Karl-Liebknecht-Straße in Gräfenhainichen Karl-Liebknecht-Straße in Gräfenhainichen: Es hagelt Vorwürfe der Anwohner

Gräfenhainichen/MZ - Die Anwohner der Gräfenhainichener Karl-Liebknecht-Straße lassen nicht wirklich locker. Sie laufen nach wie vor Sturm gegen den Straßenbau vor ihrer Haustür und konnten jetzt im Kampf um die Senkung der Gebühren einen ersten Punktsieg landen.
Bürgerprotest zeigt Wirkung
Zumindest reagierte Gräfenhainichens Bauamtsleiter Thomas Ludwig beim Vor-Ort-Termin des Bau- und Wirtschaftsausschusses am Dienstagabend auf neuerlichen Bürgerprotest und kündigte an, zum Beispiel die geplante Ausführung der Straßenbeleuchtung noch einmal unter die Lupe zu nehmen. Zuvor hatten die Anwohner um Heinz Theuner und Karl-Otto Holzweißig moniert, dass derart viele Straßenlaternen wie im bereits fertiggestellten ersten Bauabschnitt kaum nötig sein dürften.
Eine Reduzierung der Zahl der Laternen würde den Anliegern durchaus in die Hände spielen. Denn neben einem Anteil für die Fahrbahn, den Geh- und Radweg sowie die Randbereiche müssen sie auch ihren Teil zur Beleuchtung beitragen. Im Falle der zur Innerortsstraße deklarierten Karl-Liebknecht-Straße - diese umstrittene Entscheidung fiel im Stadtrat - sind es 50 Prozent der Kosten. Weniger Lampen stehen für geringere Kosten für die Anwohner. Das weiß Ludwig und begründet eine mögliche Reduzierung. „Wäre ja besser, als zehn Lampen zu installieren und nachher jede zweite nicht in Betrieb zu nehmen.“
Trotz möglichem Einknicken der Verwaltung beim Laternenbau scheint eine normale Kommunikation zwischen Rathausmannschaft und Anliegern in der Liebknechtstraße kaum mehr möglich. Die Nerven liegen blank und auch der eigentlich zur Begutachtung der baulichen Situation anberaumte Vor-Ort-Termin des Bauausschusses war bestimmt von Vorwürfen und Rechtfertigungen.
Kritik an Kostenexplosion
Wieder brachten die Anlieger ihre Dauerargumente gegen den Straßenbau vor. Sie monieren die Informationspolitik des Rathauses und sehen eine Kostenexplosion. Zumal in den drei bisherigen Treffen von der Verwaltung jedes Mal höhere Quadratmeterpreise für die Beteiligung der Bürger an den Baukosten genannt worden waren.
Neue Nahrung gibt die Antwort von Bauamtsleiter Ludwig auf die Frage von Karl-Otto Holzweißig. Den interessiert, ob trotz Wechsel des Planers noch im Detail nach dem Projekt aus der Bauanfangszeit gearbeitet wird. „Nein“, sagt Ludwig, findet das aber nicht ungewöhnlich. Schließlich gebe es im Bauverlauf immer Situationen, in denen flexibel entschieden werden müsse. Flexibilität braucht das Amt wohl auch, um die Anlieger wenigstens in Fragen der Bauausführung zufriedener zu stellen.
Die monieren neben der Beleuchtung auch das Auffüllen der Flächen zwischen Fußweg und Grundstücksbegrenzung mit Kieselsteinen und fragen, ob Planer und Verwaltung überhaupt die Frage der Säuberung der Flächen bedacht hätten. Ebenso mahnen sie, zumindest einige größere Parkbuchten herzustellen. Die sind bisher in der Regel für einen Pkw konzipiert. Die Verwaltung braucht Feingefühl. „Wohin mit dem Schnee?“ Laut Satzung sind die Anwohner verpflichtet, Fußwege zu räumen. Gleich daneben sind allerdings die Parkbuchten gebaut. Platz zum Zwischenlagern der weißen Pracht ist nicht wirklich vorhanden.
Geheimniskrämerei droht das Ende
Der Streit insbesondere um die Kosten der Straßensanierung und die Beteiligung der Grundstückseigentümer könnte Donnerstagabend schon in die nächste Runde gehen. Nachdem die Verwaltung den Gebührenzahlern den Einblick in die Kostenkalkulation verwehrt hat, kündigte Stadtrat Sepp Müller (CDU) an, in der Einwohnerfragestunde des von ihm geleiteten Finanzausschusses alle Fragen anhand der städtischen Haushaltszahlen zu beantworten. „Mein Vorhaben hat für leichte Unruhe im Rathaus gesorgt“, erklärt am Mittwoch der CDU-Mann gegenüber der MZ. Allerdings könne er sein Versprechen nicht direkt einlösen. Der 25-Jährige ist offensichtlich sehr gefragt - er hat Terminschwierigkeiten. „Ich muss zeitgleich in Wittenberg den Rechnungsprüfungsausschuss der Kreistages leiten“, so Müller.
Trotzdem rät er weiter zum Besuch der Einwohnerfragestunde. Seine Stellvertreterin - das ist Wilma Deißner (CDU) - sei bestens auf die Fragen aus der Karl-Liebknecht-Straße vorbereitet. „Ich habe ihr meine Unterlagen übergeben“, so Müller.
Die Sitzung des städtischen Finanzausschusses beginnt heute Abend um 18 Uhr im Jüdenberger Bürgerhaus.
