Früherer Kohlehandel wird ab April zum Biker-Treff
Wittenberg/MZ. - Lernt man sie kennen, entpuppen sich die Biker aber als ganz normale Zeitgenossen, die das Motorradfahren lieben, fachsimpeln und natürlich Party machen wollen. Seit Jahresbeginn gibt es in Wittenberg das jüngste Chapter (so nennen sich die einzelnen Vereine nach US-Vorbild) der Road Eagles.
Bis dato gehörten die Wittenberger zum Jessener Zweig des bundesweit organisierten Bikerclubs. "Doch mit über 30 Mitgliedern wurden wir zu groß, so dass wir unser eigenes Chapter gegründet haben", erläutert Elmar Böhme, "President" des Wittenberger Clubs. "In Bikerkreisen kennt man mich nur als Elle", verweist er auf die unter den Motorradfreunden übliche Sitte, sich nur beim Vornamen zu nennen.
Ein halbes Jahr waren die Biker auf der Suche nach einem Vereinshaus. Jetzt erweckt der Road Eagle MC Wittenberg, wie er sich mit vollem Namen nennt, ein 18 Jahre lang leer stehendes Gebäude wieder zum Leben. Und der alte Kohlehandel am Bahnhof Wittenberg-West hat sich unter den Händen der Clubmitglieder schon mächtig verändert.
"Alles läuft in eigener Regie", bekundet "Vice President" Kay. Das betrifft nicht nur die Arbeiten, sondern auch die Finanzierung. Indes dankt der Club-Vize einigen Sponsoren, die, obwohl nicht Mitglieder des Clubs, den Bau etwa mit Preisnachlässen unterstützen. Immerhin besteht das Wittenberger Chapter bislang nur aus sieben Mitgliedern. Lob geht an die Stadtwerke, die mit den Anschlüssen zu Beginn der Arbeiten sehr schnell waren.
Wunschziel für die Fertigstellung des Vereinshauses ist April. Äußerlich wird es unverkennbar zeigen, was es beherbergt. Die Entwürfe für die fassadengroßen Graffiti hat Böhme, der eine Malerei- und Bausanierungsfirma betreibt, schon im Computer. "Wittenberg ist immer mit drin", sagt er und verweist auf die beiden Kirchtürme. Die Stirnseite wird eine Straßenperspektive samt Logo der Road Eagles zieren.
Die Vereinschefs sind sich im Klaren darüber, dass zur Eröffnung des Clubhauses noch nicht alles im Umfeld hergerichtet sein kann. Immerhin gehören 7 000 Quadratmeter Land dazu. Doch einige Hinterlassenschaften des Kohlehandels, Betonfundamente für Kräne etwa, lassen sich nicht ohne weiteres entfernen. Erstmal wird eine Fläche unmittelbar am Haus befestigt. Auf Neugierige freuen sich die Road Eagles übrigens. Ihr Haus soll offen für alle sein. Und so laden sie auch die Anwohner, die während des Baus manchen Lärm und Staub ertragen haben, ein, auf ein Bier hereinzuschauen. Apropos Staub: Einmal rückte sogar die Feuerwehr an. Ein besorgter Anwohner hatte wohl befürchtet, Flammen würden auf der Baustelle lodern. "Dabei haben wir nur das Haus abgestrahlt", sagt Elmar "Elle" Böhme schmunzelnd. Die Biker nehmen das Erlebnis als Indiz dafür, dass man ihnen wohl gesonnen ist. Dass so mancher Autofahrer vergisst loszufahren, obwohl die Bahnschranke schon wieder oben ist, schreiben sie auch der wachsenden Neugier zu. Manche fragten sogar, ob sie helfen könnten. Das ist ein Grund mehr dafür, dass die Wittenberger Road Eagles mit dem Gedanken spielen, eine öffentliche Eröffnungsparty zu veranstalten. Aber eigentlich ist das alles nur Mittel zum Zweck: "Wir wollen Motorrad fahren, uns treffen und Party machen."