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Tag des offenen Denkmals Historisches Kraftwerk in Zschornewitz öffnet Türen für Besucher

Neben Historischem wie Teilen des Maschinenhauses, dem Verwaltungsgebäude und der Schaltwarte erwartet die Besucher Zukünftiges wie Zeitstrahl-, Postkarten- und Gips-Aktion.

11.09.2025, 11:30
Nach Zschornewitz ins ehemalige Braunkohlekraftwerk wird am Sonntag, dem bundesweiten Tag des offenen Denkmals von 10 bis 18 Uhr eingeladen. Führungen gibt es um 10.30, 11.30, 12.30,  14.30, 15.30 und 16.30 Uhr.
Nach Zschornewitz ins ehemalige Braunkohlekraftwerk wird am Sonntag, dem bundesweiten Tag des offenen Denkmals von 10 bis 18 Uhr eingeladen. Führungen gibt es um 10.30, 11.30, 12.30, 14.30, 15.30 und 16.30 Uhr. Foto: Lynne Tiller

Zschornewitz/MZ. - Einst war es das größte Braunkohlekraftwerk der Welt. Jetzt ist es ein Denkmal: das historische Kraftwerk in Zschornewitz. Zum Tag des offenen Denkmals kann es besichtigt werden. Von 10 bis 18 Uhr stehen am Sonntag die Tore offen und gibt es ein buntes Familienprogramm.

Der Forum Rathenau bietet Führungen in das Industriedenkmal, Aktionen, die dessen Zukunft betreffen, wie eine Postkartenaktion und eine Zeitstrahlaktion sowie eine Kunstaktion mit Gips für die gesamte Familie an. Darüber hinaus gibt es eine lebendige Bibliothek der ehemaligen Kraftwerksmitarbeiter. Diese teilen dort im Gespräch ihre Erinnerungen – wie lebendige Bücher, direkt zum Zuhören und Nachfragen.

Führungen ins Kraftwerk Zschornewitz gestalten ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kraftwerks ab 10.30 Uhr bis 16.30 Uhr stündlich (außer um 13.30 Uhr). Sie geben spannende Einblicke in ihren früheren Arbeitsalltag, erzählen Geschichten von damals und lassen die aktive Zeit des Kraftwerks, das bis 1992 in Betrieb war, wieder lebendig werden. Vom einst riesigen Komplex sind noch Teile des Maschinenhauses, das historische Verwaltungsgebäude und die Schaltwarte erhalten – eindrucksvolle Zeugnisse einer prägenden Industrieepoche.

Auftakt für mehr

Thies Schröder, Projektleiter des Forum Rathenau, sagt: „Ich freue mich sehr, dass das Kraftwerk Zschornewitz zum Tag des offenen Denkmals begehbar ist, wir dort Aktionen anbieten können und dies der Auftakt sein wird, das Industriedenkmal auch künftig regelmäßig für alle Interessierten zu öffnen.“

Damit ist der Verein Forum Rathenau, der sich für die Öffnung des Baudenkmals einsetzt, nach eigenen Angaben ein großes Stück weitergekommen. Denn die Förderung von Industriekultur, darunter die kultur- und bildungstouristische Aufbereitung der Orte des Wirkens von Walther Rathenau besonders in der Region Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg und im Mitteldeutschen Revier ist eines seiner Anliegen, schreibt er in einer Pressemitteilung.

Neben dem Blick in die Historie des Denkmals richtet sich die Aufmerksamkeit am Denkmaltag auch auf die Zukunft. Weil die regelmäßige Öffnung des Industriedenkmals laut Verein in greifbare Nähe gerückt ist, lädt er alle Interessierten dazu ein, in einer Zeitstrahlaktion mit Kreidesprays ihre ganz persönliche Vision für das Kraftwerk von morgen zu gestalten. Auch die Postkartenaktion bietet Gelegenheit, Gedanken zur Frage der Zukunft des Kraftwerks zu äußern und so ein Gesamtkunstwerk entstehen zu lassen.

Der Künstler Daniel Ritter lädt außerdem Groß und Klein ein, beim Gips-Kunstprojekt kreativ zu werden. Gemeinsam mit anderen kann ein neues Bild vom Kraftwerk gestaltet werden – künstlerisch, spontan und fantasievoll.

Der Rea-Gips, ein Recyclingprodukt aus den Rauchgasentschwefelungsanlagen ehemaliger Kohlekraftwerke, bildet die Grundlage für das kreative Kunstprojekt „Von kommenden Formen“. In diesem partizipativen Angebot sind alle eingeladen, mit dem besonderen Material zu arbeiten und eigene Skulpturen, Formen oder Objekte zu gestalten.

Die Aktion knüpfe thematisch an Walther Rathenaus Buch „Von kommenden Dingen“ an – und bringe Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auf künstlerische Weise in Verbindung, heißt es in der Ankündigung. „Am Tag des offenen Denkmals öffnet das ehemalige Braunkohlekraftwerk Zschornewitz nicht nur als historischer Ort der Energieerzeugung, sondern als Möglichkeitsraum“, erklärt dazu Simone Everts-Lang von der Forum-Pressestelle.

Raum für Möglichkeiten

„Das Denkmal wird zum lebendigen Resonanzkörper für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.“ Im Zentrum stehe der Wandel: vom Ort der fossilen Energie zur Plattform für kreative, soziale und ökologische Transformation. Der Tag erzähle so eine Geschichte – „nicht nur über das Kraftwerk, sondern über uns als Gesellschaft: Woher kommen wir? Wo stehen wir? Wohin wollen wir?“

Am Sonntag wird zwischen dem Kraftwerk Zschornewitz und Ferropolis ein Bus-Shuttle angeboten, um diese beiden Orte zum Denkmaltag zu verbinden.

Projekt seit 2019

Der Verein Forum Rathenau stärkt vom Standort Bitterfeld-Wolfen ausgehend den Transformationsprozess im Mitteldeutschen Revier. Das 2019 gegründete Projekt vermittelt die Innovationen der Kohlenstoffkreislaufwirtschaft. Seit 2023 wird es aus dem Stark-Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.

Auf dem Weg zu einem postfossilen, nachhaltigen Kohlenstoff-Kompetenzcluster setzen die wissenschaftlichen Mitarbeiter an der schulischen Bildung an, entwickeln Formate des lebenslangen Lernens, fördern Unternehmenstransformationen und Gründungen und vermitteln in Kommunikationsformaten die Chancen der postfossilen Kreislaufwirtschaft.