchlichen Gemeinschaft, statt. Die Predigt hält Alexander Pfisterer (Tangermünde) zum Thema „Geiles Leben“ (Lukas 17: Die zehn Aussätzigen). Besucher sind gern gesehen.
Erste Erfahrungen im Kinderchor
So wie Marie Bölke aus Reuden. „Ich singe, seit ich fünf Jahre alt bin. Das ging schon im Kinderchor los. Ab dem elften Lebensjahr habe ich Gesangsunterricht an der Musikschule Gräfenhainichen bekommen“, schildert die jetzt 17-Jährige ihren Weg. Dass sich aus der Jugend um Kemberg herum die Band entwickelt hat, findet sie schön. „Anna hat gesagt, ich muss mitsingen“, erklärt sie. Anna heißt mit Nachnamen ebenfalls Hille. Die 18-Jährige ist Feuer und Flamme für die Gruppe, deren Start allerdings nicht an einem konkreten Datum festzumachen ist.
Wohl aber der Name, „Straight up“ bedeutet „geradeaus“ oder auch „himmelwärts gerichtet“. Er verweist auf den christlichen Hintergrund. „Den Namen haben wir gewählt, weil unsere Wege auf Erden nicht voraussagbar sind. Aber Gott ist immer nur ein Gebet oder ein Lied entfernt“, beschreibt sie sehr poetisch, was sie alle antreibt. Dankbar sind die jungen Leute für die Unterstützung beim Beschaffen der Instrumente. Ein Teil des Geldes hat die Kirchengemeinde aufgebracht, ein Teil kam von privaten Spendern, das Übrige hat der Rotary-Club dazugelegt.
Nicht jeder hatte eine Ausbildung auf dem Instrument, das er spielt. Pius Baatzsch etwa hat sich von Bäckermeister Eberhard Wendt zeigen lassen, wie man Bassgitarre spielt. „Bass ist nicht so schwer zu lernen“, findet Baatzsch, der auch auf Posaune umsteigen könnte. Die Proben seien immer freitags, und es mache großen Spaß, gemeinsam zu spielen. Das bestätigt auch Leonard John, der mit seinem Zwillingsbruder Damian das Gesangsquartett vervollständigt. Die Idee zur Band sei bei einer Freizeit des CVJM entstanden. „Wir haben in kleinem Rahmen angefangen und irgendwann bei der Gemeinde gefragt, ob es möglich ist, eine Anlage zu erwerben“, erinnert er sich.
Etwas über 50 Lieder gehören inzwischen zum Repertoire, die Jugendband nimmt auf, was gefällt. Ihre nächste große Aufgabe ist die musikalische Umrahmung des regionalen Jugendgottesdienstes am Freitag in Kemberg. Sind sie sehr aufgeregt? Nein, sagen sie. Eine Herausforderung steht ihnen jedoch bevor. Sie werden Jüngere für ihre Musik begeistern müssen. Denn so mancher wird, wenn er die Ausbildung beendet hat, Kemberg und Umgebung verlassen. (mz)