Sondervermögen im Landkreis Wittenberg Investitionen im großen Stil: Was mit den Millionen passieren soll
Das Sondervermögen ermöglicht es dem Landkreis, Projekte in den Blick zu nehmen, die sonst keine Chance auf Verwirklichung hätten. Die Liste steht jetzt.

Wittenberg/MZ. - Die Liste steht. In den nächsten Jahren kann der Landkreis Wittenberg mehr als 60 Millionen Euro investieren: in Projekte, die sonst wenig Chancen auf Realisierung hätten.
Hintergrund ist der Anteil des Landkreises an den hundert Milliarden Euro Sondervermögen der Bundesregierung. Und der Plan, der in den vergangenen Wochen und Monaten vor Ort erarbeitet worden ist, um das Geld möglichst nützlich einzusetzen.
Warum Eile bei den Bauprojekten im Landkreis geboten ist
„Wir haben“, betont Landrat Christian Tylsch (CDU), „natürlich die Verantwortung, die Mittel sinnvoll zu verwenden.“ Dass Eile geboten sei, hat nicht zuletzt den Grund, dass zahlreiche andere Kreise und Kommunen ebenfalls größere Bauprojekte planen, die Ressourcen aber begrenzt sind und Preise eher steigen dürften.
Mit der Verabschiedung des Haushaltes für 2026 am Montagabend bei der Sitzung des Kreistages im Haus Melanchthon bei neun Neinstimmen ist grünes Licht gegeben worden für eine beträchtliche Liste an Investitionsvorhaben. „Wir haben“, erläutert Tylsch das Prozedere im Vorfeld, „die Abteilungen gebeten, Vorschläge zu unterbreiten und zu sagen, wo der Bedarf am größten ist.“ Die wiederum seien mit den Fraktionschefs abgestimmt worden.

Zur Verfügung stehen nicht allein die rund 45 Millionen Euro Anteil aus dem Sondervermögen. Die Summe soll aufgestockt werden durch eine Kreditaufnahme in Höhe von 15 Millionen Euro und durch Fördermittel.
Größtes und mit Abstand teuerstes Projekt, das der Landkreis in dem Zusammenhang plant, ist der so genannte Schulcampus Mittelfeld. Gegenüber dem Berufsschulzentrum soll ein Gebäudekomplex entstehen: für die Sekundarschule Friedrichstadt und eine Außenstelle der Förderschulen der Stadt. Der Landkreis will mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Zum einen benötige es einen Ersatzneubau für die Friedrichstadt-Schule. Das Haus gehört der Kommune Wittenberg, es ist wegen sinkender Schülerzahlen zu groß, Sanierungsbedarf besteht ebenfalls.
Bessere Förderung der beruflichen Orientierung erhofft
Auf der anderen Seite steige die Zahl der Schüler an den beiden Wittenberger Förderschulen (Sonnenschein und Pestalozzi in erheblichem Maße. Für die Pestalozzi war bei der Sanierung mit 150 Schülern gerechnet worden, heißt es, zurzeit lernen dort 200 Jungen und Mädchen. Im Falle von „Sonnenschein“ wird bereits ein zweiter Interimsstandort genutzt.
Der Landkreis verspricht sich darüber hinaus Kooperationen inhaltlicher Art. Insbesondere was Berufsorientierung und berufliche Bildung betrifft: „Alle Welt klagt über Fachkräftemangel“, sagt Tylsch. Die Bündelung verschiedener Schulformen an einem Standort ermögliche eine „durchgängige und niederschwellige Förderung beruflicher Orientierung“. Das neue Bildungszentrum soll Chancengerechtigkeit fördern, Stärken sichtbar machen, den Übergang von Schule in Ausbildung und Beruf erleichtern.
Die Voraussetzungen dort stimmen: mit Bahn- und Bushaltestelle, Turnhalle, Parkplatz. Ein Neubau helfe letztlich, Geld im Unterhalt zu sparen. „Wir können“, hofft der Landrat, „mehrere Probleme in einem Rutsch lösen.“ In vier bis fünf Jahren könnte das Schulzentrum stehen. Geschätzte Kosten: etwa 45 Millionen Euro.
Lager für Katastrophenschutz soll in Wittenberg entstehen
Das ist der größte Brocken. Ein weiteres Projekt sind der Bau eines „Katastrophenschutzlagers“ am Standort der Feuerwehrtechnischen Zentrale. Entstehen soll eine große Halle zur Lagerung von Technik, Schutzausrüstung oder Sandsäcken, und die Modernisierung des Krisenstab-Raums. Kosten: rund sechs Millionen.
Hinzu kommen unter anderem Photovoltaikanlagen (1,1 Millionen), die Anschaffung einer Waldbrandtanker-Staffel in Kooperation mit den Kommunen (1,3 Millionen), Straßenbau beziehungsweise Oberflächensanierung (drei Millionen) und Radwege (zweieinhalb Millionen Euro). Umgesetzt werden sollen die verschiedenen Projekte bis zum Jahr 2033.