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Großkorgaer Eiche zerlegt

Von FRANK GROMMISCH 12.09.2011, 20:12

ANNABURG/MZ. - "Das Klettern hat Spaß gemacht, total", sagt Julia. Das Mädchen, das gerade in den Seilen an einer Ulme hing, ist von der Aktion beim zehnten Tag der offenen Tür im Betreuungsforstamt Annaburg begeistert. Wie sie versuchten sich etliche andere Kinder als "Zapfenpflücker". Willie Freese und Christian Mothes hatten ihnen zuvor erläutert, wie sie gesichert als Zapfenpflücker in die Baumkrone kommen und natürlich wie auch wieder herunter. Aber die Kinder haben auch gespürt, dass es keine leichte Arbeit ist. Sie hatten Spaß daran, in den Seilen zu schaukeln. Wenn die Männer die Früchte von Bäumen einsammeln müssen, dann haben sie auch noch einen Sack zu transportieren.

Mehrere Säcke dabei hat Dietmar Friebe aus Jeber-Bergfrieden. Er bietet auf dem Forstamtsgelände in der Holzdorfer Straße nicht allein Holzkohle aus seiner Köhlerei an, sondern gibt den Besuchern auch Erläuterungen, wie aus Holzscheiten das Brennmaterial hergestellt wird. Eigentlich, so bekennt er, gibt es solche Erläuterungen nur bei ihm in der Köhlerei, aber für die Annaburger Forstleute hat er mal eine Ausnahme gemacht. Die Besucher staunen, als er darüber informiert, dass fünf Tonnen Holz erforderlich sind, um daraus eine Tonne Holzkohle entstehen zu lassen. Und bei dem Prozess der Kohlebildung steigen die Temperaturen auf bis zu 500 Grad Celsius. Er habe Spaß an seiner Arbeit, verrät Dietmar Friebe, während es aus einem Metallfass, seinem transportablen Holzmeiler, kräftig qualmt. "Ich bin den ganzen Tag an der frischen Luft." Der Nebeneffekt: "Der Arzt bekommt kein Geld von mir."

Einige Meter von der Köhlerei, an der von den Forstleuten auch ein kleiner Holzmeiler aufgebaut wurde, wie er früher wohl in Wäldern öfters zu sehen war, sitzt Hendryk Kröber aus Bad Schmiedeberg hinter einigen Pilzen. Sie liegen auf einem Tisch ausgebreitet. Die Sortenvielfalt, die in Wäldern entdeckt werden kann, ist nicht üppig. Es sehe derzeit "ziemlich mau" aus. Steinpilze und Birkenpilze zum Beispiel sind nicht zu finden. Es sei offenbar schon wieder zu trocken in den Wäldern. Pfifferlinge hingegen gebe es deutlich mehr als sonst. Ein Grund könnte sein, dass die einstige Überdüngung der Wälder nachlässt, meint der Pilzberater. Er ist zuversichtlich, dass Ende September, Anfang Oktober eine Pilzpirsch erfolgreicher verläuft als jetzt. Derzeit wird der Fachmann nicht so häufig um Rat gefragt. Das werde sich ändern, wenn das Pilzaufkommen wieder üppiger ausfalle, ist er überzeugt. Dass sich in diesem Jahr jemand an Pilzen vergiftet habe, sei ihm nicht bekannt. "Hoffentlich bleibt es so."

Stetig entwickelt hat sich der Tag der offenen Tür im Betreuungsforstamt. Die ersten beiden der inzwischen zehn Ausgaben befassten sich vor allem mit den Möglichkeiten, Holz zum Heizen einzusetzen, erinnert sich Forstamtschef Frank Ackermann. In den Jahren darauf wurde der Forstwirtschaft selbst immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Zu den Vorführungen gesellten sich Fachvorträge zu verschiedenen Themen, etwa zur Holzvermarktung und zum möglichen Schädlingsbefall. Diesmal war auch auf die Wünsche von Besuchern reagiert worden, die gern einmal die Samendarre, die einzige in Sachsen-Anhalt, besuchen wollten. Gelungene Veranstaltungen haben angestachelt, sagt Frank Ackermann. "Neue Ideen sind hinzugekommen." Der Besucherzustrom gibt den Organisatoren Recht, dass sie den Nerv der Gäste treffen.

Das beweist sich auch, als das Mobile Sägewerk aus Langengrassau (bei Luckau) seine Arbeit aufnimmt. Ganz allein zerschneidet Manfred Arndt eine alte Eiche. Sie stammt aus Großkorga, bestätigen Revierförster Guido Arndt und Ortsteilbeiratsvorsitzender Eberhard Kerz. Vermutungen, dass so ein dicker Baum doch sehr alt sein muss, widerlegt Guido Arndt, indem er die Jahresringe nachzählt. Auf etwa 100 Jahre bringt es die Eiche. Dass sie so einen kräftigen Stamm hat, verdankt sie wohl ihrem günstigen Standort.

Günstige Positionen haben sich auch die Besucher gesucht, die mit großem Interesse die Arbeit des Sägewerks verfolgen. Es kann auch mitten im Wald zum Einsatz gebracht werden, erwidert Manfred Arndt vom Sägewerk Niedergesäß auf eine Frage. Kurz darauf wird die nächste Bohle geschnitten. Ein 30-PS-Motor bringt die Säge in Schwung.