Geschenk aus Dänemark Geschenk aus Dänemark: Rotes Tuch für die Schlosskirche

Wittenberg - Es ist ein wahrhaft königliches Geschenk, das die Wittenberger Schlosskirche zu ihrer feierlichen Wiedereinweihung erhält: Dänemarks Königin Margrethe II. persönlich wird ihr am 2. Oktober ein selbst entworfenes und besticktes Altartuch übergeben. Bereits im vergangenen Sommer habe sie mit der Arbeit angefangen, und Anfang dieses Jahres sei sie nun fertig geworden, verriet das dänische Staatsoberhaupt jüngst in einem Interview mit der dänischen Tageszeitung „Politiken“.
Margrethe II. von Dänemark besucht am Sonntag die Lutherstadt. Gemeinsam mit Bundespräsident Joachim Gauck und Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff nimmt sie auf Einladung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an dem Gottesdienst zur Wiedereröffnung der Schlosskirche teil. Im Anschluss daran gibt es einen Empfang im Erdgeschoss des Schlosses. Weitere Stationen der dänischen Monarchin in Wittenberg sind der Luthergarten, wo sie - als Oberhaupt der dänischen Kirche - am frühen Nachmittag einen Baum pflanzen wird, und das Alte Rathaus, wo sie der Oberbürgermeister zum Eintrag ins Goldene Buch empfängt. Mit Haderslev hat Wittenberg auch eine Partnerstadt in Dänemark.
Die 76-jährige Monarchin, die als sehr volksnah gilt und sich deshalb in Dänemark großer Beliebtheit erfreut, ist bereits seit ihren jungen Jahren künstlerisch tätig. So illustrierte sie in den 1970er Jahren das Cover der dänischen Ausgabe von Tolkiens Bestseller „Herr der Ringe“, kreierte zahlreiche dänische Sonderbriefmarken und Kalender und übersetzte zusammen mit ihrem französischen Mann, Prinz Henrik, Romane. Zudem entwirft sie Kirchentextilien, Theaterkostüme und Bühnenbilder. Auch ihre meist extravagante Kleidung gestaltet die Monarchin oft mit.
Wie das Altartuch für die Wittenberger Schlosskirche aussehen wird, ist aus Veröffentlichungen dänischer und deutscher Medien, aber auch des dänischen Königshauses selbst, bereits bekannt. Das Antependium, wie Altartücher auch genannt werden, ist aus einem Gitterstoff gefertigt und in einem leuchtenden Dunkelrot gehalten. Zentrales Motiv ist eine Lutherrose, die umrahmt wird von mehrfarbigen Flammenmotiven. „Es geht dabei nicht nur um Pfingsten und die Flammen des Heiligen Geistes, sondern auch um Luthers Kirche und um Luther selbst, der ja ein sehr temperamentvoller Enthusiast war. Diese Energie wollte ich darstellen“, sagte Margrethe II. gegenüber „Politiken“.
Auch das kräftige Dunkelrot - das Kirchenjahr gliedert sich farblich in Rot, Violett, Weiß, Grün - sei bewusst gewählt. Ein vorsichtiges Grün in der Kirche bewirke gar nichts, das sei keine Hilfe für das Auge, und der Gottesdienst dürfe doch schließlich auch ein Fest sein, sagte die Monarchin weiter. „Die Kirche soll sich nicht in ein Mauseloch verkriechen, denn dann sieht man nur noch das Loch.“
Ganze 500 Stunden habe sie mit großer Intensität an dem Tuch gearbeitet. „Ich begann damit, das Muster auf kariertes Papier aufzuzeichnen, damit man Stich für Stich gestalten kann, das ist ein Prozess, der sich permanent entwickelt, für mich ist das eine sehr schöne Arbeit, und deswegen zählt man auch nicht die Stunden“, berichtete die Königin in einem weiteren Interview, diesmal mit dem NDR.
Sie habe wirklich versucht, eine so gute Arbeit zu leisten wie möglich, und habe sehr viel Energie in das Projekt investiert. „Es ist für mich eine große Freude und Ehre gewesen, für so einen markanten Ort wie Wittenberg zu gestalten“, so Margrethe II. im NDR, „und es ist wirklich ein altehrwürdiger Ort, in dem derzeit große Anstrengungen unternommen werden, ihn zu restaurieren, das ist eine enorm imposante Arbeit.“
Die Begeisterung für die Lutherstadt, der man in Dänemark vielfach begegnet, kommt nicht von ungefähr. Sie war der wichtigste Impulsgeber für die Reformation in Dänemark, vermittelt vor allem durch Luthers Mitstreiter Johannes Bugenhagen und Philipp Melanchthon. Bugenhagen hielt sich auf Bitten des dänischen Königs Christian III. zwei Jahre in Kopenhagen auf, verfasste die neue dänische Kirchenordnung nach Wittenberger Vorbild und ordnete die Verhältnisse an der Universität Kopenhagen, Melanchthon stand im engen Briefwechsel mit dem König über Fragen zu diesem Thema.
„Die Reformation hatte einen enormen Einfluss auf das Dänemark, das wir heute kennen“, sagte die Königin gegenüber dem NDR, „sie hat unsere Sprache geprägt, mit der Übersetzung der Bibel fing das an, wie in anderen europäischen Ländern ja auch.“
Ob sie denn zufrieden sei mit dem Resultat ihrer Arbeit am Altartuch, fragte sie der Redakteur der Zeitung „Politiken“ am Ende des Interviews. „Ich finde, es sieht sehr vielversprechend aus. Ich glaube, ich habe es richtig getroffen“, so die Antwort der Königin. „Man wird sehen, was die Leute denken.“ (mz)