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Gotteshaus in Straach Gotteshaus in Straach: Wer kümmert sich um die Sanierung der Kirche?

Von irina Steinmann 02.12.2014, 19:26
Ausnahmsweise mal keine regionstypische Feldsteinkirche: Gotteshaus von Straach
Ausnahmsweise mal keine regionstypische Feldsteinkirche: Gotteshaus von Straach achim KUhn Lizenz

Wittenberg - Es kommt nicht alle Tage vor, dass sich ein Ortsbürgermeister im Stadtrat hinstellt und die Grundsatzfrage stellt. Ist sie des Kaisers? Oder doch Gottes? Wem gehört die Kirche von Straach? Und wer saniert sie also? Das wollte Klaus Eckert (Freie Wähler) geklärt wissen und zumindest der erste Teil der Frage ist nun beantwortet: „Es ist unser Eigentum“, sagte am Dienstag auf MZ-Anfrage Gabriela Günther, Fachbereichsleiterin „Gebäudemanagement“ in der Stadtverwaltung.

Im Verwaltungsvermögen

Dass die Lutherstadt in den Besitz einer Dorfkirche gekommen ist, hat Günther zufolge allerdings just damit zu tun, dass sich die seinerzeit noch selbständige Gemeinde Straach 2002 selbst um eine Zuordnung des Grundstücks samt Gotteshaus bemüht und 2003 bzw. 2004 damit auch Erfolg gehabt hatte. Damit sind Kirche und Boden heute, seit der Eingemeindung 2010, „Verwaltungsvermögen“ der Stadt Wittenberg. So recht bewusst war das in der Wittenberger Verwaltung aber offenbar zuvor niemandem. Vielleicht wollte es aber auch niemand so genau wissen.

Für Wittenbergs Superintendent Christian Beuchel war die Eigentümerfrage zwar schon länger geklärt, wie er sagt, dass auch die Stadt das so sieht, höre er allerdings zum ersten Mal, erklärte er am Dienstag gegenüber der MZ. Für ihn sei der Fall ein, wie er ironisch ergänzte, „schönes Stück deutscher Rechtsgeschichte“, die 1918 mit der Trennung von Kirche und Staat begann und in den Jahren der DDR, die kein Bodeneigentum kannte, fortgeführt wurde, um nach der Wende schließlich in entsprechende Rückübertragungsverfahren zu münden. Ob die Kirche 2002 selbst versucht hatte, Gottes Haus und Grund in Straach zu bekommen, dabei aber an der Kommune scheiterte, wie Fachbereichsleiterin Günther nach Aktenstudium erklärte, wisse er nicht.

Rund 50 000 Euro für die Sanierung

Nach Klärung der ungeklärten Eigentumsfrage ist es nun an der Zeit, die Frage zu klären, die Ortsbürgermeister Eckert mit seinem Vorstoß im Stadtrat eigentlich klären wollte: Wer kümmert sich denn nun um die Sanierung der Kirche? „Ich möchte, dass das Denkmal Kirche Straach erhalten bleibt.“ Vor allem Dach und Fenster des Gotteshauses gelten Eckert zufolge als dringend sanierungsbedürftig. Allein das Dach schlüge inzwischen wohl mit etwa 10 000 Euro zu Buche, alte Kostenvoranschläge gingen noch von 2 500 Euro aus, seien aber längst Makulatur. Für die Fenster würden 2 000 bis 5 000 Euro fällig - pro Stück, es handele sich um Butzenscheiben. Insgesamt schätzt Eckert den Sanierungsbedarf an der Kirche auf etwa 50 000 Euro. „Jetzt fürchtet sich jeder vor den Kosten“, so der Ortsbürgermeister.

Ohne Rücknahme

Die Kirche, lediglich Nutzerin in Straach, hebt die Hände. „Wir können uns nicht vorstellen, das Gebäude zurückzunehmen“, sagt, kaum überraschend, Superintendent Beuchel. Jetzt, nachdem die Stadt sich als Eigentümerin bekannt habe, lasse sich „über Sanierungsfragen reden“. Noch weniger als die Stadt schwimmt freilich die Kirche im Geld. „Wir müssen uns jetzt mit den Beteiligten zusammensetzen“ und festlegen, was „nötig“ und wie es zu finanzieren ist, kündigte Gabriela Günther Gespräche an. Zunächst dürfte es freilich wohl nur um Sicherungsmaßnahmen gehen. Man wolle versuchen auch die Kirche mit ins Boot zu holen. Straach, das Eckert zufolge noch als selbständige Gemeinde eine Vereinbarung mit der Kirche geschlossen hat, dass in dem Gotteshaus auch Beerdigungsfeiern von Nichtkirchenmitgliedern stattfinden, und sich damit den Bau einer Leichenhalle sparte, geht nicht mit leeren Händen in diese Gespräche. An die 6 000 Euro hat bereits eine Spendenkampagne ergeben, die im Ort für das Gotteshaus gestartet worden ist, allein 5 000 Euro steuerte ein Ortsansässiger bei, der laut Eckert ungenannt bleiben möchte. Und die Spendenbüchse wird auch an diesem Sonntag wieder herumgehen im Gotteshaus: Um 16 Uhr gibt es dort eine „Adventsfeier“ mit dem Verein Talentschmiede Wittenberg. Gastgeber sind Ortschaftsrat, Kultur- und Sportverein und Gemeindekirchenrat. Eine Heizung? Gibt es nicht in der Kirche, sagt Eckert. Das wäre freilich das „Sahnehäubchen“ bei einer Sanierung. Ein Traum. (mz)