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Helle Räume, Gartenblick

Von INA OTTO 12.10.2008, 16:10

WITTENBERG/MZ. - Kaum einer will an diesem Samstag auf die nächste Führung warten und so macht sich Jehle zusammen mit rund 40 Neugierigen auf den ersten öffentlichen Rundgang durch die bezugsfertigen Stationen.

Feierliche Stille

Die Kapelle im Erdgeschoss, die den Ruhesuchenden tatsächlich die nötige Stille bietet, ist durch eine dicke Schallschutzwand von der Krankenhaushektik isoliert. Neben einem kleinen Altar ersetzen bunte, angestrahlte Scheiben das Kirchenfenster. Jehle schlägt passend zur feierlichen Stille ein paar Töne auf dem restaurierten Flügel und der Orgel an. Anschließend folgen die Neugierigen ihm auf die Galerie, die in den Bereich der Inneren Medizin führt. Hier, im Endoskopieraum, bleibt endlich Zeit für ein paar Zahlen, die Jehle eifrig von seinem Zettel abliest: 27 Millionen Euro habe der Bau gekostet, davon habe das Land 23 Millionen beigesteuert. 480 Kilometer Starkstromkabel seien verlegt, 425 Heizkörper und 268 Waschbecken installiert worden.

"Die Schwestern haben sich Gedanken gemacht, wie man die Quadratmeter am effektivsten nutzen kann", erzählt Jehle im Ruheraum der Abteilung Funktionsdiagnostik. Alle Mitarbeiter konnten laut dem Chefarzt ihre Ideen zur Einrichtung einbringen. Viele der Räume stehen noch leer. Vorrichtungen für Maschinen dösen auf der Intensivstation im zweiten Stock neben großen Sichtscheiben vor sich hin. Mannshohe Fenster bieten einen Blick auf den Dachgarten, wo sich bereits die ersten Grünpflanzen ans Tageslicht drängen. "Solche Kleinigkeiten können einem kranken Menschen schon helfen", so Jehle. Wichtig sei ihm auch gewesen, dass im Krankenhaus "nicht nur für die Medizin, sondern auch für seine Besucher Platz ist". Deshalb gebe es auch Warte- und Rückzugsräume für Angehörige von Intensivpatienten.

"Wir freuen uns darauf, hier einziehen zu können", sagt eine Etage höher Schwester Beate Möbius. Ab 12. November darf Wittenbergs Nachwuchs bei ihr im Kreißsaal das Licht der Welt erblicken. Hier, wo das Leben seinen Anfang nimmt, kann man sich den Krankenhausbetrieb jetzt schon vorstellen. Zu Vorführzwecken stehen rosa bezogene Entbindungsstühle und bunte Kinderbettchen bereit.

Claudia Walpert schaut sich in den neuen Räumen neugierig um. Sie war selbst schon Patientin im "Paul Gerhardt Stift", habe sich von Chefarzt Jehles Vorfreude auf die Eröffnung anstecken lassen und ist eigens zum Tag der offenen Tür aus dem niedersächsischen Lüchow-Dannenberg nach Wittenberg gekommen. "Die warmen Farben, die Helligkeit und die Gestaltung mit Blumen", sagt sie, was ihr am Neubau am besten gefällt. Staunend stehen auch Silke und Ronald Schulze aus Wittenberg im Krankenhausfoyer. "Es ist ein gelungenes Objekt - und tut der Stadt gut", sind sich die beiden einig.

400 Besucher in zwei Stunden

Geschäftsführer Andreas Gebhardt zeigt sich ebenfalls beeindruckt - vor allem vom großen Besucherandrang. Mehr als 400 Personen sind in den ersten zwei Stunden in das Krankenhaus gekommen. In den nächsten Wochen werden die neuen Räume laut Gebhardt nach und nach bezogen. Vor allem sei er aber froh, "dass wir endlich mit dem Umbau fertig sind. Dreck und Krach haben sich gelohnt. Aber nun können unsere Mitarbeiter endlich darauf verzichten."