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Heizung aus der Renaissance

Von Karina Blüthgen 29.11.2006, 16:52

Kemberg/MZ. - Sichtlich erfreut ist Meffert über Teile einer Heizungsanlage aus der Renaissance-Zeit, auch wenn sie offenbar nicht lange in Betrieb war. Zwei Kammern sind erkennbar, eine zum Heizen, die andere für die Warmluft, die ins Gebäude geleitet wurde. "Das findet sich nicht so oft", sagt der Archäologe über die Besonderheit. "Es war schon eine privilegierte Lage hier am Markt. Aber wir wissen noch nicht, wer genau in der in Frage kommenden Zeit hier gewohnt hat."

Ein halber Backofen fand sich ebenfalls noch. Darunter war einer aus ungebrannten Lehmziegeln. "Es ist deutlich erkennbar, dass Teile erst durch den Gebrauch verziegelt sind, das kann man selten so verfolgen", weist Joachim Meffert auf einen weiteren speziellen Fund hin. Die Reste der Häuser zeigen Fundamente aus Feldsteinen und Raseneisenerz als Baumaterial. Dachziegel und Fachwerklehm neben massiven Brandschuttschichten lassen Meffert vermuten, dass massive Ziegelbauten hier offenbar erst ab der Mitte des 17. Jahrhunderts entstanden sind, davor wurde in Fachwerk gebaut. Eine Reihe kleinere Bronzegegenstände, zumeist Beschläge, sowie Haushaltsgegenstände wie kleine Messer wurden gefunden, einige einzelne Münzen (die für eine Datierung noch gereinigt werden müssen) sowie Keramik, entstanden zwischen dem 13. Jahrhundert und der Gegenwart. Einige Gefäße sind zum Teil sogar vollständig erhalten. Einen Brunnen hat das Grabungsteam auf dem Gelände übrigens nicht gefunden. "Dies deutet darauf hin, dass Wasser früher vermutlich vor allem aus öffentlichen Brunnenanlagen entnommen wurde", erklärt der Archäologe.