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Paul Gerhardt Stift  Geburt im Krankenhaus Wittenberg: Schönheitskur für Kreißsäle im Paul Gerhardt Stift

Von Ilka Hillger 04.08.2016, 16:47
Chefarzt Martin Voss zeigt einen Kreißsaal im Wittenberger Krankenhaus Paul-Gerhardt-Stift. Der soll dank einer Spende von dem Unternehmen SKW noch schöner werden.
Chefarzt Martin Voss zeigt einen Kreißsaal im Wittenberger Krankenhaus Paul-Gerhardt-Stift. Der soll dank einer Spende von dem Unternehmen SKW noch schöner werden. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Alles ist vorhanden, alles funktioniert - was will man mehr? Vielleicht etwas Wärme und Geborgenheit, denn Zweckmäßigkeit ist nicht allein seligmachend, vor allem nicht, wenn es um sensible Bereiche geht. Eine Geburt gehört in diese Kategorie.

Die meisten Kinder kommen hierzulande in einem Krankenhaus zur Welt. Zwar gibt man sich allerorten Mühe, Kreißsäle so einzurichten, dass sie sich in der Gestaltung von anderen Krankenstationen unterscheiden, aber sie bleiben eben doch Funktionsbereiche mit einer Fülle von Technik und Gerätschaften.

Mit einer ganzen Reihe von Angeboten bereitet die Frauenklinik im Paul Gerhardt Stift Schwangere auf die Geburt vor. So gibt es an jedem dritten Donnerstag im Monat Informationsabende im Kreißsaal. Zu den Kursangeboten gehören Yoga, Gymnastik und Entspannung im Wasser und Stillvorbereitung. Ist das Kind geboren, kann man sich mit jungen Müttern im Stillcafé treffen, Indische Babymassage ausprobieren oder auch das Babyschwimmen buchen. Zudem bereitet ein Geschwisterkurs Bruder oder Schwester auf die neue Rolle vor. Eine Besonderheit der Geburtenstation ist in Wittenberg der Kreißsaal-OP. Die Mediziner der Station sind außerdem auf schwierige Beckenendlagen spezialisiert. (mz/ihi)

Martin Voss, Chefarzt der Frauenklinik des Paul Gerhardt Stiftes, geht am Donnerstag durch die Kreißsäle seiner Station und nicht alles, was er da sieht, gefällt ihm. Nüchtern und steril sind die Räume aus dem Jahr 2008 zuweilen. Der Chefarzt nennt sie „patientenorientiert“ und freut sich auf die Zukunft, wenn die Station sich „paarorientiert“ präsentieren wird. In gut sechs Wochen soll es so weit sein. Dann hat das Gerhardt-Stift eine Spende von SKW verbaut.

„385 .000 Euro zur Unterstützung einer modernen, leistungsstarken und repräsentativen Geburtenstation“ benennt das Wittenberger Unternehmen sein zahlenmäßig höchstes finanzielles Engagement im Jahr 2015 auf der Internetpräsenz. Nun also wird im Stift dieses Geld ausgegeben. Rund 200.000 Euro sollen die Umgestaltung der Kreißsäle und der Geburtenstation kosten, für den 20. Oktober ist die offizielle Einweihung geplant, sagt bei der Vorstellung des Vorhabens Geschäftsführer Henning Rosenberg.

„Wir investieren damit über den Standard hinaus und hoffen, die Menschen dazu bewegen zu können, zu uns zu kommen. Eine Geburtsklinik suchen sich die werdenden Eltern schließlich nach langer Überlegung selbst aus“, so Rosenberg. Im Paul Gerhard Stift sei man bei einer Geburt gut aufgehoben, ergänzt Chefarzt Martin Voss.

Seit zwei Jahren arbeitet er in dieser Position im Stift, von rund 500 jährlichen Geburten sei die Zahl seit dieser Zeit auf fast 700 gestiegen. Aktuell haben bis zum August 400 Mädchen und Jungen auf der Station in diesem Jahr das Licht der Welt erblickt.

Voss weiß aber auch, dass im Krankenhausgeschäft erst eine jährliche Geburtenzahl von 1000 als rentabel gilt. Wenn, wie in Bad Belzig, ein Kreißsaal schließt, profitieren die benachbarten Anbieter. So sei es auch in Wittenberg, wertet Martin Voss die Zahlen. Vor allem aus Brandenburg kämen mehr Frauen als früher hierher, aber auch aus Coswig, Roßlau oder Bad Schmiedeberg.

Glücklicher ist er über die Investition in seinem Bereich, weil diese eigentlich nicht auf der Prioritätenliste des Krankenhauses stand. SKW wollte das Geld jedoch zweckgebunden einsetzen. „Hier hat ein großer Arbeitgeber erkannt, dass in die Zukunft investiert werden muss. Fachkräfte, die angeworben werden, legen auch auf solche Merkmale einer städtischen Infrastruktur wert“, sagt der Mediziner. „Das hilft uns, im Kampf um die Gesundheitshäuser nicht zu verlieren.“

Die Kreißsäle werden von dem sechswöchigen Bauvorhaben jedenfalls nur profitieren. Während die Versorgung der Schwangeren reibungslos auf der Wochenbettstation weiter geht, sollen die Räume einer optischen Runderneuerung unterzogen werden, für die die Berliner Innenarchitektin Antje Gebel die Pläne liefert.

Voss spricht von Cocooning, runden Formen, Farbwechsel beim Licht, Sichtschutzwänden, die die Funktionsstrecken verbergen. Es wird Familienzimmer mit Hotelcharakter geben, den Baderaum sieht Geschäftsführer Henning Rosenberg mit der Anmutung eines Hamam. Mit diesem Konzept sollte die 1000er-Grenze in naher Zukunft kein Problem sein. (mz)