Handwerk in Wittenberg Handwerk in Wittenberg: Bauen mit Metall

Wittenberg - Die Anspannung ist abgefallen, die Erleichterung ist groß. Acht Auszubildende zum Metallbauer, Fachrichtung Konstruktionstechnik, haben am Dienstag im Wittenberger Berufsschulzentrum (BSZ) ihre letzten Prüfungen bestanden. Stolz präsentieren sie im Foyer der Bildungsstätte die Ergebnisse ihrer praktischen Abschlussarbeiten. Und die können sich sehen lassen. Die Exponate belegen eindrucksvoll die von ihren Produzenten in den letzten dreieinhalb Jahren erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten.
Handwerker, die eine Ausbildung in einem Beruf des Handwerks durch Bestehen der Gesellenprüfung vor der Handwerkskammer erfolgreich abgeschlossen haben, erhalten den Gesellenbrief. Sie sind einem Facharbeiter gleichgestellt. Ab dem Spätmittelalter war es üblich, dass junge Handwerksgesellen für einige Jahre auf Wanderschaft gingen. Sie sammelten bei anderen Meistern ihrer Zunft weitere Erfahrungen und vertieften damit ihr Wissen. Die Wanderjahre, auch „auf der Walz sein“ genannt, waren bis ins 19. Jahrhundert hinein Voraussetzung, um Meister werden zu können. Heute gibt es diese Pflichtwanderjahre nicht mehr, manche Gesellen pflegen dieses Brauchtum dennoch.
In Eigenregie
„Das Niveau ist in diesem Jahr durchaus sehr hoch“, zeigt sich Sven Blumenthal zufrieden. Als Mitglied der Prüfungskommission verweist er auf das Konzept seiner Innung. „Unsere Lehrlinge fertigen ihr Gesellenstück vollständig in Eigenregie an. Zuerst reichen sie bei uns eine Idee ein. Nach deren Bestätigung folgt die Erstellung einer entsprechenden Dokumentation, einschließlich der Konstruktionsunterlagen. Die Dokumentation muss eine solche Qualität aufweisen, dass auch ein außenstehender Metallbauer das entsprechende Teil problemlos nachbauen kann. Im nächsten Schritt gehen die Jungs dann an die praktische Fertigung ihres Erzeugnisses“, erläutert der bei der Schlosserei Lerch beschäftigte Meister.
André Brabitz hat als Mitglied der Handwerkskammer Halle den Vorsitz der Prüfungskommission inne: „Wir legen großen Wert darauf, dass die gefertigten Produkte auch eine Verwendung erfahren. Beispielsweise werden drei der heute präsentierten Stücke verkauft. Es ist schließlich für unsere Auszubildenden eine große Motivation, ihre Arbeiten auch später noch vor Augen zu haben und nicht im Schrott landen zu sehen.“
Das von Mark Rehahn gefertigte Gartentor wird seinen Platz auf dem Anwesen seiner Mutter finden. „Eigentlich war es nicht mein Wunsch, Metallbauer zu werden. Mein Vater hat mir aber dazu geraten und mittlerweile bin ich in diesen Beruf hineingewachsen. Es macht echt Spaß“, resümiert der 25-jährige. So sind für ihn auch Weiterbildungen und Höherqualifizierungen kein Buch mit sieben Siegeln. Auf dem Schirm hat er später eventuell einen Meisterlehrgang oder ein Studium. „Aber jetzt will ich erst mal arbeiten. Arbeit ist die halbe Miete“, sagt der frisch gebackene Konstruktionstechniker. Mark Rehahn wird in den nächsten Tagen noch einen Schweißerlehrgang absolvieren und anschließend eine Tätigkeit in seinem Ausbildungsbetrieb aufnehmen.
Für Alexander Pra ist ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gegangen. „Ich wollte gern diesen Beruf erlernen. Das Interesse daran wurde durch meinen Vater geweckt, der ebenfalls Metaller ist.“ Die Ausbildung charakterisiert er als anstrengend, aber als durchaus machbar. „Die Zeit ist schnell vergangen.“ Pras Gesellenstück ist eine Kippmulde. 17 Stunden hat er für die Erstellung der dazu gehörigen Dokumentation aufgebracht, nochmals die gleiche Zeit für die Fertigung des Erzeugnisses, das in seinem Ausbildungsbetrieb Verwendung finden wird. Leider wird er von diesem nicht übernommen werden. „Ich suche mir selber was. Das wird schon klappen“, gibt er sich optimistisch.
Auf Montage
Das von Marcel Baldin hergestellte Objekt ist ein zirka drei Meter hoher Gartengrill. „Ich wollte was Besonderes machen und mich von der Masse abheben“, begründet er seine wohl durchdachte Konstruktion. Nach seinen Worten hatte er bereits eine Ausbildung zum Zerspanungstechniker absolviert. Die Arbeit in einer Fabrikhalle befriedigte ihn jedoch nicht. Die Firma Straacher Metallbearbeitung GmbH (SMB) gab ihm eine neue Chance. So kann für ihn nun ein großer Traum wahr werden. „Deutschlandweite Montage, das ist mein Ding. Und damit wird es mit der SMB jetzt losgehen“, berichtet Marcel Baldin. (mz)