Barrierefreies Bauen Grundsteinlegung: So teuer wird das neue Kreisarchiv in Wittenberg
Der Landkreis Wittenberg baut ein neues Kreisarchiv. Was genau am Kurfürstenring entsteht, welche Kosten gestemmt werden müssen und wann der Umzug ins neue Domizil geplant ist.

Wittenberg/MZ. - Der Landkreis Wittenberg baut ein neues Kreisarchiv. Am Montag fand auf dem Gelände am Kurfürstenring 31 in Sichtweite zur Hafenbrücke die Grundsteinlegung statt.
Die Gesamtkosten für das Bauvorhaben belaufen sich auf 7,6 Millionen Euro, davon sind 7,4 Millionen Euro Eigenmittel, 175.600 Euro kommen von der Förderbank KfW. Dass seit 2007 kein Projekt dieser Größenordnung, also insbesondere ohne Fördermittel, realisiert wurde, sagte am Rande der Grundsteinlegung Landrat Christian Tylsch (CDU) zur MZ.
Beschluss von 2021
Archivierung ist eine Pflichtaufgabe. Um die Kosten für das Bauvorhaben zu stemmen, werden teilweise Kredite aufgenommen. Dass die Entscheidung, ein modernes Kreisarchiv zu errichten, nicht über Nacht kam, sagte Tylsch zur Grundsteinlegung vor Kreistagsmitgliedern, Bürgermeistern aus dem Kreis und Vertretern der beteiligten Firmen sowie Mitarbeitern seiner Verwaltung. Vielmehr sei der Entschluss das Ergebnis jahrelanger Überlegungen, Abstimmungen und Analysen. Am 17. März 2021 beschloss der Kreistag Wittenberg den Bau.
Von Anfang an habe eins festgestanden: Man wollte ein Archiv schaffen, „das moderne Standards erfüllt, um eine dauerhafte, sichere und zugleich effiziente Unterbringung unserer wertvollen Dokumente zu gewährleisten“. Derzeit befinden sich die Akten bei Wikana. Wie die Leiterin des Kreisarchivs zur MZ sagte, ist dies seit der Zusammenführung mit den Archiven aus Gräfenhainichen und Jessen 2004 so. Als eine „zuverlässige Heimat“ bezeichnete Tylsch diesen Ort, für das entgegengebrachte Verständnis sei man dankbar.
Modern und barrierefrei
Das neue Kreisarchiv werde ein modernes, barrierefreies, dreigeschossiges Gebäude. Im Dezember 2025 soll einer Beschreibung zufolge der Baukörper der drei Magazinbereiche mit einer Fläche von rund 1.110 Quadratmetern sowie einem Lesesaal für sieben Nutzer, davon einer rollstuhlgerecht, vier Büroräumen und zwei Bereichen für eine Digitalisierungsstrecke zur Verfügung stehen. Die Kapazität zur Archivierung wird aktuell mit 10.422 laufenden Metern (Regalböden) für 89.897 Archivkartons angegeben. Zu berücksichtigen seien 2024 rund 8.000 laufende Meter.

Zeitgemäß wird die Wärmeerzeugung, laut Planung sind zwei Sole-Wasser-Wärmepumpen mit einer Leistung von je 46 Kilowatt vorgesehen. Somit könne eine Gesamtwärmelast von 90 bis 95 Kilowatt durch regenerative Erdwärme gedeckt werden. Dies gelte für den Neubau sowie die vorgelagerte Villa, welche einmal den Kindertreff beherbergte und die sich im Eigentum des Kreises befindet, aber laut Tylsch derzeit nicht Bestandteil des Projektes sei. In der Sommerzeit sei später eine Kühlung der Büroräume, des Wartebereiches und des Lesesaales vorgesehen. Auf dem Flachdach des Neubaus ist eine Photovoltaikanlage geplant, die insbesondere der Eigenversorgung bis hin zur geplanten Ladeinfrastruktur dienen solle.
Zu den Besonderheiten der Baustelle gehört die Nähe zu den Bahngleisen, auch die Elbaue ist nicht weit entfernt. Hinsichtlich der Bahn waren nach Auskunft von Ines Behrens vom Gebäude-Fachdienst des Landkreises detaillierte Absprachen bis hin zu Sicherungsposten notwendig. Speziell ist auch die Bohrpfahlgründung. Einer Mitteilung zufolge wird das Bauwerk von 51 Stück Ortbeton-Bohr-Pfählen, die jeweils zwischen 15 und 20 Meter tief sind, getragen. Die Gesamtlänge betrage rund 770 laufende Meter, dafür wurden 375 Kubikmeter Beton verarbeitet.
Wissen und Geschichte
Jenseits interessanter technischer Details aber geht es um Inhalte. „Ein Archiv ist nicht nur ein Lager für Dokumente. Es ist ein Ort, an dem Wissen und Geschichte zugänglich gemacht werden, ein Ort, der der Gesellschaft dient und oft direkt in die Lebenswirklichkeit unserer Bürgerinnen und Bürger hineinwirkt“, betonte der Landrat und verwies beispielhaft auf den Bereich der Baugenehmigungen – etwa sind alte Bauakten für aktuelle Bauvorhaben von hohem Wert – oder auf Adoptionsakten.
Laut einer Vorlage wird das neue Wittenberger Kreisarchiv am Kurfürstenring ein Ort der Begegnung mit Geschichte und Wissen. Mit der geplanten Fertigstellung Ende 2025 und dem Umzug im April 2026 werde das Archiv ein modernes Zuhause finden, „das auf jahrhundertelanger Tradition aufbaut und sich den Herausforderungen der Zukunft stellt“.