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Gewässerkonzept Oranienbaum  Gewässerkonzept Oranienbaum : Kosten zu hoch für die Stadt

Von Andreas Behling 29.04.2016, 13:35
Das chi­ne­si­sche Teehaus im Ora­ni­en­bau­mer Park spiegelt sich im Wasser.
Das chi­ne­si­sche Teehaus im Ora­ni­en­bau­mer Park spiegelt sich im Wasser. Klitzsch

Oranienbaum - Der Oranienbaum-Wörlitzer Bürgermeister Uwe Zimmermann (Linke) ist skeptisch. In seiner Antwort auf ein Schreiben der Bürgerinitiative (BI) „Grundwasser“ bekannte er, dass das gesamte Fließgewässerkonzept „keine Anhaltspunkte“ dafür liefere, „dass eine signifikante Absenkung des Grundwasserspiegels auch tatsächlich erreicht“ werde.

Die Bürgerinitiative hatte sich wie berichtet besorgt gezeigt, dass im Nordbereich des Ortsteils Oranienbaum die Fundamente unterkellerter Wohngebäude seit Jahresbeginn im Grundwasser stehen. Zimmermann spricht aktuell zwar von wichtigen Ansätzen, die das Konzept enthalte. Nur sei das Problem, dass sich der Wertumfang für die Maßnahmen, mit denen eine wie auch immer geartete Absenkung erreicht werden könnte, allein für die Stadt auf knapp 1,9 Millionen Euro belaufen würde.

Mittelfristig nicht möglich

Für Oranienbaum-Wörlitz hielt er fest, dass die Stadt „akut von Zahlungsunfähigkeit bedroht“ sei. Trotzdem müssten Brandschutz und Kinderbetreuung gesichert sein. Maßnahmen aus dem Fließgewässerkonzept umzusetzen, werde die Kommune hingegen „mittelfristig nicht in der Lage sein“.

Dazu müsste sich entweder die Haushaltlage durchgreifend verbessern oder die die Förderquote „mindestens 80 Prozent“ betragen. Aus der Konstellation ergebe sich, „dass Arbeiten, die über die grundlegende Gewährleistung der Sicherheit und Ordnung hinausgehen, nicht durchgeführt werden können“.

Zimmermann verspricht jedoch, auch in Zukunft die Sandfänge im Brauersbach regelmäßig zu reinigen. Außerdem entrichte man fristgerecht die Beiträge, die an die Verbände „Untere Mulde“ und „Elbaue-Fläming“ für die Unterhaltung der Fließgewässer zweiter Ordnung zu zahlen sind.

„Von einer zügigen Umsetzung der Maßnahmen aus dem Fließgewässerkonzept kann aber keine Rede sein“, fügt das Stadtoberhaupt hinzu. Kein Urteil mochte sich Zimmermann erlauben, welche personellen und finanziellen Möglichkeiten die Kulturstiftung DessauWörlitz (KsDW) hat, um das Grabensystem im Schlosspark von Oranienbaum zu pflegen. Wie Stiftungssprecher Steffen Kaudelka mitteilte, würde sich insbesondere im Grabensystem am Ehrenhof viel Schlamm ablagern. Und dies immer wieder in relativ kurzer Zeit.

„Die Hauptursachen resultieren aber vorrangig aus dem massiven Sandeintrag aus dem Wasserzulauf aus dem Brauersbach und der Straßenentwässerung der Stadt Oranienbaum“, hielt Kaudelka fest. Über die Jahre habe sich der Eintrag der Sedimente schrittweise auch auf den Grabenverlauf im englisch-chinesischen Garten ausgewirkt. Allerdings sei es seit mittlerweile drei Jahren gelungen, das Problem der Sandzufuhr aus dem Brauersbach stark zu mindern. Die Stadt lasse seit dieser Zeit vom Unterhaltungsverband „Untere Mulde“ jährlich beräumen.

Lösung in Sicht

Noch nicht geklärt sei jedoch das „Problem des massiven Sandeintrages aus der Straßenentwässerung“. Dazu würden die KsDW und die Stadtverwaltung „bereits seit Jahren eine rege Diskussion“ führen. Man wolle eine nachhaltige Lösung. Für diese verantwortlich zeichne die Kommune.

Dem Pressesprecher zufolge sei in diesem März „erstmals eine Reinigung und Spülung der Straßenkanalisation an den Straßenzuläufen zum Barockgraben“ durchgeführt worden. „Optimal wäre eine jährliche Spülung und Reinigung.“ Ob sich das umsetzen lasse, sei „letztendlich abhängig von der Finanzierbarkeit seitens der Stadt“.

Für die sicherte Uwe Zimmermann nun zunächst der Bürgerinitiative zu, dass das zusammengetragene Zahlenmaterial an die Wasserbehörde des Landkreises übermittelt werde. Bei der Gelegenheit wolle er einen Gesprächstermin vereinbaren, zu dem er auch die Bürgerinitiative einladen wolle. Zugleich bestätigte er, dass die Begutachtung des Gremminer Sees durch die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH bekannt sei.

Allerdings lägen der Kommune bislang keine Ergebnisse vor. „Sollte sich für die Stadt Oranienbaum-Wörlitz die Möglichkeit eines Widerspruches im Rahmen des Verfahrens eröffnen“, merkte er an, „werden wir dieses Recht konsequent nutzen.“ Die Bürgerinitiative hatte darauf gedrängt, dass das Gewässer vor den Toren Gräfenhainichens auf keinen Fall weiter geflutet werden dürfe. (mz)