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Heilkräftiges Obst Heilkräftiges Obst: Reifes Obst unterm Gewand

Von Ilka Hillger 20.10.2016, 06:54
Quitten sollen sehr gesund sein.
Quitten sollen sehr gesund sein. Baumbach

Wittenberg - Die Quitte - es gibt sie als Apfel- und Birnenquitten - ist ein überaus gesundes Obst. Vor allem enthält sie viel Pektin, was sie für die Verarbeitung zu Mus und Gelee empfiehlt. Enthalten sind zudem Amygaldin, Eisen, Fluor, Gerbsäure, Kalium, Kupfer, Mangan, Natrium, organische Säuren, Tannine, Vitamin C und Zink. Rund 150 flüchtige Stoffe machen den typischen Quittenduft aus.

Die Heilkraft der Quitte machte sich der Mensch früh zu nutze. Hippokrates empfahl sie schon um 400 v. Chr. gegen Durchfall und Fieber, Hildegard von Bingen setzte sie bei „gichtigen Krankheiten“ ein, im Mittelalter wurden faule Quitten als Wundheilmittel - ähnlich wie Pflaster - eingesetzt. Quittenmus ist in der Volksmedizin bei Durchfall und Darm- und Magenbeschwerden beliebt. Die Pektine im Quittenmus senken den Cholesterinspiegel, normalisieren den Blutzuckerspiegel und sollen Darmkrebs vorbeugen.

Zudem werden Quittenkerne - man nennt sie auch Gewitterkörner - vielseitig eingesetzt. Sie enthalten größere Mengen an Schleimstoffen, die eine gute Wirkung gegen Halsbeschwerden und Husten haben. Dafür werden die Kerne in Wasser eingeweicht und aufgekocht, der sich bildende Quittenschleim kann schluckweise getrunken werden. Man kann ihn aber auch für Haarkuren und bei Hautausschlag anwenden, er wirkt bei schmerzenden Augen und kann das Wundligen verhindern. Quittenblätter nutzt man in der Volksheilkunde für Sitz-Dampfbäder bei Frauenleiden.

Weil reife Quitten betörend duften, trugen im Mittelalter Jünglinge eine Quitte unter dem Gewand und wollten damit bei den Mädchen angenehm auffallen. Quitten wurden früher auch zwischen Wäschestücke oder in den Schrank gelegt. Man sollte allerdings immer mal nachschauen, wie weit der Reifungsprozess gediehen ist. (mz)