Gastronomie in Wörlitz Gastronomie in Wörlitz: Neues Gasthaus "Zieglers" soll im April öffnen

Wörlitz - „Zieglers“ nennt Stephan Ziegler das Gasthaus, das er im April in Wörlitz eröffnen möchte. Damit bringt er gleich seinen Namen in die gastronomische Welt des Ortes ein und gibt ein bisschen vom künftigen Ambiente in den einstigen „Drei Linden“ preis. Anheimelnd mit klaren Konturen, schick und innovativ soll sich das Restaurant präsentieren. Und ein Ziegelmotiv aufgreifen.
Das bestätigt auch Steffen Strömer, einer der Geschäftsführer der Ladenbauer der Heinrich Stracke GmbH in Dessau-Mildensee: „Die Wandverkleidung zum Beispiel hat was.“ Über einer lang gezogenen, gepolsterten Bank sind Mauerziegel appliziert. Auch der Fußboden greift diesen Stil ganz bewusst auf. Die Ziegel-Applikationen passen ganz wunderbar in das mit seinem Familiennamen verwobene Konzept, findet Ziegler.
Der bald 34-jährige Oranienbaumer hat einen langen Anlauf genommen, um im Ort zu landen. Seit Februar 2013 werkelte er am und vor allem im Gebäude. Die Verzögerungen waren auf verborgene, nicht so schnell zu behebende Überraschungen im Objekt zurückzuführen. Momente des Zweifelns blieben aber selten. „Ich war realistisch und optimistisch. Aufgeben wollte ich nie“, betont Ziegler.
Vom Wörlitzer Lokal hatte er kurz vor dessen Zwangsversteigerung erfahren. „Mir war irgendwie nach einer Veränderung“, erinnert er sich. Dabei hatte er sich seinerzeit schon in einem Schweizer Restaurant, gelegen bei Schaffhausen, mit guten Erfolgsaussichten vorgestellt. Doch nun zieht er das Gartenreich der Alpenlandschaft vor.
Stephan Ziegler, der vor der Berufskarriere ein passabler Fußballschiedsrichter war, ist seit 2013 Mitglied im Kochverein Anhalt. Kochvereins-Vorsitzender Thomas Wolffgang war auch der Berufsschullehrer des Oranienbaumers. Über seinen früheren Schützling sagt er: „In der Gastronomie völlig neu zu beginnen, ohne ein fertiges Objekt zu übernehmen, ist unheimlich mutig und verdient jede Hochachtung. So etwas funktioniert nicht mit links und 40 Grad Fieber. Aus meiner Warte ist Stephan jemand, der in den sogenannten Wanderjahren viele Stile und charakterlich unterschiedliche Chefs kennenlernte. Daraus hat er für sich Nutzen gezogen. Bereits als Lehrling hat er gezeigt, dass er was erreichen will. Viele trauen sich das nicht zu. Seine Investition kommt der Region und unserem Verein unheimlich entgegen.“ Wolffgang ging davon aus, dass das „Zieglers“ sich mit einem Rezept um das „Anhalt-Gericht 2016“ bewirbt.
Seine Ausbildung zum Koch absolvierte der gebürtige Dessauer zwischen 1998 und 2001 im Wörlitzer „Parkhotel“. „Zu kochen fand ich sehr spannend. Beim ersten Mal mit elf Jahren“, sagt er selbst. „So stand auch zeitig meine Berufswahl fest. Das kann auch daran gelegen haben, dass meine Mutter und Großmutter immer so gut gekocht haben.“ Weitere Entwicklungsstationen waren der „Goldene Fasan“ in Oranienbaum und das NH-Hotel in Dessau.
Schon bald wechselte Stephan Ziegler jedoch ins Hotel „Herrenkrug“ am Rande von Magdeburg. „Das war dort ein sehr schönes Arbeiten“, resümiert er. Gleichwohl zog es ihn Anfang 2007 nach Cardiff. Allerdings trug der Plan, in der Hauptstadt von Wales auch die Fremdsprachenkenntnisse zu verbessern, kaum Früchte. „In dem Fünf-Sterne-Haus arbeiteten leider fast nur Österreicher und Deutsche“, muss der Koch nachträglich schmunzeln. Deshalb wechselte er 2008 erneut, diesmal nach Berlin. Dort leitete Stephan Ziegler direkt am Potsdamer Platz im Hotel „The Mandala“ das „Qiu“, den kleinen Bruder des Feinschmecker-Restaurants „Facil“. In der Rolle arbeitete der Oranienbaumer eng mit Michael Kempf, dem seinerzeit jüngsten Sternekoch in Deutschland, zusammen. „Schon da hat mir gefallen, dass ich mit Kreativität meine eigene Küche führen konnte“, erzählt Ziegler. „Das Teamwork mit Kempf hat mich stark positiv beeinflusst und in meiner Entwicklung vorangebracht.“
Das soll sich dann ab April in Wörlitz widerspiegeln. Der junge Chef verspricht, eine bodenständige Küche mit kreativen Komponenten zu mischen. „Ich möchte einige Dinge anders kochen, als man es gewohnt ist. Es sollen ein paar überraschende Kniffe auf den Tellern zu sehen sein“, merkt er an. Zum Start möchte er die Karte nicht zu üppig gestalten. „Sie soll aber mit Frische punkten und mit ein paar raffinierten Sachen zum Probieren verlocken“, gibt er vor. Nicht minder wichtig sei ihm, die meisten Produkte aus der Region zu beziehen: Bier aus Landsberg, Wein aus Jessen und von der Unstrut, Fleisch von einheimischen Bauern und Fisch aus den Gewässern vor Ort. Starke Anregungen liefern Ziegler auch die „Grüne Woche“ in Berlin und die „Internorga“ in Hamburg. „Diese Leitmessen muss man besuchen, weil es Plattformen sind, auf denen neue Trends und Innovationen vorgestellt werden und immer einige regionale Betriebe vertreten sind, die man selbst noch gar nicht so kannte.“
Für sein Team sucht Ziegler noch Köche oder Köchinnen, einen Kellner oder eine Kellnerin sowie Pauschalkräfte. Insgesamt rechnet er mit drei Festangestellten und zwei bis drei Pauschalisten. Im Gastraum rechnet er mit einer Kapazität für 50 Gäste. In der wärmeren Jahreszeit soll auf alle Fälle der angrenzende Biergarten bewirtschaftet werden. Zu einem späteren Zeitpunkt wird auch der Pensionsbetrieb mit vier Fremdenzimmern anlaufen.
Nach der Übernahme der einstigen Bäckerei Elster durch die Familie Doneck sorgt Ziegler für die zweite Veränderung in Sichtweite zum „Eichenkranz“. Die Lage des „Zieglers“ könnte strategisch nicht besser sein. „Natürlich setzt man bei mehreren 100 000 Besuchern im Jahr auch auf die Neugier - und den Hunger - der Touristen.“ Und natürlich der Einheimischen. (mz)

