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Hilfe für Firmen in Wittenberg Hilfe für Firmen in Wittenberg: SKW gibt 300.000 Euro für kleine Unternehmen

Von Thomas Liersch 09.05.2020, 08:37
Auch wenn einige Geschäfte leer stehen, die Innenstadt von Wittenberg ist sehenswert. Das soll so bleiben.
Auch wenn einige Geschäfte leer stehen, die Innenstadt von Wittenberg ist sehenswert. Das soll so bleiben. Th. Klitzsch

Wittenberg - Auch wenn etwas Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist und bereits einige Lockerungen der Auflagen beschlossen sind: Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronakrise auch auf die Stadt Wittenberg und die Region werden immens sein. Die SKW Stickstoffwerke Piesteritz stellen nun 300.000 Euro bereit, damit die Attraktivität der Stadt Wittenberg auch nach der Krise hoch bleibt. Das Geld wird im Rahmen einer von der Mitteldeutschen Zeitung gestalteten Aktion unter dem Titel „Groß hilft Klein“ an Kleinstunternehmen mit maximal zehn Mitarbeitern verteilt.

Eine Jury entscheidet

„Insbesondere hilfsbedürftigen Händlern und Gewerbetreibenden sowie Gastwirten, die keine oder nicht ausreichend staatliche Unterstützung bekommen, soll unbürokratisch geholfen werden.“ Das ist das Ansinnen des Ideengebers der Aktion, des Vorsitzenden der Geschäftsführung von SKW Piesteritz, Rüdiger Geserick.

Der Fonds ist gedacht für Kleinstunternehmen, die in der Kernstadt Wittenberg - inklusive Piesteritz - ansässig sind. Durch die räumliche Begrenzung sollen sich die 300.000 Euro nicht in der Fläche verlieren. Stattdessen sollen sie gezielt die Lebensqualität erhalten, die von einer attraktiven Innenstadt ausgeht.

Um entscheiden zu können, wer Geld erhält und wie viel, hat sich eine Jury gegründet. Darin sitzen Carsten Franzke, Geschäftsführer von SKW Piesteritz, Wittenbergs Oberbürgermeister Torsten Zugehör, der Chef des Gewerbevereins der Stadt, Thomas Schneider, sowie der Leiter der MZ-Regionalredaktion im Kreis Wittenberg, Thomas Liersch. Die MZ wird später berichten, welchen Unternehmen geholfen wird.

Stadtchef Zugehör ist voller Freude über die von SKW Piesteritz bereitgestellten 300.000 Euro: „Das ist der Hammer.“ Die Aktion sei vor allem deshalb so großartig, weil ein Unternehmen, das selbst von der Pandemie durchgeschüttelt worden sei, sich nicht zurückziehe, sondern der Stadtgesellschaft helfe. Zugehör: „Es gibt auch welche, die an die Kleinen denken und wissen, dass Egoismus nicht weiterhilft.“

Übrigens beschränkt sich das Engagement der Stickstoffwerke im Zusammenhang mit der Pandemie nicht auf die 300.000 Euro für „Groß hilft Klein“. SKW Piesteritz hat bereits im Vorfeld weitere Summen bereitgestellt: 150.000 Euro zur Unterstützung von Sport- und Kulturvereinen, 12.000 Euro, um die Bürgerstiftung Wittenberg zu stützen, sowie 10.000 Euro für Mund- und Nasenmasken für Schüler zur Wiederaufnahme des Schulbetriebs am 4. Mai. Insgesamt stellt SKW Piesteritz also fast eine halbe Million Euro gegen die Auswirkungen der Pandemie bereit.

Geschäftsführer Geserick begründet das so: „Wir durchleben eine furchtbare Zeit. Sie wird uns allen ihre Zeichen aufdrücken. Ob wir es wollen oder nicht. Ob sie uns erdrücken wird, liegt auch in unserer Hand. Das ist unter anderem davon abhängig, wie gut es uns gelingen wird, einer nachhaltigen Schädigung des Standortes Wittenberg unsere Kraft, unsere Ideen, unseren Überlebenswillen entgegenzusetzen. Dabei macht es keinen Sinn, wenn die verschiedensten Bereiche der Stadtgesellschaft – Wirtschaft, Politik, Sport, Kultur, um nur einige zu nennen – getrennt marschieren.“

Hilfe ist auch Selbsthilfe

Früher sei es bereits gelungen, die Kräfte klug zu bündeln. Geserick: „Die enormen Erfolge sprechen für sich.“ Nur wenn dieser Weg weiterverfolgt werde, sei es möglich, Schaden zu begrenzen.

Zugleich macht Geserick keinen Hehl daraus, dass die Hilfsleistungen auch und nicht zuletzt aus Eigennutz erfolgen. „Niemand wird sich in einer Stadt niederlassen und zum Beispiel in der Messwarte unseres Ammoniak-Komplexes einen Job antreten, die zu den Verlierern der Pandemie zählt“, sagt er. Wenn die Messwarte der Ammoniak-Anlage nicht voll besetzt werden könne, könne sie gar nicht mehr betrieben werden. Wenn kein Ammoniak produziert würde, müsste die Harnstoff- und die Salpetersäure-Produktion gedrosselt werden. Das wiederum würde die Existenz des gesamten Agro-Chemie Parks gefährden.

Metropolen locken

„Jetzt, wo unsere hochmoderne Großbäckerei eine nicht wegzudenkende Stütze des zweitgrößten Backwarenproduzenten Deutschlands Lieken geworden ist, wollen wir die Zahl der Backlinien erhöhen“, erläutert Geserick weiter. Keinesfalls wolle man einen Backstrang abstellen, weil eine der größten Bäckereien Europas sich in einer Stadt mit einer sterbenden Stadtgesellschaft befindet.

Da lockten die Angebote der Metropolen in unmittelbarer Nähe oder im Westen unseres Landes viel zu stark. „Mit anderen Worten: Wir schütten kein überschüssiges Geld aus, sondern versuchen, den Industriestandort Wittenberg zu sichern.“

Thomas Schneider vom Gewerbeverein findet es „großartig, dass sich SKW Piesteritz für die Stadt stark macht“. Gerade Textilbranche, Reiseunternehmen und Gastronomie seien stark betroffen. „Unterstützung haben sicher viele nötig.“ Die Aufgabe in der Jury von „Groß hilft Klein“ werde deshalb nicht leicht.

OB Zugehör betont: „Durch den Hilfsfonds wird nicht alles gut. Er ist als Aufforderung zu verstehen, dass noch mehr große Unternehmen helfen.“

So kann man sich für die Hilfe bewerben

Firmen aus der Kernstadt Wittenberg und Piesteritz können sich ab sofort unter dem Betreff „Groß hilft Klein“ per E-Mail an [email protected] bewerben. Folgende Angaben sollen dabei gemacht werden:
1. Name des Firmeninhabers
2. Zahl der Beschäftigten (maximal zehn)
3. Information über Art und die Höhe erhaltener oder beantragter staatlicher Unterstützung
4. Erklärung des Geschäftsmodells in maximal drei Sätzen
5. Benennung des Umsatzes (wird - je nach Wunsch - vertraulich behandelt)
6. Auflistung der vom Unternehmen zu tragenden Kosten
7. Schilderung der Situation und des Bedarfs des Unternehmens in bis zu sieben Sätzen
8. Erreichbarkeit über E-Mail und Telefon

Wichtig: Die Bewerberin/der Bewerber muss bereit sein, für eine Berichterstattung in der MZ über das Unternehmen in Zusammenhang mit der Spende zur Verfügung zu stehen. Wir wollen schnell und unbürokratisch helfen, deshalb bitten wir um Einsendung der Bewerbung bis spätestens 30. Mai.

Anträge werden laufend bearbeitet. Unternehmen, die den Stickstoffwerken Piesteritz folgen und Kleinstunternehmen helfen wollen, können sich an der Aktion beteiligen. Entsprechende Anfragen werden vom Büro des Oberbürgermeisters, Rufnummer 03491/ 421310, entgegengenommen. (mz)