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Herbstzauber und Streetfood Herbstzauber und Streetfood: Ein Stückchen weite Welt in Wittenberg

Von Stefanie Hommers 22.10.2018, 12:06
Zahlreiche Besucher fanden den Weg in die Exerzierhalle zum „Herbstzauber“.
Zahlreiche Besucher fanden den Weg in die Exerzierhalle zum „Herbstzauber“. Thomas Klitzsch

Wittenberg - „Die fallenden Blätter wehen an meinem Fenster vorbei. Die fallenden Blätter in Rot und Gold…“ Nat King Coles Klassiker „Autumn leaves“ bietet den passenden Sound zum „Herbstzauber“. Das „Duo Twinzz“ sitzt am Freitag in der Abendsonne vor der Exerzierhalle und sorgt dafür, dass die Besucher der Messe auch akustisch auf die dritte Jahreszeit eingestimmt werden.

Diese Twins“ sind übrigens tatsächlich Zwillinge, darüber hinaus auch noch im passenden Sternzeichen geboren. Kein Wunder also, dass die Keyboard- und Saxophonklänge der beiden blonden Musikerinnen aufs Beste harmonieren.

Breit gefächertes Angebot

Bereits zum zweiten Mal hat der Veranstalter „LebensArt“ an diesem Standort ein ganzes Wochenende lang zum Bummel durch ein herbstlich inspiriertes Warenangebot eingeladen. Die Palette ist breit gefächert: Praktische Heckenscheren und schöner Silberschmuck, wärmende Feuerstellen und Whirlpool mit sprudelndem Wasser werden ebenso offeriert, wie mundgeblasene Glaskugeln für die Weihnachtszeit und Blumenzwiebeln für die nächste Frühlingsblüte. Und das passende Gewächshaus dazu gibt es ebenfalls - „orkangetestet“, wie der Hersteller verspricht.

Am Freitagnachmittag nutzen einige Gäste das Angebot für einen Bummel nach getaner Arbeit und läuten so das Wochenende ein. Manch einer kennt die LebensArt-Messe schon, war im vergangenen Jahr bereits in der Exerzierhalle und ist auch 2015 durch die Wallanlagen gebummelt. „ Hier finden wir es aber noch schöner als im Stadtpark“, betont ein Ehepaar aus Wittenberg.

Viele Gäste sind (Ehe-)Paare und bei den meisten kommt der „Herbstzauber“ gut an. „Wir sind begeistert“, bekunden auch Claudia und Markus Biedermann. Die Stimmung sei schön, das Ambiente ansprechend, die Größe überschaubar und das Angebot insgesamt geeignet, „den Gleichklang des Alltags angenehm zu unterbrechen“. Ein wenig eingekauft haben die beiden denn auch.

„Wir haben die Wirtschaft unterstützt und uns eine Freude gemacht“, bekennt Claudia Biedermann lachend. Donald und Cheryl Klein konnten ebenso wenig widerstehen. Zusammen mit Joyce und Wayne Knolhoff sind die Gäste aus den USA zur Messe gekommen, um nach getaner Arbeit ein wenig lokale Atmosphäre zu schnuppern. Die beiden Paare sind im Rahmen des „English Ministry-Programms“ in der Lutherstadt und im Anschluss an einen von ihnen gestalteten englischsprachigen Gottesdienst zur Messe gekommen.

Bereitwillig öffnen sie ihre Einkaufstaschen, um die erstandenen kulinarischen Souvenirs zu präsentieren. Neben Nussmischungen befindet sich darin vor allem würziger Käse und nicht zuletzt Rindersalami von Bernhard Viehweg. In Grimma betreibt der Landwirt eine Rinderzucht mit rund 600 Tieren verschiedener Rassen. Zu seinen Spezialitäten zählen mit Chili, rosa Knoblauch oder Single-Malt Whiskey aromatisierte Würste ebenso wie Salami vom japanischen Kobe-Rind.

Das sei das teuerste Rindfleisch der Welt, im Augenblick weltweit total angesagt, so Viehweg und zeichne sich durch eine besonders mürbe Struktur des Fleisches aus. Das Probierstück liefert den Beweis: Die unter dem Namen Wagyū angebotene Salami zergeht geradezu auf der Zunge.

Für Experimentierfreudige

Wer kulinarisch noch ein wenig experimentierfreudiger ist, muss nur ein paar wenige Schritte weiter gehen, denn an diesem Wochenende hat auf dem Wittenberger Arsenalplatz das Streetfood-Festival seine Zelte aufgeschlagen. Der Andrang ist nicht ganz so groß wie bei der Premiere im vergangenen Jahr, die Herausforderung indes die gleiche. Denn die kulinarische Weltreise hält nicht allein Speisen bereit, die der Gaumen bereits gewohnt ist.

Neben italienischer Pizza und ungarischem Langos, kalifornischen Sandwiches und indischen Samosas, chinesischen Hefeklößen und Wiener Apfelstrudel stehen auch ausgesprochene Exoten wie Kamelgeschnetzeltes und Krokodil- sowie Zebragulasch aus Kenia auf der Speisekarte. Trau ich mich oder trau ich mich nicht? Für viele Neugierige ist das die entscheidende Frage. Die Antwort fällt, je nach Temperament und Wagemut unterschiedlich aus.

Petra und Peter Grabo sind zusammen mit Tochter Nadine Anger eigens aus Kropstädt angereist, haben sich alles angeschaut, was so geboten wird - und dann doch lieber eine traditionelle Entscheidung getroffen. Langos und „echt leckere Burger“ zum Hauptgang, zum Abschluss dann noch etwas Süßes. Satt und zufrieden sind die drei – der Ausflug habe sich gelohnt, finden sie.

Mutige Entscheidungen

Laura Groß dagegen ist den mutigen Weg gegangen. „Ich hab schon Mehlwürmer gegessen“, berichtet die Zehnjährige mit leuchtenden Augen. Geschmacklich ist sie allerdings nicht hundertprozentig überzeugt. „Ein bisschen wie Popcorn, nur nicht ganz so lecker“, lautet das Urteil, der Nachgeschmack sei etwas gewöhnungsbedürftig. Auch ihre Mutter hat sich getraut.

Aber als sie dann eine Heuschrecke in der Hand hielt, war auf einmal doch eine gehörige Portion Skepsis da. „Soll ich das jetzt wirklich essen?“, hat sie sich gefragt. Am Ende landete das Insekt schließlich - allen Zweifeln zum Trotz - in ihrem Mund, „und ich war positiv überrascht“, bekennt Catherine Groß.

Chris Reichenberg und Smoothie Schönwiesner kennen solch gemischte Gefühle gut. Am Stand der „Gefährlichen Insektenküche“ bieten sie die eiweißreichen Spezialitäten an und sind überzeugt davon, dass sie hier und heute schon einmal präsentieren, was künftig selbstverständlicher Bestandteil der Ernährung sein wird. „Das ist gesund, nachhaltig und ökologisch“, verkünden die beiden jungen Männer mit Nachdruck und ergänzen lächelnd: „Man muss die Leute doch schon einmal auf die Zukunft vorbereiten“. Wohl bekomm’s. (mz)

Einladend wirkte der Whirlpool mit Sektkühler und Gläsern.
Einladend wirkte der Whirlpool mit Sektkühler und Gläsern.
Klitzsch
Das Bummeln und Shoppen untermalte musikalisch das Duo Twinzz.
Das Bummeln und Shoppen untermalte musikalisch das Duo Twinzz.
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