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Heimatstube Meuro Heimatstube Meuro: Erinnerung an vergangene Zeiten

Von Marcel Duclaud 25.04.2016, 17:47
Blick in den „Schlauch“, vorne findet sich das Wohnzimmer.
Blick in den „Schlauch“, vorne findet sich das Wohnzimmer. Klitzsch

Meuro - 28 Meter lang ist die neue Heimatstube, dafür aber nur drei Meter breit. „Ein Schlauch, was soll das werden?“, fragte sich Bärbel Pfeifruck. Mit Einfallsreichtum hat die engagierte Meuroerin aus der nicht ganz optimalen Situation etwas gemacht. Die Heimatstube des kleinen Ortes, die einst anlässlich der 600-Jahr-Feier entstanden ist und seither von Bärbel Pfeifruck am Leben gehalten wird, hat den Standort gewechselt.

Bisher war sie in einem leer stehenden Haus gegenüber der Gastwirtschaft zu finden, jetzt dort, wo schon Bibliothek und Jugendclub sind, wo einst die Gemeindeverwaltung zu finden war. Das hat damit zu tun, dass das alte Domizil sich in schlechtem Zustand befand und Investitionen nicht absehbar waren. Außerdem steht der schmucklose Verwaltungsbau, hinter dem gerade ein neues Feuerwehrgebäude errichtet wird, ja zur Verfügung und gehört der Stadt.

Bärbel Pfeifruck ist mit ihrem kleinen Museum also umgezogen, der Aufwand war beträchtlich. Aufgeben aber möchte sie es nicht. Zu schade um die vielen Exponate, die gespendet wurden und werden. Und ihr selber machen die Betreuung und Gestaltung Freude, auch wenn sie sagt: „Wer so etwas tut, muss einen Spleen haben.“ Die Heimatstube lebt von Spenden, so ist auch der Umzug finanziert worden. Geöffnet ist sie zwei Mal in der Woche, immer donnerstags und sonntags ab 13 Uhr. Dass sich die Resonanz in Grenzen hält, findet die Meuroerin schade und tut einiges dafür, dass sich das ändert: „Ich habe Handzettel verteilt in Ogkeln, Scholis, Sackwitz und Meuro.“ Auch Kaffeetrinken oder Kartenspielnachmittage gehören zum Angebot. Eine Seniorenrunde wird sich ab Mai regelmäßig in der Heimatstube treffen.

Dort hat Bärbel Pfeifruck aus der Not eine Tugend gemacht und den „Schlauch“ mittels Raumteiler in verschiedene Abteilungen gegliedert. Ganz vorne findet sich das Wohnzimmer mit diversen mehr oder minder alten Haushaltsgegenständen, vom Tauchsieder über den Kanonenofen bis zum Geschirr – oder eine Flasche „Bergmannstod“, damals für 1,12 Mark zu haben. Fotografien sind ebenso dabei wie alte Puppenwagen. Es folgt eine Art Schlafzimmer mit Wäsche, Nähmaschine, Bügeleisen, kleinem Bett und Trachten, die sich Interessenten übrigens ausleihen können. Wer schon etwas älter ist, dem dürften etliche der Ausstellungsstücke nicht ganz fremd sein. Viele gehörten einst zum Alltag in Omas Häuschen.

Was nicht fehlen darf, ist neben Exponaten aus der Landwirtschaft eine Schulstube mit Tafel und Schulbank und Fotos von Klassen, die in Meuro einst unterrichtet wurden, als der Ort noch etwas größer war und eine Schule hatte – mit 168 Kindern in der Spitze. „Davon träumt manch eine Schule heute“, weiß Bärbel Pfeifruck.

In dem kleinen Museum wird auch die Chronik von Meuro aufbewahrt. Darin finden sich etwa Einwohnerzahlen. In welchem Maße die zurückgegangen sind in den vergangenen Jahren ist Bärbel Pfeifruck so richtig bewusst geworden, als sie ihre Handzettel verteilen wollte und merkte, wie viele Häuser inzwischen leer stehen. (mz)

Die alte Schule in der Heimatstube Meuro.
Die alte Schule in der Heimatstube Meuro.
Klitzsch